Rieka Jödicke, Stationsleitung in der onkologischen Schwerpunktstation und der hämatologischen Ambulanz am Standort Celler Straße, prüft den Portkatheter eines Patienten.
Onkologische Fachkräfte
Jeden Tag versorgt sie krebskranke Menschen: Für Rieka Jödicke war die Weiterbildung zur Fachkraft für onkologische Pflege ein entscheidender Schritt.
Autorin: Sabrina Mandel
Schwester Rieka, wir haben unser Zehnjähriges.“ Rieka Jödicke lächelt über diesen Satz: „Das sagte mir ein Patient letzte Woche. Ich habe kurz gestutzt, aber ja: Diesen Patienten kenne ich bereits so lange, immer wieder habe ich ihn bei Therapien begleitet.“ Und das ist es wohl auch, was die Arbeit in der onkologischen Pflege von vielen anderen Bereichen im Krankenhaus unterscheidet: „Wir begleiten ganzheitlich, oft lange und intensiv, denn für die Betroffenen steht alles auf dem Spiel.“
Für Rieka Jödicke war die onkologische Fachweiterbildung im ersten Kurs im Klinikum Braunschweig 2008 richtungsweisend für ihren beruflichen Werdegang. Inzwischen arbeitet sie als Stationsleitung der onkologischen Schwerpunktstation und der hämatologischen Ambulanz am Standort Celler Straße. Am heutigen Tag ist sie wegen zweier Krankheitsausfälle in der Ambulanz im Einsatz: „Ob ich im Nachtdienst auf Station oder an einem Tag wieder komplett in der Ambulanz tätig bin – mir ist die Nähe zu unseren Patientinnen und Patienten trotz meiner Führungsaufgaben auf Station enorm wichtig.“
Rieka Jödicke beim Fertigmachen einer Infusion für eine Chemotherapie-Einheit.
Viel Verantwortung in der onkologischen Pflege
Als onkologische Fachkraft lernt man in der Weiterbildung, wie Chemotherapien eingeleitet werden und wie ein Portkatheter gelegt wird. Einige Wirkstoffe von Chemotherapien können über ein kleines Portsystem unterhalb des Schlüsselbeins in eine herznahe Vene gesetzt werden, um das Medikament zu verabreichen. Weil der Port unter die Haut eingebracht wird, kommt es zu weniger Reizungen als bei einer Infusion direkt über die Armvene und die Chemotherapie vor Ort verläuft unkomplizierter.
Rieka Jödicke überprüft das Portsystem eines Patienten, über das sich auch unkompliziert Blut zur Überprüfung der Laborwerte abnehmen lässt. „Die Chemotherapie wird nach Therapieplan verabreicht, aber wir überwachen die Blutwerte trotzdem engmaschig“, erklärt sie. „Wir beraten jeden vor der Therapie zu Nebenwirkungen wie Blässe, Schwäche, Luftnot und Müdigkeit. Hier in der Ambulanz haben wir das Blutbild als klinische Kontrolle, ob die Dosierung der Chemotherapie die richtige ist oder eine längere Pause zwischen den Therapien benötigt wird, wenn sich die Zellreihen noch nicht ausreichend erholt haben.“ Dazu gehört ein hohes Maß an professioneller Sensibilität, denn viele Patientinnen und Patienten können besser mit Nebenwirkungen und Spätfolgen ihrer Erkrankung umgehen, wenn sie ausführlich beraten werden.
Wenig später telefoniert Rieka Jödicke mit einer Kollegin in der Transfusionsmedizin: Bei einer Patientin hat eine der Überprüfungen ergeben, dass es im blutbildenden System zu einem Abfall der roten Blutkörperchen, also des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin kommt. Um mögliche Komplikationen zu vermeiden, wurde eine Bluttransfusion angeordnet, die nun auf dem Weg in die Ambulanz ist. Rieka Jödicke sucht das Gespräch mit der Patientin, um ihr das weitere Vorgehen zu erklären und sie zu beruhigen.
Anja Woywod
Fachliche Leitung der Fachweiterbildung und Fachkraft für onkologische Pflege
Zeit für ein Gespräch über belastende Nebenwirkungen der Therapie: Rieka Jödicke unterstützt bei schwierigen Situationen im Rahmen der Behandlung.
