Symptome bei Parkinson

Parkinson: Mehr als eine Bewegungsstörung

Weltweit sind mehr als sechs Millionen Menschen von der Parkinson-Krankheit betroffen. Typisch ist eine Einschränkung der Beweglichkeit, aber auch andere Beschwerden sind häufig.

Text: Susanna Bauch
Illustrationen: © Lars Heppner/MMA, © Giorgi Gogitidze/iStockphoto.com

Erst vor Kurzem kursierten Bilder von Michael J. Fox, bekannter Hauptdarsteller der Filmreihe „Zurück in die Zukunft“: der US-Schauspieler im Rollstuhl, beim Einsteigen ins Taxi auf Hilfe angewiesen. Fox leidet unter Parkinson, und das bereits seit 34 Jahren. Aber erst vor fünf Jahren hat er sich aus der aktiven Schauspielerei zurückgezogen, seinen Alltag meistert der 63-Jährige weitgehend selbstständig.

Und er ist nicht allein, sein Schicksal teilten Theodore Roosevelt und Leonid Breschnew, auch Frank Elstner ist betroffen. Parkinson ist nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung, laut Deutscher Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen sind in Deutschland rund 400 000 Menschen betroffen, weltweit sind es mehr als sechs Millionen, Tendenz steigend. Meist wird Parkinson zwischen dem 55. und dem 60. Lebensjahr diagnostiziert. Expertinnen und Experten unterteilen die Krankheit in fünf Stadien. Im ersten Stadium haben die Betroffenen nur milde Symptome, im fünften sind sie stark pflegebedürftig.

Symptome erkunden

Die Parkinson-Erkrankung zeigt sich durch körperliche und psychische Symptome. Klicken Sie auf die Bereiche für einige Beispiele.

Kopf / Gehirn

  • Häufig beeinträchtigtes Riechvermögen und beeinträchtigter Geschmacksinn
  • Weitere mögliche Symptome: leise oder monotone Stimme, verwaschene Sprache, eingeschränkte Mimik, Sehstörungen, Depressionen

Schulter

  • Schmerzhafte Verspannungen durch Muskelsteifheit (Rigor), zu Beginn meist in Schulter und Oberarm. Wird oft als Arthrose diagnostiziert.
  • Auch die Beine können betroffen sein.
  • Gefühl, bei Bewegung gegen einen Widerstand anzuarbeiten.
  • Phasenweise kann Bewegung komplett blockiert sein (Freezing).

Bauch

  • Gewichtsverlust durch Appetitlosigkeit. Diese wird durch beeinträchtigten Geschmackssinn, Schluck- oder Kauprobleme begünstigt oder auch durch Parkinsonmedikamente, die Übelkeit verursachen.

Hüfthöhe

  • Verlangsamung von Bewegungen (Bradykinese). Patientinnen und Patienten können Gliedmaßen nur sehr stark verzögert bewegen.
  • Gleichgewichtsstörungen (posturale Instabilität): Erkrankte gehen und stehen unsicher, erhöhte Sturzgefahr

Hände

  • Zittern (Tremor) in der Regel zuerst der Hände, später der Füße
  • Das Zittern (Tremor) tritt auf, wenn die Extremitäten ruhen oder bei emotionaler Belastung und Stress-Situationen.
  • Verändertes Schriftbild wegen gestörter Feinmotorik

Schrittbereich

  • Häufig: Erektionsstörungen beim Mann – etwa viermal häufiger als vor der Diagnose
  • Veränderung des sexuellen Lustempfindens: Rund 40 Prozent der Männer und bis zu 80 Prozent der Frauen berichten über nachlassendes Verlangen.

Beine

  • Auffällig veränderte Gangbild: Arme schwingen nicht mit, schlurfender Gang, Schritte werden kürzer.

Parkinson: Zittern der Hände kann Symptom sein

Meist merken zunächst andere, dass etwas nicht in Ordnung ist. Die Parkinson-Krankheit kann sich zu Beginn mit einem Zittern der Hände oder einer Verlangsamung der Bewegung bemerkbar machen. Die Bewegungsstörung reicht bis zur völligen Blockade oder dem Gefühl des gänzlichen Erstarrens. Umgangssprachlich ist Parkinson, das fortschreitende Absterben der Dopamin produzierenden Nervenzellen, auch als Schüttellähmung bekannt. Zusätzliche Symptome können Riechstörungen, Schwierigkeiten beim Sprechen und beim Schlucken, Störungen von Blutdruck und Verdauung, Schlafstörungen und Depressionen sein. Geistige Beeinträchtigungen bis zur Demenz kommen vor.

