Im März hingen noch Kabel von der Decke, doch Arbeitsplätze im Erdgeschoss waren schon eingerichtet. Überall Menschen, die Treppenhäuser fliesen, Schränke und Teeküchen aufstellen – das Interdisziplinäre Diagnostik- und Analysezentrum (IDA) soll pünktlich fertig werden. Räumlich ist das Gebäude, in dem sich leistungsfähige Medizintechnik wie große automatische Laborstraßen befinden werden, zwar von den Standorten Fichtengrund (vormals Salzdahlumer Straße) und Celler Straße getrennt. Doch eine Verbindung besteht über Glasfaserkabel: Die Auswertung von Proben kann auf Knopfdruck an die behandelnde Ärzteschaft verschickt werden. „Die bisher bestehenden Kapazitäten in den Gebäuden des Klinikums werden verkleinert und optimiert, stehen also als Notfall-Labore für die Bereiche Transfusionsmedizin, Pathologie und Labor/Mikrobiologie weiterhin an den bisherigen Standorten zur Verfügung – etwa wenn eine schwer verletzte Person eine schnelle Labordiagnostik oder eine Bluttransfusion braucht oder während einer Tumoroperation ein Schnellschnitt benötigt wird“, erklärt Prof. Dr. Hamid Hossain. Er leitet das Institut für Mikrobiologie, Infektiologie, Laboratoriumsmedizin und Krankenhaushygiene (MILKy).
Das Milky wird gemeinsam mit der Pathologie (Chefarzt Dr. Ansgar Dellmann), dem Institut für Klinische Transfusionsmedizin (Chefarzt Dr. Hendrikus Garritsen) und der Zentralen Einrichtung für Molekulare Diagnostik (Leitung Dr. Horst Hannig) den IDA-Neubau interdisziplinär nutzen.
Prof. Dr. Hossain ist als stellvertretender Ärztlicher Direktor bei diesem Großprojekt auch Mitglied des Lenkungsausschusses, der jede Phase bis zur Inbetriebnahme steuert und in dem Geschäftsleitung, Projektmanagement-Organisation und Ärztliche Direktion vertreten sind. „Alles wird unter medizinischen, funktionalen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten entschieden.“
Automatisierte Prozesse
Mit der Ausrüstung des Diagnostikzentrums sind sämtliche dort anzusiedelnden Institute und Abteilungen auf dem neuesten Stand. Das unterstreicht auch Friedrich Prem, Geschäftsbereichsleiter Change Management und Facility Management. „Die Inbetriebnahme verbessert die Infrastruktur des Klinikums massiv.“
Viele Arbeiten würden künftig im Zentrallabor automatisiert stattfinden und Resultate digital übermittelt.
Friedrich Prem: „Wir erleben einen großen Schritt hin zu mehr Qualität und zu einer erhöhten Betriebs- und Patientensicherheit.“
Auf der Baustelle erläutert Ralf Kampf von ParTCoN, Spezialist für Bauprojekte im Gesundheitswesen, einige Besonderheiten: „Weil IDA zur kritischen Infrastruktur zählt, ist eine unterbrechungsfreie Stromversorgung sichergestellt für den Fall, dass die Elektrizität ausfällt. Ein ausgeklügeltes Zutrittssystem ermöglicht die Lieferung von Verbrauchsmaterialien rund um die Uhr.“ Die Transfusionsmedizin als einziger Bereich mit Publikumsverkehr hat einen eigenen Eingang: Dort melden sich Blutspenderinnen und Blutspender. Es gibt einen explosionsgeschützten Raum, weil dort brennbare Flüssigkeiten für die Pathologie gelagert werden. An anderer Stelle, wo massenweise gläserne Objektträger auf ihre Verwendung warten, wurde wegen der hohen Belastung der Boden extra verstärkt.
Neues Konzept spart Ressourcen
Bevor die Nutzerinnen und Nutzer des neuen Gebäudes an den Start gehen, sieht das Stufenkonzept eine offizielle Übergabe der Räumlichkeiten an das Klinikum als Mieter (siehe Kasten) vor. Die Umgebung muss staubarm sein, wenn die komplexen Laborstraßen vor Ort zusammenmontiert werden. Apparate für die Pathologie, die Transfusionsmedizin, jeweils eine große Straße für die klinische Chemie und eine für die Mikrobiologie, Hightech für die Molekulardiagnostik.
Sind die insgesamt mehr als 300 Geräte installiert, folgt die Validierung der Geräte und Tests, „damit wir sicherstellen können, dass die künftigen Ergebnisse mit den Ergebnissen aus den bisherigen Systemen vergleichbar sind“, sagt Prof. Dr. Hamid Hossain. Im nächsten Schritt werden sich Kolleginnen und Kollegen einarbeiten. Erst dann folgt der Umzug. „Die Mitarbeitenden aller Institute haben den Tag X, an dem IDA den Routinebetrieb aufnimmt, im Blick. Alles muss nahtlos passieren – schließlich geht es um Patientinnen und Patienten.“ Sie gelte es, bestmöglich mit Diagnostik zu versorgen.
IDA ermöglicht nicht nur fachübergreifendes Arbeiten wichtiger Institute und Abteilungen des Klinikums, das neue Miteinander fördert auch die Vernetzung der Disziplinen und etliche Synergieeffekte. Gemeinsame Flächen, nur ein Annahmebereich für die Proben, eine Anlieferung und Entsorgung, zentralisierte Kommunikation bei Fragen zu Technik und Materialbeschaffung, das neue Konzept schafft Klarheit und spart Ressourcen.
Prof. Dr. Hamid Hossain blickt positiv in die Zukunft: „Mit IDA gleichen wir nicht nur den bestehenden Investitionsstau aus, sondern erhöhen auch die diagnostische Versorgungssicherheit in der Region.“

Prof. Dr. Hamid Hossain
Stellvertretender Ärztlicher Direktor

Der künftige Aufenthaltsbereich im ersten Stock ist modern möbliert und durchflutet von Tageslicht. Von hier gelangen Mitarbeitende auf eine Dachterrasse. Noch ist einiges zu tun, wie das kleine Foto zeigt.
„Win-win-Situation für beide Seiten“
Bisher sind die Mitarbeitenden, die in das Interdisziplinäre Diagnostik- und Analysezentrum (IDA) einziehen sollen, beengt und in veralteten Räumen in unterschiedlichen Gebäuden tätig. Bei der Finanzierung des Neubaus entschied sich das Klinikum für eine Option, die seit den Nullerjahren etliche Städte wählten: Das Gebäude in Rautheim wurde nicht mit eigenen Mitteln realisiert, sondern durch die Streiff-Kroschke-Holding, ein Unternehmen in Braunschweig, das 33 Millionen Euro investiert. Das Klinikum mietet das Gebäude, das 3800 Quadratmeter Nutzfläche auf zwei Etagen umfasst. Prof. Dr. Hamid Hossain: „Auf der einen Seite musste das skbs nicht selbst die Mittel aufbringen, auf der anderen Seite kann sich der Investor auf einen dauerhaften Mieter verlassen. So gesehen ist es eine Win-win-Situation für beide Seiten.“
Als Generalunternehmer für die Ausstattung fungiert Siemens Healthineers. Das Medizintechnikunternehmen wird nicht nur die Laborstraßen neuester Generation liefern, sondern ist auch Ansprechpartner für die Geräte anderer Hersteller, außerdem ist es für die Organisation von Verbrauchsmitteln verantwortlich. Das Vertragsvolumen zwischen dem Klinikum Braunschweig und Siemens Healthineers umfasst auf zehn Jahre rund 80 Millionen Euro.
Informative Links
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