Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Es gibt Krankheitsbilder, bei denen Gynäkologie und Urologie am Klinikum gezielt zusammenarbeiten. Patientinnen kommt diese fachübergreifende Expertise zugute.
Text: Susanna Bauch
Fotos: Privat, Jörg Scheibe, Nick Neufeld

Dr. Lukas Manka (links) und Dr. Reiner Hofmann arbeiten bei komplexen Diagnosen, die die Urologie und die Gynäkologie betreffen, interdisziplinär zusammen.
Gynäkologie ist bekannt als Frauenheilkunde. Urologie setzen viele Menschen vor allem mit Männermedizin gleich. Was so nicht stimmt. Inkontinenz, Blasensenkung, Endometriose, Tumoren oder auch vaginale Fisteln: Das sind Diagnosen, die am Klinikum Braunschweig interdisziplinär betrachtet werden. Die Fachrichtungen Gynäkologie und Urologie arbeiten am spezialisierten Zentrum gemeinsam daran, Patientinnen bestmöglich zu behandeln. Dr. Lukas Manka, Leitender Oberarzt der Klinik für Urologie und Uroonkologie, sowie Dr. Reiner Hofmann, Leitender Oberarzt der Klinik für Gynäkologie, und ihre Teams kooperieren bereits seit Jahren im ambulanten und im stationären Bereich.
„Bei einer komplizierten Fistelversorgung zwischen der Scheide und der Blase etwa stehen wir stets gemeinsam am Operationstisch“, so Dr. Manka. Eine Vaginalfistel ist ein nicht natürlicher Verbindungskanal zwischen der Vagina und der Blase, dem Dickdarm oder dem Mastdarm.
„Diese zu entfernen, ist ein Risiko-Eingriff und wird nur in spezialisierten Kliniken in Deutschland angeboten. Das betrifft vor allem Patientinnen, die bereits mehrmals – teilweise ausgedehnt – operiert wurden. Mit der fachübergreifenden Behandlung am Klinikum haben wir eine Lücke schließen können“, betont der Urologe. Denn es gebe nicht viele Zentren, die gemeinsame Eingriffe bei dieser Diagnose anbieten.
„Wir bieten hier durchaus ein Alleinstellungsmerkmal mit unserer ausgedehnten Expertise“, sagt auch Dr. Reiner Hofmann. Vor allem eine Fistelversorgung sei sehr aufwendig und führe nur in der interdisziplinären Zusammenarbeit zu besten Ergebnissen für die Patientin.
Für eine verbesserte Lebensqualität
Die Urogynäkologie ist grundsätzlich der Teilbereich der Medizin, der Überschneidungen der beiden Disziplinen aufweist. Urogynäkologische Beschwerden und auch Tumoren können nicht nur Gebärmutter und Scheide, sondern auch die Blase oder den gesamten Beckenboden betreffen. Aufgabe der Urogynäkologie ist es, unterschiedliche Krankheitsbilder der weiblichen Unterleibsorgane durch konservative oder operative Therapien zu behandeln und betroffenen Frauen zu einer Verbesserung ihrer Lebensqualität zu verhelfen. Nicht zuletzt werden den Patientinnen auch doppelte Wege und Untersuchungen erspart, erklären die Mediziner.
„Je nach Erkrankung arbeiten wir auch mit dem Fachbereich Chirurgie zusammen, um eine optimale Therapie zu erreichen“, so Dr. Manka und Dr. Hofmann. Sie entscheiden bei etlichen Patientinnen, etwa solchen mit einem großen oder auch nicht abschließend definierten Tumor, gemeinsam, welcher Therapieweg eingeschlagen werden kann. Dr. Manka: „Wenn Patientinnen bereits etliche Voroperationen im Unterleib gehabt haben, ist ein vaginaler Eingriff oft sehr kompliziert. Dann wird chirurgisch-laparoskopisch, also über kleine Schnitte in der Bauchdecke, oder offen chirurgisch, operiert.“ Auch Endometriose, eine chronische Erkrankung, bei der gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter wächst und erhebliche Schmerzen verursachen kann, sowie Tumoren wie Vaginaltumoren mit wucherndem Wachstum werden meistens zusammen operiert.

Dr. Lukas Manka
Leitender Oberarzt Urologie und Uroonkologie

Dr. Reiner Hofmann
Leitender Oberarzt und stellvertretender Chefarzt in der Klinik für Gynäkologie
Exzellent im interdisziplinären Team
Die Teamarbeit der Klinik für Urologie und Uroonkologie um Chafarzt Prof. Dr. Peter Hammerer und der Klinik für Gynäkologie um Chefarzt PD Dr. Heiko Franz erstreckt sich dann über die komplette Behandlung. „Wir arbeiten ja an zwei Standorten, deshalb zeichnet auch eine klare Trennung – etwa bei der ersten Diagnostik – unsere professionelle Zusammenarbeit aus“, so Dr. Hofmann. „Bei Therapie, Bewertung von Bildern, Operationen bis zur Nachsorge besprechen wir dann alles gemeinsam mit unseren Teams“.
In der urogynäkologischen Ambulanz sowie der Sprechstunde des Klinikums Braunschweig, die auf urologischer Seite von der Oberärztin Dr. Diana Tetzlaff geleitete wird, werden regelmäßig Patientinnen mit Harn- oder Stuhlinkontinenz und Senkungsproblematiken im Beckenboden gesehen und beraten.
Für die großen operativen Eingriffe stehen Dr. Manka und Dr. Hofmann bislang rund einmal monatlich zusammen im OP. „Aber die Nachfrage steigt. Eingriffe wie die Fistel-OP sind weitgehend unser Alleinstellungsmerkmal über die Region Südostniedersachen hinaus“, so Urologe Dr. Manka. Und die Innovation geht in der Urogynäkologie weiter. „Die Möglichkeit von robotergestützten Eingriffen ist ein großes Thema und wird in den nächsten Jahren einen großen Teil der laparoskopischen Eingriffe am Klinikum Braunschweig ablösen.“
Informative Links
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