Attraktive Arbeit im FlexiTeam

Springerpool in der Pflege

Mitarbeitende im FlexiTeam des Klinikums Braunschweig arbeiten als Springer auf Stationen. Pflegedirektor Rick Pieger und Moritz Rachner, verantwortlich für Recruiting und Personalmarketing, beschreiben, wie der Pflegepool funktioniert.

Interview: Prem Lata Gupta

Ist der Pflegepool, im skbs nennen Sie ihn FlexiTeam, neu?

Rick Pieger: Das nicht, aber er fristete jahrelang ein Schattendasein mit nur sehr wenigen Vollzeitstellen.

Moritz Rachner: Wir denken das Thema neu und auch größer, als es bisher der Fall war. Vor allem ist das Ausfallmanagement in der Pflege, wie wir es künftig betreiben wollen, Teil einer Strategie. Vor einigen Monaten hat eine neue Zeitrechnung begonnen. „Frei ist frei“ lautet jetzt unsere ­Devise.

Was bedeutet das?

Rick Pieger: Pflegefachkräfte stresst, dass ihr Privatleben oft über den Haufen geworfen wird, wenn sich die Stationsleitung kurzfristig bei ihnen meldet – weil jemand krank geworden ist und nun Ersatz gefunden werden muss. Davon wollen wir weg. Mitarbeitende sollen sich darauf verlassen können, dass sie ihre geplante Freizeit auch wirklich wahrnehmen können.

Herr Pieger und Herr Rachner

Zur Person

Rick Pieger (links) hat als junger Mann eine Ausbildung zum Krankenpfleger am Universitätsklinikum Halle gemacht. Er hat danach studiert und sich in den Folgejahren für verschiedene Führungsaufgaben qualifiziert. Am Klinikum Braunschweig ist er seit 2023 als Pflegedirektor tätig, dieselbe Position hatte er zuvor am Universitätsklinikum Ulm, am Universitätsklinikum Magdeburg und zuletzt am Ortenau Klinikum inne.

Moritz Rachner (rechts) verantwortet das Recruiting und Personalmarketing am Städtischen Klinikum Braunschweig. Diese Tätigkeit übt der 32-Jährige seit Anfang des Jahres 2023 gemeinsam mit seinem Team aus. In vorherigen beruflichen Stationen war Rachner in ähnlichen Positionen bei Bosch, Kind, Hays sowie im Agenturumfeld tätig.

Inwiefern hat das FlexiTeam damit zu tun?

Moritz Rachner: Wir wollen den bisherigen Pflegepool ausbauen, damit Lücken schließen und für die Mitarbeit im Pool auch attraktive Angebote machen.

Was bieten Sie denn?

Rick Pieger: Wir stellen drei Aspekte in den Vordergrund: Mitglieder des Pflegepools können sich Schichtzeiten und Arbeitsvolumen aussuchen. Wer kleine Kinder hat, die sie oder er morgens in die Krippe oder in den Kindergarten bringt, kann angeben, dass Dienstbeginn erst um 8 Uhr sein soll. Dazu garantieren wir, dass Mitarbeitende des Pflegepools nicht an eigenen freien Tagen einspringen müssen, und sie bekommen auf Wunsch einen Dienstplan für die nächsten sechs Monate.

Was ist Ihr Ziel?

Rick Pieger: In den Niederlanden gibt es Pools für Pflegepersonal schon seit Jahrzehnten. Man legt dort zugrunde, dass durch Urlaube, freie Tage und Krankheit 20 Prozent der Mitarbeitenden ausfallen. Dementsprechend berechnet sich der Pflegepool. Von solchen Größenordnungen sind wir weit entfernt.

Moritz Rachner: Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass unser FlexiTeam ein tolles Angebot ist. Wir decken Ausfälle ab, das nutzt nicht nur dem Arbeitgeber, sondern auch den Teams auf den Stationen. Den Mitarbeitenden im Pflegepool bieten wir Sicherheit und berücksichtigen ihre individuellen Bedürfnisse. Wir rufen nicht unerwartet abends an und bitten jenseits des geltenden Dienstplans darum, dass jemand am nächsten Morgen zur Arbeit kommt.

Besteht der Pflegepool denn ausschließlich aus Pflegefachkräften?

Rick Pieger: Nein, es gehören genauso Pflegeassistentinnen und -assistenten dazu, medizinische Fachangestellte, examinierte Pflegekräfte und auch hoch qualifiziertes, fachlich weitergebildetes Intensiv-/Anästhesiepflegepersonal.

Kann jemand als Teil des Pflegepools auch seine Karriere vorantreiben?

Moritz Rachner: Der Pool ist ein perfektes Sprungbrett, weil man in verschiedenen Fachrichtungen mitarbeitet. Wer eine Ausbildung macht und dann noch zwei Jahre für das FlexiTeam tätig ist, der kann schon richtig was auf den Tisch legen.

Rick Pieger: Wenn sich jemand rundum wohlfühlt bei seiner Tätigkeit, dann bringt sie oder er eine Topleistung – eine gute Grundlage, um Ehrgeiz zu entwickeln.

Gibt es weitere Argumente, warum die Arbeit im Pflegepool attraktiv ist?

Moritz Rachner: Man erweitert seinen Horizont, entwickelt durch viele Kontakte und wechselnde Einsatzorte ein persönliches Netzwerk.

Rick Pieger: Die Angehörigen von Pools haben auch eine Multiplikatorenrolle. Wenn jemand etwa eine neue Pflegetechnik beherrscht, kann sie oder er solch wichtige fachliche Themen in unterschiedliche Bereiche schleusen und trägt so dazu bei, zusätzliches Wissen im Krankenhaus aufzubauen. Solche Menschen brauchen wir.

Rick Pieger

Pflegedirektor am Klinikum Braunschweig

Springerpool Pflege am Klinikum Braunschweig: Vorteile auf einen Blick

Ein Springerpool Pflege, beim Klinikum Braunschweig FlexiTeam genannt, gleicht Personalengpässe aus: Pflegekräfte werden entlastet und müssen nicht mehr an ihren freien Tagen einspringen. Das Ergebnis ist eine bessere Work-Life-Balance bei den Mitarbeitenden.

Die Mitarbeitenden aus dem Pflegepool können ihre Arbeitszeiten wiederum weitgehend selbst festlegen. Das betrifft den Dienstantritt und auch den Umfang der Stunden.

Die Mitarbeitenden aus dem Pflegepool müssen niemals selbst an ihren eigenen freien Tagen einspringen.

Wer im Pflegepool eines Krankenhauses arbeitet, erlebt viel Abwechslung durch
wechselnde Einsatzgebiete: So lässt sich mehr Erfahrung sammeln als bei der Arbeit
auf stets derselben Station.

Auch die Klinik als Arbeitgeber profitiert: Das FlexiTeam am Klinikum Braunschweig besteht aus eigenen Mitarbeitenden und nicht aus externen Zeitarbeitskräften. Das ermöglicht eine höhere Bindung und führt zu einem verstärkten Verantwortungsgefühl.

Ein eigener Personalpool fürs Ausfallmanagement verhindert, Betten wegen Personalengpässen stilllegen zu müssen.

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