Lernstation im Klinikum Braunschweig

Ausbildung Pflegefachkraft

Praxis in der Lernoase

Nah an der Praxis, nah an Patientinnen und Patienten: Auf der interaktiven Lernstation, einer dauerhaften Einrichtung im Klinikum Braunschweig, praktizieren Pflegefachkräfte in der Ausbildung unter Anleitung den Stationsalltag und übernehmen Verantwortung.

Autorin: Susanna Bauch

Die Auszubildenden Christine Rieder (links) und Yosra Dhalia beim Memoryspiel mit Patient Klaus Bruer.

Klaus Bruer hat es fast geschafft, es ist sein letzter Tag als Patient auf der Geriatrie im Klinikum Braunschweig. Letzte Untersuchungen wie Blutdruckmessen sowie eine Blutabnahme übernehmen Christine Rieder und Yosra Dhahri. Die beiden sind in der Ausbildung zur Pflegefachkraft und absolvieren ihren praktischen Einsatz derzeit am Klinikum. Und zwar in einem ganz besonderen Projekt, der sogenannten Lernoase, einem auf Dauer eingerichteten multiprofessionellen Lernort in der Geriatrie. Ärzteschaft, Pflegefachkräfte und Auszubildende arbeiten gemeinsam – mit enger Vernetzung von Theorie und Praxis.

„Wir werden natürlich noch angeleitet und sind unter fachlicher Aufsicht, aber vieles können wir selbstverantwortlich organisieren. Außerdem bekommen wir viele Eindrücke und erleben viel Nähe zu den Patientinnen und Patienten“, betonen die beiden angehenden Pflegekräfte. Praxisanleiterin Sandra Leonie Strunz, die die Auszubildenden besonders schult, ist zufrieden. Patient Bruer ebenfalls, „man hat hier viel Zeit für mich“, erklärt er.

Angehende Pflegefachkräfte lernen auf der Geriatriestation

Das ist ein wichtiger Punkt. „Die Einzigartigkeit der interaktiven Lernstation – der Lernoase – im Vergleich zu herkömmlichen Ausbildungsstationen liegt in der individuellen Betreuung und dem verbesserten Betreuungsschlüssel“, betont Claudia Pilkenroth, Stationsleitung auf der Geriatriestation, die jetzt Teil des Projektes ist. Eine Praxisanleiterin betreut maximal drei Auszubildende und diese wiederum maximal zwei Patientinnen oder Patienten. „Da geht es nicht nur um medizinische Einsätze, die älteren Menschen brauchen auch Ansprache und Unterstützung“, so Pilkenroth.

„Die Geriatrie eignet sich bestens für das Projekt“, sagt Pflegedirektor Rick Pieger. Die Station integriere verschiedene Fachdisziplinen. Durch das enge Zusammenspiel von Theorie und Praxis sowie die ausgeprägte Förderung der Azubis werde eine praxisorientiertere Ausbildung gewährleistet. Pieger hebt zudem den Aspekt der Integration auf dieser besonderen Station hervor. „Wir wollen nicht nur die angehenden Pflegefachkräfte stärker fördern. Auch viele unserer internationalen Fachkräfte werden hier eingesetzt und gezielt unterstützt – daher verbindet die Lernoase Ausbildung und Integration optimal.“

„Sie bietet zahlreiche Vorteile für diese beiden Gruppen“, hebt auch Pilkenroth hervor. „Ganzheitliche Betreuung etwa: Die Auszubildenden und Pflegefachkräfte werden umfassend begleitet und in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung unterstützt.“ Außerdem würden die Patientinnen und Patienten intensiver betreut. Durch die Übertragung besonderer Aufgaben wie der Organisation von Schichten und Zuständigkeiten werde zudem mehr Verantwortungsbewusstsein geschaffen.

Christine Rieder und Yosra Dhahri können das nur bestätigen. Sie sitzen in dem eigens geschaffenen Lernraum auf der Station, hier stehen Flipchart und mehrsprachige Fachbücher zur Verfügung. „Wir dürfen uns austesten“, lobt Rieder. Eigenverantwortlich könnten sie Dokumentation, Medikamentenausgabe, Grundpflege oder Wundversorgung der geriatrischen Patientinnen und Patienten organisieren und ausführen. „Immer unter Kontrolle und mit Abstimmung der Anleiterinnen“, ergänzt Yosra Dhahri.

Frau Pilkenroth

Claudia Pilkenroth

Stationsleitung Geriatrie am Klinikum Braunschweig

Regelmäßige Feedbackgespräche

„In der Regel bearbeiten wir Wochenthemen, etwa ein Behandlungskonzept für Schlaganfallbetroffene“, erläutert Claudia Pilkenroth. Nach der morgendlichen Übergabe würden Patientenversorgung oder Diagnostik unter Anleitung vorgenommen.

„Und im Tagesverlauf sowie am Ende einer Woche gibt es Feedbackgespräche“, betont Pflegedirektor Pieger. Die Integration internationaler Pflegekräfte werde zudem durch individuelle Lernaufgaben unterstützt, die sowohl fachliche als auch sprachliche Kompetenzen fördern. Patient Klaus Bruer geht mit einem guten Gefühl – gesundheitlich, aber auch mental. „Ich habe Aufmerksamkeit und intensive Betreuung erfahren.“ Trotzdem ist es zu Hause natürlich am schönsten.

Lernstation im Klinikum Braunschweig

Stationsleitung Claudia Pilkenroth (von links), Praxisanleiterin Sandra Leonie Strunz, Auszubildende Christine Rieder, Pflegedirektor Rick Pieger und Auszubildende Yosra Dhalia.

Enge Vernetzung von Theorie und Praxis

Die Lernstation für Pflege-Azubis ist am 26. Juni an den Start gegangen. Für sechs bis acht Wochen durchlaufen sie hier einen Pflegekurs auf einer extra dafür eingerichteten Station in der Geriatrie, übernehmen alle Aufgaben, die sonst auch examinierte Pflegefachkräfte ausführen. Die Interaktive Lernstation verfolgt das Ziel, eine umfassende Lern- und Arbeitsumgebung zu schaffen, die sowohl Auszubildenden als auch internationalen Pflegefachkräften eine optimale Integration und Ausbildung ermöglichen. Der Fokus liegt zudem auf einer engen Vernetzung von Theorie und Praxis. Und Pflegedirektor Rick Pieger hat bereits weitere Visionen – er möchte den fachlichen Input mittelfristig auch Studierenden im Praktischen Jahr zur Verfügung stellen – „die wissenschaftliche Seite, also die Ärzteschaft, kann hier ebenfalls profitieren".

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