Sabrina Elfers hat sich auf den Fachbereich Endoskopie spezialisiert.

Karriere in der Pflege:
Mut zu mehr

Karrierechancen in der Pflege: Durch eine Fachweiterbildung lässt sich Wissen vertiefen. Kompetenzen sowie der persönliche Horizont erweitern sich – zum Wohle von Patientinnen und Patienten.

Autorin: Susanna Bauch

Früher hießen sie Krankenschwestern und -pfleger, mittlerweile sind es Pflegefachkräfte, ohne die der Klinikalltag auf Station, in der Notaufnahme sowie im OP maßgeblich nicht zu realisieren wäre. Zur Ausbildung gehört es, verschiedene Kliniken des Maximalversorgers und deren Fachdisziplinen kennenzulernen.

Angehende Pflegefachkräfte spüren manchmal schon während dieser Phase, wo ihre Interessen und Stärken liegen, daraus ergibt sich in der Regel der spätere Einsatzort. Doch das Examen am Schluss bedeutet nicht das Ende vom Lernen. Die Pflichtfortbildungen, aber vor allem auch Fachweiterbildungen erhöhen die Kompetenz und Qualifikation. Pflegende mit dem Willen zu noch mehr Verantwortung können weiterkommen – etwa mit der Zusatzqualifikation zur Fachkraft für Leitungsaufgaben. Für weitere Karriereziele bieten sich im Klinikum Braunschweig noch viel mehr Chancen – PULS präsentiert Ihnen die Porträts von drei Mitarbeitenden, die diese erfolgreich ergriffen haben.

Sabrina Elfers – Fachweiterbildung OP Endoskopische Pflege, Stationsleitung
Zentrale Endoskopie

Sabrina Elfers hat schon ihr Freiwilliges Soziales Jahr am Klinikum Braunschweig absolviert und 1997 ihre Ausbildung zur Krankenschwester begonnen. „Durch die Größe des Hauses als Maximalversorger bekam ich währenddessen Einblicke in viele Fachdisziplinen“, sagt die 41-Jährige.

Nach der Ausbildung arbeitete sie in der Notaufnahme, „von dort habe ich mich in den OP versetzen lassen“. Der Funktionsbereich – zu den Funktionsbereichen zählen unter anderem die Innere Diagnostik mit Endoskopie und Sonographie, die Kardiologische Funktionsdiagnostik mit dem Herzkatheterlabor – hat sie schon immer interessiert. „Es ist keine bettenführende Station, und es werden vielfältige Eingriffe wie etwa Magenspiegelungen vorgenommen. Eng am Prozess beteiligt zu sein, das liegt mir.“ Schließlich ist die Pflegefachkraft in den Zentral-OP gewechselt, wo vor allem urologische sowie Kinder- und allgemeinchirurgische Fälle versorgt werden.

2008 dann wollte Sabrina Elfers über den Tellerrand schauen, wie sie erzählt. „Ich wollte andere Operationen begleiten, andere Fachgebiete kennenlernen und vor allem auf dem Laufenden bleiben.“ Daher hat sie mit der Fachweiterbildung OP und Endoskopische Pflege begonnen. Die Entwicklung in diesem Bereich verlaufe sehr schnell, das betreffe „endoskopische Technik und operative Methoden oder auch verbesserte bildgebende Verfahren“.

Die Weiterbildung dient unter anderem zur Sensibilisierung und speziellen Ausrichtung der endoskopischen und operativen Pflege. Davon würden Erkrankte, die in Narkose versetzt sind, zwar nichts mitbekommen.

Aber gerade umfangreiches Fachwissen und die hochgradige Spezialisierung mache eine qualitativ hochwertige Arbeit im interprofessionellen Team aus Pflege sowie Ärztinnen und Ärzten erst aus.

Von der Weiterbildung, so Elfers, habe sie profitiert. Viele Chirurginnen und Chirurgen hätten ihre OP-Techniken vorgestellt, „es ist superfaszinierend zu lernen, wie die Eingriffe Hand in Hand ablaufen.“ Seit 2018 hat Elfers die Stationsleitung Zentrale Endoskopie inne. „Viel im OP bin ich jetzt nicht mehr“, sagt die 41-Jährige. Das wird sich vermutlich auch so schnell nicht ändern, denn die nächste Weiterbildung hat sie bereits beendet – zur Fachkraft für Leitungsaufgaben in der Pflege.