Astrid Bödeker
Pädagogische Leitung der Fachweiterbildung, Diplom-Pflegepädagogin
Besondere Pflegemaßnahmen
„Für unsere Patientinnen und Patienten sind die onkologischen Pflegekräfte so wichtig, denn sie haben sehr viel Hintergrundwissen“, sagt Anja Woywod, selbst 2008 im ersten Kurs dabei und noch heute als onkologische Fachkraft in der hämatologischen Ambulanz in Teilzeit tätig. Mittlerweile ist sie die fachliche Leitung für die zweijährige Fachweiterbildung am Klinikum Braunschweig. Sie kennt alle Teilnehmenden, sucht die Lehrkräfte für die jeweiligen Unterrichtsthemen aus und sitzt im mündlichen Prüfungsausschuss: „Ich besuche unsere Teilnehmenden und bereite sie auf praktische Prüfung vor, bei der sie beispielsweise verschiedene Pflegemaßnahmen in der Onkologie durchführen sollen. Das kann eine Handmassage sein oder eine Traumreise, eine geführte Entspannungsübung. Es geht immer darum, sich auf die Betroffenen einzulassen, sie in jeder Hinsicht gut zu versorgen.“ „Und sie vertritt sie auch mal spontan den fachspezifischen Unterricht bei Dozentenausfall“, ergänzt Astrid Bödeker. Als pädagogische Leitung der Fachweiterbildung für organisatorische Aufgaben zuständig. Die Fachweiterbildung ist in der Verordnung über die Weiterbildung für Gesundheitsfachberufe in Niedersachsen mit genauen Vorgaben geregelt.
„Ich arbeite in der Salzdahlumer Straße, die Kolleginnen in der Celler Straße. Wir kennen so gut wie alle Spezialistinnen und Spezialisten aus der Ärzteschaft, alle Pflegenden und ihre Fachbereiche. Wir können jeden ansprechen und schauen, wer welches Thema abdecken kann. Ich mache die komplette Kursorganisation, die Unterrichts- und Lehrkräfteplanung. Wir haben auch Kontakt zu Selbsthilfegruppen wie den Weggefährten, die wir zu Vorträgen einladen“, erläutert Astrid Bödeker.
Viele Therapien sind palliativ
Rieka Jödicke benennt eine besondere Herausforderung in der onkologischen Pflege: „Jedem, der diese Weiterbildung für sich in Erwägung zieht, muss klar sein: Es läuft nicht immer gut. Einige Therapien sind von Anfang an palliativ angesetzt. Es geht auch um Tod. Fast täglich.“ Anja Woywod erzählt: „Wir besuchen mit den Teilnehmenden der Weiterbildung ein Bestattungsinstitut, ein Hospiz und den Ruhewald Cremlinger Horn. Überall dort bekommen wir bereichernde Informationen zum Umgang mit Sterben, Tod und Trauer von Patientinnen und Patienten und der Trauerverarbeitung von Angehörigen.“
Rieka Jödicke wusste schon früh, dass die Onkologie genau ihr Berufsfeld sein wird: „Es gibt hier trotz der bedrohlichen Krankheit so viel Positives. Wir sind sehr nah bei unseren Patientinnen und Patienten, oft über Jahre hinweg. Wir erfahren so viel Dankbarkeit. Wir sind da. Wir beraten, wir begleiten, wir hören zu. Krebs lässt sich ja nicht mit einem Beinbruch vergleichen.“ Sie geht zu einem Patienten, der gerade seine Chemotherapie bekommt und zuletzt über Druckgefühle beim Portkatheter und einige Nebenwirkungen berichtete. Rasch schaut sie die letzten Laborwerte und seine Antworten zu therapiespezifischen Fragen durch. Dann nimmt sie sich viel Zeit für ein ermutigendes Gespräch.
Weiterbildung auf einen Blick
- Abschluss:
Fachkraft für onkologische Pflege - Teilnahmeberechtigt:
Gesundheits- und Krankenpflegekräfte, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegekräfte, Altenpflegekräfte - Dauer und Umfang der Weiterbildung:
2 Jahre bei Vollzeit, 2,5 Jahre bei Teilzeit; 720 theoretische Unterrichtsstunden in vier Fachbereichen, 2156 praktische Unterrichtsstunden in sechs Fachdisziplinen der Onkologie
Kontakt Klinikum Braunschweig
Telefon: (0531) 595-4002
Mail: bildungszentrum@skbs.de
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