Fachlicher Austausch mit den Lehrkräften

Pflegefachschule

Mit Empathie und Expertise

Zukunftsorientierte Ausbildung: Die neue Leitung der Berufsfachschule Pflege will Theorie und Praxis stärker als bisher verbinden. Auch sollen angehende Fachkräfte digitale Anwendungen beherrschen.

Autorin: Susanna Bauch
Fotos: Björn Petersen

Fachlicher Austausch mit den Lehrkräften: Peggy Neubauer (Zweite von links) und Inja Tofern (Zweite von rechts) suchen beim Klausurtag das Gespräch mit Teresa Halupzok und Dr. Christian Werner.

Rund 200 Pflegefachkräfte können jährlich am Klinikum Braunschweig ausgebildet werden – das ist mehr als früher, doch angesichts des Fachkräftemangels elementar. Zu den pädagogischen Herausforderungen gehört es außerdem, fachliche Inhalte flexibler zu vermitteln, indem der Praxisbezug gestärkt wird. Seit Sommer dieses Jahres leiten Inja Tofern und ihre Stellvertreterin Peggy Neubauer die Berufsfachschule Pflege des Klinikums.

„Grundsätzlich arbeiten und entscheiden wir natürlich im Team, auch zwei Praxiskoordinatorinnen, die die praktische Einsatzplanung der Auszubildenden auf den Stationen organisieren gehören zur Schulleitung“, betont Inja Tofern. Vor allem die Einführung einer generealistischen Ausbildung – ohne Unterteilung in Alten-, Kinder- und Krankenpflege – im Jahr 2020 steht für eine grundlegende Reform.

„Wir wollen in der Schule zum einen eine qualitativ hochwertige Pädagogik anbieten und zum anderen auf eine veränderte Klientel professionell eingehen“, so die Schulleiterin. Dazu gehöre, sowohl andere Kulturen und eingeschränkte Sprachkompetenz bei den Auszubildenden zu berücksichtigen als auch eine enge Lernbegleitung durch die Lehrenden zu realisieren. Unter anderem gilt es, deren Sprachsensibilität zu stärken. „Viele verstehen deutsche Redewendungen nicht, wir dürfen das nicht einfach voraussetzen“, nennt Inja Tofern ein Beispiel.

Digitales Lernen soll vertieft werden

Mittelfristig arbeitet die Schulleitung daran, das digitale Lernen auch an der Pflegefachschule unter anderem mit dem Einsatz von mobilen Endgeräten und KI zu vertiefen sowie den an die Generalistik angepassten Lehrplan weiterzuentwickeln. „Manche theoretischen Inhalte müssen angepasst werden, da sie für die Praxis im Stationsalltag nicht immer ausreichen“, sagt Peggy Neubauer, die bereits vor 25 Jahren im Klinikum zur Kinderkrankenschwester ausgebildet wurde.

Für die Schulleitung ist es herausfordernd, Fachkräfte auszubilden und zwar so gut und reichlich, dass sie die künftigen Ruheständlerinnen und Ruheständler der Boomer-Generation kompetent ersetzen können. „Allein dass die Liegezeiten sich drastisch verkürzt haben und für wenige Tage eine professionelle, komprimierte Pflege nötig ist, darauf muss der Nachwuchs gut vorbereitet sein – von guten Lehrkräften“, so Tofern. Neben der Qualitätssicherung der Ausbildung müsse es auch eine kompetente Begleitung für die Schülerinnen und Schüler geben. Das Team der Pflegefachschule kann dabei bereits auf eine Sozialarbeiterin sowie einen IT-Support vor Ort zählen.

Inja Tofern

Inja Tofern

Leiterin Berufsfachschule Pflege

Peggy Neubauer

Peggy Neubauer

stellvertretende Leitung Berufsfachschule Pflege

80 Lernsituationen während der Ausbildung

Als didaktische Leiterin ist Peggy Neubauer unter anderem damit befasst, die rechtlichen Vorgaben aus dem Rahmenlehrplan im Curriculum zu verankern. „Es gibt keine Fächer mehr wie Anatomie oder Hygiene, die Themen sind miteinander verzahnt“, so Neubauer. Die rund 80 unterschiedlichen Lernsituationen in der Ausbildung müssten handlungsorientiert vermittelt werden, „das ist wichtig, damit die Auszubildenden die Praxis kompetent bewältigen können". Wichtig dafür seien die hauptamtlichen Praxisanleiterinnen, welche die Auszubildenden auf Station begleiten und mit ihnen üben. Eine Besonderheit am Klinikum ist, dass die Anleitenden direkt der Berufsfachschule Pflege zugeordnet sind. „Das ermöglicht schnelle Informationen, Impulse und Rückmeldungen.“

Auch für Peggy Neubauer ist die größte Herausforderung der Mangel an Fachkräften. „Der existiert fast überall, aber in Kliniken hat er eine spürbare Auswirkung auf die Menschen.“ Etwa, wenn wegen Personalmangels Betten nicht belegt werden könnten. Dem beruflichen Nachwuchs muss einiges geboten werden: Mit Fortbildungen, Sprachkursen, flexiblen Arbeitszeiten, Pädiatrie-Schwerpunkt, Pflegelabor, Lernoasen, mobilen Endgeräten und Wunschstationen kommt auch die Berufsfachschule Pflege ihren Auszubildenden entgegen.

Theorie und Praxis eng zu verbinden sowie die angehenden Pflegefachkräfte für die zunehmenden Herausforderungen im Klinikalltag handlungsfähig zu machen sind für Peggy Neubauer die zentralen Aufgaben der nahen Zukunft. „Wir müssen die Auszubildenden bei ihren Fähigkeiten und Kompetenzen abholen und dabei fordern und fördern.“

Erfahrenes Doppel

Inja Tofern (49) hat an der Uniklinik Hamburg ihre Ausbildung zur Kinder-
krankenschwester absolviert, später eine Intensiv- und Anästhesiefortbildung abge-
schlossen. Nach Zwischenstationen in Stuttgart und Darmstadt ist Tofern in die Region Hannover gezogen und hat Pflegemanagement studiert, später noch ihren Master in Erwachsenenpädagogik absolviert. Anschließend kümmerte sie sich im Klinikum Region Hannover um die Aner-
kennungsprozesse ausländischer Pflegekräfte, bevor sie 2015 die Leitung der dortigen Pflegefachschulen übernahm. 2022 wechselte Tofern ans Klinikum Braunschweig, seit Mitte dieses Jahres ist sie Leiterin der Berufsfachschule Pflege.

Peggy Neubauer (44) hat am Klinikum Braunschweig Kinderkrankenschwester gelernt, einige Jahre in der Praxis gearbeitet, bevor sie ein Studium Gesundheitsförderung und -management absolviert hat. Bereits ab 2011 arbeitet sie als Lehrerin für Pflegeberufe. 2018 bis 2021 hat sie ihren Master in Pflegepädagogik gemacht. Seit Oktober leitet sie stellvertretend die Berufsfachschule Pflege am Klinikum. Die didaktische Leitung gehört zu ihren Arbeitsschwerpunkten.

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