Expertin für Narkose
„Ich werde stations- und auch fachübergreifend an allen Standorten des Klinikums Braunschweig eingesetzt.“ Dr. Juliane Bissel weiß ihre Berufswahl als Fachärztin für Anästhesie zu schätzen.
Autorin: Sabrina Mandel
12:06 Uhr – Aufklärung vor der OP
Ihren Spätdienst beginnt Dr. Juliane Bissel in der Ambulanz der Anästhesiologie. Eine Patientin kommt zum Aufklärungsgespräch vor ihrer operativen Tumorentfernung. „Die Allergie gegen Amoxicillin ist dokumentiert, wir geben ohnehin ein anderes Antibiotikum zur Infektionsprophylaxe – sind weitere Allergien bekannt?“ Nach der ausführlichen Aufklärung über mögliche Nebenwirkungen einer Vollnarkose wie Embolien oder Thrombosen überreicht die Anästhesistin ein Infoblatt und wünscht alles Gute für den Eingriff am Folgetag. Bei der OP wird jemand anders aus dem Team für die Narkose zuständig sein.
13:54 Uhr – Schmerzvisite
„Wie geht es Ihnen? Sind die Schmerzen auszuhalten?“ Die Oberärztin für Anästhesiologie besucht einen Patienten, der am Vortag am Magen operiert wurde. Er erhält über einen Peridualkatheter, einen sehr feinen Schlauch, der über eine Hohlnadel nahe den Nervenfasern am Rückenmark platziert wurde, kontinuierlich Schmerzmittel. Die 33-Jährige schaut sich die Einstichstelle des Katheters an: keine Entzündung. Der Patient ist gut ansprechbar, alles in Ordnung.
14:49 Uhr – Planungsaufgaben
Gemeinsam mit dem Leitenden Oberarzt Dr. Björn Guldbakke plant Dr. Juliane Bissel die personelle Ablösung der Früh- zur Spätschicht für den OP: Welche Operationen laufen derzeit? Wo muss übernommen werden? Wer von den in Summe rund 100 Anästhesistinnen und Anästhesisten im Klinikum ist heute am Standort Salzdahlumer Straße im OP im Spätdienst und verfügbar? Die Personalplanung ist komplex, gehört jedoch zur Routine.
17:26 Uhr – Im OP-Saal
Dr. Juliane Bissel steht im OP und behält den Überwachungsmonitor während einer Prostata-
operation im Auge. Die Herzfrequenz, der Herzrhythmus, die Sauerstoffsättigung im Blut, der Blutdruck und die Körpertemperatur sind Kennzahlen, die ihr als Anästhesistin Aufschluss über die sogenannte Narkosetiefe geben, also darüber, wie gut die Narkosemittel während des Eingriffs wirken und ob der Patient komplett schmerzfrei ist.
20:07 Uhr – Im Aufwachraum
Nach einer weiteren OP steht die Anästhesistin bei Pflegefachfrau Lisa Rohlfing im Aufwachraum. Bei einer jungen Frau kam es zu unvorhergesehenen Herzrhythmusstörungen während eines Routineeingriffs: „Das muss abgeklärt werden, eine Untersuchung in der Kardiologie ist für morgen früh angemeldet.“ Sie selbst wird am nächsten Tag in der Celler Straße in der Gynäkologie tätig sein: „Das ist das Besondere: Immer flexibel sein, schnell umschalten können und fit sein für Notfälle – für mich ein echter Traumjob.“
Dr. Juliane Bissel
Oberärztin für Anästhesiologie
Narkose, Betäubung, Sedierung
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Eine Option für Eingriffe an Arm oder Bein ist die Blockade einzelner Nerven. Vier befinden sich am Oberarm, diese Methode eignet sich für Eingriffe an Unterarm oder Hand. Auch am Bein befinden sich zwei große wichtige Nerven, die für eine OP gezielt betäubt werden können.
Viele Frauen kennen die Periduralanästhesie, weil sie einen nahezu schmerzfreien Gebärvorgang ermöglicht. Diese Art der Anästhesie eignet sich für Eingriffe unterhalb der Schlüsselbeine an Oberkörper, Bauch, Becken, Unterleib und Beinen. Unter örtlicher Betäubung wird zunächst mittels einer Hohlnadel ein sehr dünner Kunststoffschlauch bis in die Nähe der Rückenmarkshaut eingeführt. Hier befinden sich die Nervenwurzeln der abgehenden Rückenmarksnerven. Die Hohlnadel wird wieder entfernt, der Katheter bleibt an dieser Stelle, über ihn wird dann das Lokalanästhetikum gegeben.
Die Allgemeinanästhesie, auch Vollnarkose genannt, schaltet das Bewusstsein und das Schmerzempfinden im ganzen Körper aus. Patientinnen und Patienten erhalten außerdem Mittel zur Muskelentspannung. Während der Narkose befinden sie sich in einem schlafähnlichen Zustand.
Eine Sedierung, auch Dämmerschlaf genannt, nimmt Stress und Schmerz, erfordert aber keine Beatmung. Sie wird genutzt bei Angstpatienten oder zur Entspannung vor der eigentlichen Narkose oder vor Untersuchungen wie beispielsweise der Darmspiegelung.
Für Eingriffe an Arm oder Schulter gibt es die Plexusanästhesie: Sie betäubt nur örtlich, um das Schmerzempfinden auszuschalten. Ist der Chirurg an Hand, Unterarm und Ellenbogen tätig, erfolgt die Betäubung in der Achselhöhle, bei Eingriffen an Oberarm oder Schulter oberhalb des Schlüsselbeins.
Die intravenöse Regionalanästhesie ist für manche kleinen Eingriffe an Hand und Unterarm bzw. Fuß und Unterschenkel geeignet. Eine Blutdruckmanschette, die aufgeblasen wird, begrenzt den Abschnitt des Körpers, der betäubt werden soll. So verteilt sich das Lokalanästhetikum nur in diesem Bereich.
Die sogenannte Spinalanästhesie ermöglicht schmerzfreie Eingriffe am Unterbauch, im Beckenbereich und an den Beinen. Nach einer örtlichen Betäubung führt der Anästhesist eine dünne Nadel in den Rücken ein und dringt durch die Rückenmarkshaut in den Liquorraum ein: In diesen mit Nervenflüssigkeit gefüllten Raum der Lendenwirbelsäule spritzt der Anästhesist dann ein örtliches Betäubungsmittel.
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