Rheumatologie Befundbesprechung

Interdisziplinäre Behandlung

Erfolg in der Rheumatologie

Laien sprechen von Rheuma und meinen Gelenkschmerzen – doch es gibt ganz unterschiedliche Ausprägungen der Erkrankung. Die Rheumatologie des Klinikums Braunschweig arbeitet darum auch mit anderen Fachdisziplinen zusammen.

Autorin: Sabrina Mandel

Befundbesprechung: Katja Schmitt-Bieda, Leitende Ärztin in der Rheumatologie (Mitte), mit Oberarzt Nils Anders und Nadine Reißig, Ärztin aus der Inneren.

„Ich erlebe das Erstaunen auf europaweiten Meetings meines Fachbereichs immer wieder, wenn ich berichte, wie schnell wir es in der Rheumatologie am Klinikum Braunschweig schaffen, Organbeteiligungen bei rheumatischen Erkrankungen festzustellen“, sagt die Leitende Ärztin Katja Schmitt-Bieda.

„Und ich denke, dass man in der Rheumatologie nur erfolgreich behandeln kann, wenn man eben auch die anderen Fachdisziplinen direkt vor Ort hat, um unkompliziert Rücksprache zu halten. Genau das ist am Klinikum Braunschweig gewährleistet.“

Viele Formen rheumatischer Erkrankungen

Umgangssprachlich kursiert immer noch der Begriff „Rheuma“. Die Medizin hingegen weiß, dass entzündlich-rheumatische Erkrankungen eigentlich Autoimmunerkrankungen und andere Fehlsteuerungen des Immunsystems sind: Letzteres richtet sich gegen körpereigene Strukturen, was zu Entzündungen führt. Dies zeigt sich meist am Bewegungsapparat, aber auch Organe können beteiligt sein.

Katja Schmitt-Bieda nennt häufige Ausprägungen: Dazu zählen unter anderem die klassische rheumatoide Arthritis, die sich zunächst in Entzündungen der kleinen Gelenke zeigt, das Schuppenflechtenrheuma (Psoriasis-Arthritis), entzündliche Wirbelsäulenerkrankungen (Spondyloarthritiden), entzündliche Bindegewebs- und Muskelerkrankungen (Kollagenosen) sowie entzündliche Gefäßerkrankungen (Vaskulitiden). Grundsätzlich seien viele Formen der rheumatischen Erkrankungen medikamentös gut behandelbar.

Bei möglicher Organbeteiligung ist ein rasches Handeln unbedingt notwendig, was oft nur im stationären Umfeld möglich sei.

Frau Schmitt-Bieda

Katja Schmitt-Bieda

Leitende Ärztin Rheumatologie

Interdisziplinäre Diagnostik und Behandlung

Besonders stolz ist die Leitende Ärztin auf die individuelle Betreuung der Betroffenen und die Kooperation mit anderen Fachdisziplinen. „Ein Beispiel: Wenn wir aus der Rheumatologie eine Nierenbeteiligung vermuten, untersuchen wir den Urin unter anderem auf Eiweiß und Blut. Wir sind in einer gemeinsamen Abteilung mit der Nephrologie und besprechen zusammen die weitere Diagnostik, zum Beispiel eine Nierenpunktion, und die Therapie“, erklärt die Rheumatologin. Bei einer Lungenbeteiligung tausche man sich direkt mit der Pneumologie aus und kooperiere für die Diagnostik und den Therapieplan auch mit Fachleuten aus Radiologie und Pathologie. Die Zusammenarbeit mit der Augenklinik, der Neurologie und vielen anderen Abteilungen funktioniere ähnlich.

Katja Schmitt-Bieda: „Zu diagnostischen Zwecken nutzen wir Sonografie, Röntgen- und Magnetresonanzbildgebung einschließlich PET-CT (Positronen-Emissions-Tomografie kombiniert mit CT) bis hin zur mikroskopischen Gefäßdiagnostik. Bei uns kommen moderne Therapieverfahren einschließlich Infusionstherapien zum Einsatz. In Fällen sehr hoher Autoantikörperbildung mit schweren Erkrankungen nutzen wir die Möglichkeiten der Blutwäsche mit der Nephrologie, die sogenannte Plasmapherese – ein echtes Alleinstellungsmerkmal hier in der Region.“

Rheumatologie Untersuchung

Bei der Kapillarmikroskopie werden die kleinsten Blutgefäße (Kapillaren) mit hochreinem Öl besser sichtbar gemacht. Sie liegen am Nagelbett dicht unter der Oberfläche.

Rheumatologie Untersuchung

Katja Schmitt-Bieda untersucht die Hände einer Patientin, denn rheumatoide Arthritis zeigt sich zunächst in den kleinen Gelenken.

Fast-Track-Klinik für Riesenzellarteriitis

Eine besondere Form der Gefäßentzündung ist die Riesenzellarteriitis, bei der es zu Entzündungsprozessen in großen Gefäßen kommt. Katja Schmitt-Bieda: „Wir sind eine Fast-Track-Klinik: Eine Riesenzellarteriitis ist ein rheumatologischer Notfall.“

„Es ist wichtig, sofort die Therapie einzuleiten und innerhalb von 72 Stunden einen Ultraschall der Gefäße zu machen, um die Diagnose zu sichern, sonst riskiert man eine Erblindung.“ Auch das: ein Angebot, das sonst nur wenige Kliniken im Bundesgebiet vorhalten.

Sprechstunde für Frauen mit Kinderwunsch

Katja Schmitt-Bieda legt besonderen Wert auf ihre beratende Tätigkeit bei Frauen mit Kinderwunsch. Bei entzündlichen Bindegewebserkrankungen (Kollagenosen) wie Lupus erythematodes habe sie es häufig erlebt, dass Patientinnen von einer Schwangerschaft abgeraten worden sei.

„Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Medikamenten, die man auch während der Schwangerschaft geben kann, aber man muss das engmaschig begleiten.“ Deshalb empfiehlt sie Frauen mit entsprechender Diagnose und Kinderwunsch, frühzeitig mit Überweisung zu ihr in die Sprechstunde zu kommen.

Informative Links

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