Komi Epouh

Pflege mit Begeisterung vermitteln

Botschafter für den Pflegeberuf

Komi Epouh stammt aus Togo. Derzeit absolviert er eine Ausbildung zum Pflegefachmann – und weil der 27-Jährige so überzeugt ist von dieser Entscheidung, macht er sich für den Beruf auch nach außen stark.

Text: Margot Dankwerth
Fotos: Nick Neufeld
Illustrationen: Lars Heppner/MMA

Gewissenhaft und gleichzeitig locker im Umgang mit Menschen: Komi Epouh misst Vitalwerte bei einem Patienten.

Es ist früher Nachmittag, wir sind verabredet an der Berufsschule Pflege des Klinikums Braunschweig. Da kommt Komi Epouh, lässig, gut gelaunt, mit einem breiten Lachen. Es ist sein letzter Schultag für diesen Monat, ab morgen ist Praxis­ein­satz in der Klinik für Innere Medizin, er freut sich darauf. Im Gespräch wird schnell klar: Das ist ein cooler Typ, der für seinen Beruf brennt. Dem es offensichtlich leichtfällt, mit Charme und Sachverstand auch andere dafür zu begeistern.

Denn Komi Epouh ist ehrenamtlicher Ausbildungsbotschafter. Wie läuft so ein Botschafterjob ab? „Wir repräsentieren das Klinikum“, so seine Antwort, „deshalb war ich aufgeregt beim ersten Einsatz.“ Der fand bei der Pflegefachmesse Pro Care, die im Februar in Hannover Premiere hatte, statt. „Zum Team gehörten Leute von Personalabteilung, Betriebsrat, Pflegeschule und zwei weitere Ausbildungsbotschafter. Wir sollten informieren und Vorurteile über unseren Beruf ausräumen. Wir hatten sehr viel zu tun.“

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Auszubildende werben bei Gleichaltrigen auf Messen für ihren Beruf.

Klischees überwinden durch Gespräche

„Großes Thema war und ist, das erlebe ich bei jedem Einsatz, der Verdienst in der Pflege. Aber auch das Image des Jobs. Das Klischee, es gehe nur um Blutdruck messen, bei der Körperpflege assistieren und Essentabletts verteilen, hält sich hartnäckig. Da berichte ich von meiner Ausbildung und vom Alltag auf Station.“ Da muss sich Komi Epouh mit komplexen Krankheitsbildern auseinandersetzen, Notfallsituationen bewältigen lernen, Warnsignale wie plötzliche Gewichtszunahme von einem Tag auf den anderen sofort erkennen. Und noch etwas betont er: „Ich sage ganz klar, warum ich mich für die Pflege entschieden habe – nämlich, weil man hier so viele Karrierechancen hat. Man kann sich spezialisieren oder später studieren, sich für Führungsaufgaben qualifizieren. Es gibt unglaublich viele Möglichkeiten. Manche Jugendliche konnte ich schon überzeugen – das ist ein gutes Gefühl und macht mich stolz!“

Komi Epouh will – „wenn meine Abschlussnote gut genug ist“ – Pflegepädagogik studieren. Der 27-Jährige lernte am Gymnasium in seiner Heimatstadt Lomé (Togo) bereits Deutsch, schloss das Studium von Germanistik und Erziehungswissenschaften mit dem Bachelor ab. Durch ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) kam er, gemeinsam mit einem Freund, 2021 nach Paderborn – und hörte dort bei einer Jobmesse von der Ausbildungsmöglichkeit zur Pflegefachkraft. Da stellte sich die Frage: Weiter an den Deutschkenntnissen feilen, um in Deutschland auf Lehramt zu studieren, oder vielleicht eine Alternative finden? Während eines Freiwilligen Sozialen Jahrs 2022 in Kassel entschied sich Komi Epouh endgültig für die Pflege.

„Medizin hat mich immer interessiert, ich war in Lomé als Sanitäter beim Roten Kreuz. Also bewarben mein Freund und ich uns bei der Pflegeschule des Klinikums Braunschweig. Wir wurden beide genommen.“ Ein erster wichtiger Schritt für Epouh, der jetzt, mit dem Ehrenamt als Ausbildungsbotschafter, sein Interesse an der Pflege wie auch an der Pädagogik kombinieren kann.

Komi Epouh und Dr. phil. Martin Mrugalla

Er überzeugt auch durch gute Leistungen: Der 27-Jährige Azubi mit Dr. phil. Martin Mrugalla, Leiter des Zentrums für pflegerische Bildung.

Herr Epouh

Praktische Arbeiten gehören zum Beruf. Später möchte sich Komi Epouh als Pflegepädagoge qualifizieren.

Die Ausbildungsbotschafter – ein Erfolgsprojekt?

Ja, sagt Dr. phil. Martin Mrugalla, Leiter des Zentrums für pflegerische Bildung am Klinikum, den ich ebenfalls befrage. „Wir haben es 2023 nach Corona ins Leben gerufen, besuchen mit unseren Botschafterinnen und Botschaftern seitdem Messen und Infoveranstaltungen. Und wir haben festgestellt, dass ein authentisches Bild vom Job auf diese Weise besser vermittelt wird. Die jungen Leute duzen sich, es spricht sich einfacher und ehrlicher.“

Für diese besondere Aufgabe werden gezielt Schülerinnen und Schüler angesprochen, die keine Neulinge mehr sind, Spaß am Beruf haben und sich eloquent äußern können. Wie Komi Epouh. Und die gute Leistungen in Theorie und Praxis zeigen, auch das ist ein Kriterium, denn der Einsatz stelle eine Mehrbelastung dar, sagt Dr. phil. Mrugalla.

Der Erfolg gibt ihm recht: „Unsere Schülerzahlen steigen. Aktuell sind es 300, wir wollen uns auf 450 vergrößern.“

Komi Epouh bereitet sich unterdessen auf weitere Einsätze vor, zum Beispiel für eine Ausbildungsmesse. Auch sonst läuft alles bestens. Er hat ein Zimmer in einer netten Wohngemeinschaft gefunden, fühlt sich in Braunschweig sehr wohl. Nur seine Ehefrau und die vier Monate alte Tochter, die in Lomé warten, fehlen ihm sehr. Er hofft auf eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis, um seine kleine Familie nachholen zu können. Nach unserem Gespräch bin ich mir sicher: Wer so überzeugt von seinen Zielen ist, wird auch das schaffen.

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