„Wichtig zur Diagnosestellung sind: der Bericht der Patientin oder des Patienten, die Beobachtungen, die sie oder er selbst gemacht hat, die Berichte der Angehörigen und natürlich der neurologische Untersuchungsbefund“, sagt PD Dr. Annette Spreer, Chefärztin der Klinik für Neurologie. Eine Parkinson-Krankheit sollte von „sekundären“ Parkinson-Syndromen und Parkinson-Syndromen bei anderen neurodegenerativen Erkrankungen unterschieden werden. Bestimmte Medikamente und Umweltgifte können zu ähnlichen Beschwerden führen, ebenso wiederholte Kopftraumata. Einen klaren Auslöser gibt es nicht, es sind jedoch mehrere Gene bekannt, die das Risiko erhöhen.

„Früher wurde vom ,primären‘ oder ,idiopathischen Parkinson-Syndrom‘ gesprochen. ,Idiopathisch‘ bedeutet ,ohne erkennbare Ursache‘. In den vergangenen Jahren wurde deutlich, dass eine nicht zu vernachlässigende Anzahl der Fälle durch genetische Varianten verursacht wird und daher nicht ,idiopathischer‘ Natur ist. Daher sprechen wir heute von einer Parkinson-Krankheit“, führt PD Dr. Annette Spreer weiter aus.

Bei Parkinson gehen in bestimmten Hirnregionen (unter anderem Substantia nigra) Nervenzellen unter. Dies führt zu einem Mangel des Nervenbotenstoffs Dopamin. Dopamin wird gebraucht, um Nervenreize weiterzuleiten, unter anderem für die Bewegungssteuerung. Die genaue Ursache für den Zelltod ist noch nicht eindeutig nachgewiesen.

PD Dr. Annette Spreer

PD Dr. Annette Spreer

Chefärztin der Klinik für Neurologie

So wird Parkinson festgestellt

Manchmal wird auch vom Parkinson-Syndrom gesprochen – einem Sammelbegriff für Erkrankungen, die der Parkinson-Krankheit ähneln.

„Die Diagnose einer Parkinson-Krankheit wird auch heute noch – wie vor 200 Jahren – primär klinisch gestellt“, so PD Dr. Spreer. Diese erfolgt nach Anamnese und neurologischer Untersuchung. Es wird geprüft, ob die Hände zittern, wenn sie ruhen, ob die Bewegungsabläufe verlangsamt sind oder die Arm-, Bein- und Rumpfmuskulatur versteift ist. Unterstützend kommen Riechtest, probeweise Medikamentengabe, Ultraschalluntersuchung einer bestimmten Hirnregion oder ein MRT infrage. Es gibt Zeichen oder Beschwerden, die gegen eine Parkinson-Erkrankung und für ein „atypisches Parkinson-Syndrom“ sprechen. Dies können ein schlechtes Ansprechen auf Parkinson-Medikamente, weitere nicht zur Parkinson-Krankheit passende Symptome und ein ungewöhnlich schneller Verlauf in den Jahren nach den ersten Symptomen sein. Bei Zweifeln können nuklearmedizinische Untersuchungen und bei positiver Familienanamnese Gentests ergänzt werden.

Betroffene werden in erster Linie mit Medikamenten behandelt. Die Symptome lassen sich durch einen Ausgleich des Dopaminmangels oftmals deutlich lindern. Dabei wird die Therapie von Fachleuten für neurologische Bewegungsstörungen individuell angepasst.

Manchmal kann auch ein hirnchirurgischer Eingriff sinnvoll sein, die sogenannte tiefe Hirnstimulation. Dazu werden Elektroden ins Gehirn eingesetzt, die durch elektrische Impulse bestimmte Hirnregionen positiv beeinflussen. Studien haben gezeigt, dass vor allem jüngere Betroffene von einem frühzeitigen Einsatz profitieren. Zusammen mit Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie sowie Bewegung und Sport bewirken die Therapien, dass Patientinnen und Patienten mit Parkinson über etliche Jahre eine gute Lebensqualität haben können.

Linderung der Symptome

Die Forschung hat in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte gemacht, um die Symptome der Parkinson-Erkrankung zu lindern. Die Lebenserwartung ist heute weitgehend normal, obwohl ein Fortschreiten bislang unaufhaltsam ist.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten daran, Medikamente und Therapien zu entwickeln, um das Absterben der Nervenzellen zu verhindern.

Deutschland gehört zu den international führenden Standorten der Parkinson-Forschung.

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