Klinikum Braunschweig
Bei laufendem Betrieb wird ein Mammutunternehmen realisiert: An der Salzdahlumer Straße (künftig Fichtengrund) entsteht die größte kommunale Klinik Niedersachsens. Mit „Spitzenmedizin fürs 21. Jahrhundert“ – so das Versprechen an Patientinnen und Patienten.
Autorin: Prem Lata Gupta
Fotos: Nick Neufeld
Zusammenarbeit in der modernen Zentralklinik: Pflegepersonal und Ärzteschaft freuen sich über diese Zukunftsperspektive.
Das gewaltige Banner entlang der Salzdahlumer Straße auf insgesamt 100 Metern Länge illustriert, welch ungeheure Transformation sich am Städtischen Klinikum Braunschweig vollzieht und wie es sich optisch als hochmodernes Krankenhaus präsentieren wird. Bis dieses Ziel erreicht ist, werden noch mehr als zehn Jahre vergehen. Die Umsetzung des Masterplans vollzieht sich in Teilschritten. Wenn alle realisiert sind, besteht das Klinikum aus vier miteinander verbundenen Gebäuden, ab Ende dieses Jahres schon gibt es eine vergrößerte Notaufnahme, die nunmehr Interdisziplinäres Notfallzentrum (INZ) heißt.
Es sind tiefgreifende Veränderungen, wie sie die Stadt noch nicht erlebt hat. Vertraute Standorte und Strukturen weichen, die Identität des Klinikums erfährt eine sichtbare und spürbare Veränderung. Darauf verweist der verantwortliche Geschäftsbereichsleiter Friedrich Prem. Er hat die Zentralklinik konzipiert. Frage: Warum braucht es vier Neubauten, alle nach Himmelsrichtungen benannt, dazu in unmittelbarer Nähe ebenfalls am Fichtengrund ein Dienstleistungs-, ein Büro- und ein Ambulanzzentrum? Die Antwort des Experten ist klar: „Die Errichtung einer Zentralklinik wurde erforderlich, da an allen Standorten in den bestehenden Gebäuden eine zeitgemäße klinische Betriebsführung nicht mehr möglich ist“, erklärt Friedrich Prem. „Diese Gebäude sind vollständig veraltet.“
Gebäude Süd soll 2029 bezogen werden
Darum auch der Plan, sämtliche Kliniken des Hauses mittelfristig zusammenzufassen. Einige Braunschweiger wissen es noch: Es gab jahrzehntelang sogar vier Standorte. Der älteste von 1882 an der Gliesmaroder Straße schloss 2011 seine Pforten. Aktuell übersiedeln die letzten Kliniken vom Standort Holwedestraße an die Salzdahlumer Straße (künftig Fichtengrund). Bleibt das historische Haus an der Celler Straße; dieses in eine Zentralklinik zu integrieren, ist der letzte große Schritt. Und damit wäre auch die Zwischenlösung des Zwei-Standorte-Konzeptes passé und eine Zentralklinik komplett umgesetzt.
Bis es so weit ist, werden noch Jahre vergehen. Vor allem die Finanzierung stellt eine Herkulesaufgabe dar. Kosten für die Errichtung des Gebäudeteils Ost, der zum Dezember 2024 in Betrieb geht, den Neubau Süd und die Veränderung der Verkehrsführung am Fichtengrund und um den gesamten Klinikkomplex: 803 Millionen Euro. Der Gebäudeteil mit der Bezeichnung Süd wird den Neubau Ost ergänzen, eine vorgelagerte neue Eingangshalle stellt die Klammer dar. Das ist Fortschritt, und doch wirft die vorgesehene Bauzeit von 2025 bis zum Einzug 2029 ein Schlaglicht auf die Zeiträume, auf die sich alle Beteiligten einstellen müssen.
Die Fertigstellung des Gebäudeteils Ost in diesem Jahr würdigte Klinikum-Geschäftsführer Dr. Andreas Goepfert als bedeutsamen Meilenstein. „Mit modernster Ausstattung und innovativen Behandlungsmöglichkeiten werden wir einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung leisten.“
Friedrich Prem
Leiter Change Management
Positive Außenwirkung durch viele Faktoren
Friedrich Prem als Geschäftsbereichsleiter Change Management (englisch Change = Wandel) unterstreicht, dass die Neubauten für eine Zentralklinik mehr beinhalten als eine neue äußere Hülle plus innovativer Technik. Da sei zum einen die Außenwirkung. „Früher hat man als kranker Mensch gesagt, man würde sich an den Chefarzt XY wenden. Das wird sich ändern: Patientinnen und Patienten entscheiden sich dann bewusst für das Klinikum – wegen der modernen Ausstattung, wegen der Kompetenz, die hier versammelt ist.“ Wenn es nach ihm geht, dann wird es das attraktive Gesamtpaket sein – medizinische Expertise, einladendes Entree, konsequente Barrierefreiheit, geräumige Zimmer, kurze Wege ohne Transporte zwischen den einzelnen Standorten – das nach außen wirkt.
Auch die Strukturen verändern sich innerhalb der Zentralklinik, etwa indem benachbarte Disziplinen zu Zentren zusammengefasst werden. Sich an einem Ort zu konzentrieren, sei überdies ein wichtiges Signal nach innen. Die Zusammenarbeit in einem großen Haus stärke das Gefühl von Ärzteschaft und Pflegepersonal, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Nach der Inbetriebnahme des Gebäudeteils Ost geht es ab 2025 mit dem Neubau Süd weiter. Hier sollen Kinder- und Jugendmedizin mit eigener Chirurgie untergebracht sein, ein Herz-Lungen-Zentrum und auch ein Kopfzentrum, das Neurologie und Neurochirurgie vereint. Idealerweise entsteht parallel ein Dienstleistungszentrum, in dem Apotheke, Küche, Ver- und Entsorgung und Lagerhaltung untergebracht sind.
Im darauf folgenden Gebäude Nord sollen vor allem hochtechnische Bereiche konzentriert sein: der Zentral-OP, ein bestens ausgerüstetes Notfallzentrum mit Kindernotaufnahme und Praxen der Kassenärztlichen Vereinigung, ein Bauchzentrum, das Herzkatheterlabor mit Rhythmologie/Elektrophysiologie und auch die Angiografie, um Gefäßerkrankungen zu therapieren. Der geplante Umbruch zeigt sich außerdem daran, dass die Geburtshilfe – nach weit über 100 Jahren am Standort Celler Straße – hierhin verlegt wird. Junge Familien sollen großzügig untergebracht werden, zum Teil in Appartements.
Dieser Teil der Zentralklinik könnte nach jetzigem Planungsstand 2035 fertig sein. Das hat neben der noch ausstehenden Finanzierung weitere Gründe. Friedrich Prem: „Allein der Planungs- und Ausschreibungszeitraum erstreckt sich auf drei, vier Jahre.“ In der letzten Phase geht es um den Neubau West, der noch verbliebene Bereiche vom Standort Celler Straße aufnimmt, und ein Bürozentrum für die Verwaltung des Klinikums. Gefragt nach der Motivation und dem langen Atem, den die Verantwortlichen zwangsläufig haben müssen, sagt der Change-Experte Friedrich Prem: „Wir schaffen ein modernes, zukunftsfähiges Unternehmen, das die medizinische Versorgung in der Region auf bestmöglichem Niveau sicherstellt.“
Die öffentlichen Flächen im Neubau wirken großzügig und sind lichtdurchflutet.
Einladend: Helle Fassaden und mit viel Grün gestaltete Freiflächen.
Wichtige Meilensteine
Quelle: Friedrich Prem, SKBS
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