Sabrina Elfers
Fachweiterbildung OP Endoskopische Pflege,
Stationsleitung Zentrale Endoskopie

Sabrina Elfers
Fachweiterbildung OP Endoskopische Pflege, Stationsleitung Zentrale Endoskopie

Tarik Baddouh – Fachweiterbildung Anästhesie und Intensivpflege, Leitung HTG Intensivpflegestation

Dass er Krankenpfleger geworden ist, hat auch etwas mit seinem Großvater zu tun. Der Opa von Tarik Baddouh musste einige Male ins Klinikum und wegen seiner Herzprobleme stationär behandelt werden. „Die Versorgung kranker Menschen hat mich beeindruckt und neugierig gemacht“, erzählt der 32-Jährige. 2008 begann er seine Ausbildung. Der Einsatz auf der Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgischen Intensivstation hat ihn am meisten beeindruckt.

„Die Arbeit ist anders als auf einer Normalstation: Sie zeichnet sich aus durch viel mehr komplexe Technik und digitale Dokumentation.“ Nah an Patienten und Patientinnen sowie an den lebenserhaltenden Geräten zu sein, das liegt Tarik Baddouh, der die Station seit 2022 leitet. Außerdem müsse man schnell überblicken, was gerade gebraucht werde. Was seinen Berufsalltag begleitet, ist auch der Tod. Denn nicht jeder Mensch auf der Intensivstation kann

gerettet werden. „Es ist belastend, wenn man jemanden lange betreut hat und ihn dann trotzdem verliert. Demgegenüber stehen aber auch viele positive Erlebnisse und ein sehr großer Zusammenhalt innerhalb des Teams.“

Von 2014 bis 2016 hat Baddouh an der Fach­weiter­bildung für Anästhesie- und Intensivpflege teilgenommen. 616 Stunden – in einer oder mehreren Anästhesieabteilungen mit mindestens drei operativen Fachbereichen – gehörten zum Programm. Dazu kamen weitere 1232 Stunden auf Intensivstationen unterschiedlicher Fachrichtungen sowie 231 Stunden mit dem Schwerpunkt der fachpflegerischen Teilnahme an diagnostischen und therapeutischen Eingriffen auf einer medizinischen oder operativen Intensivstation. Zudem hat er eine Weiterbildung zum Atmungstherapeuten absolviert. „Beatmung, Notfälle, enge Zusammenarbeit mit dem interdisziplinären Behandlungsteam – das müssen wir können“, betont der 32-Jährige, der bereits die nächste Weiterbildung, diesmal für Leitungsaufgaben, besucht.

„Mein nächstes Ziel ist es, in meiner neuen Position als Leitung der Intensivstation anzukommen. Immerhin ge­hören dazu zwölf Betten und 38 Mitarbeitende.“ Zu seiner Auffassung von Führung gehört neben ausgeprägter Fachkompetenz auch eine gute Führungsstruktur. „Der enge Austausch zwischen allen Beteiligten ist eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg.“

Tarik Baddouh
Fachweiterbildung Anästhesie- und Intensivpflege, Leitung
HTG Intensivpflegestation

Tarik Baddouh
Fachweiterbildung Anästhesie- und Intensivpflege, Leitung HTG Intensivpflegestation

Stephanie Freise – Fachweiterbildung onkologische Pflege, Stationsleitung HNO-Klinik

Ursprünglich wollte Stephanie Freise Heilerziehungspflegerin werden. „Aber dazu musste man 18 sein, und da habe ich die Ausbildung zur Krankenschwester als Einstieg genommen.“ Diese dauerte von 1996 bis 1999 – seitdem hat Freise nicht mehr gewechselt. Die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde ist seit Anbeginn ihre Lieblingsfachdisziplin gewesen. „Wir sehen alle Altersgruppen, die verschiedensten Diagnosen, und vor allem sind wir ein eingeschworenes, ausgesprochen erfahrenes Team, das weiß ich zu schätzen.“ 2012 wollte Stephanie Freise neuen Input und noch einmal etwas Neues lernen. Sie absolvierte die Fachweiterbildung Onkologische Pflege, „dafür habe ich in Rotation zwei Jahre lang auch die Stationen gewechselt – war in der Radiologie, im Hospiz und im ambulanten Pflegedienst“, so die 42-Jährige. Die praktische Weiterbildung findet zudem in einer inneren Abteilung sowie einer operativen Abteilung mit Tumorkranken, einer onkologischen Kinderabteilung sowie einer hämatologisch-onkologischen Ambulanz oder in einer Tagesklinik statt.

Als onkologische Fachpflegekraft ist Freise dann wieder in die HNO zurückgekehrt. „Hier habe ich ein breites Einsatzspektrum, mir obliegt die Hilfestellung und Nachsorge etwa für Patienten und Patientinnen mit Tumoren an Kehlkopf, Zungengrund oder der Ohrspeicheldrüse.“ 2018 ist Stephanie Freise für die Geburt ihre Tochter ausgestiegen und arbeitet seit der Rückkehr 2019 in ihrem Beruf als Pflegefachleitung. „Die Weiterbildung zur Fachkraft für Leitungsaufgaben in der Pflege würde ich gerne noch machen“, sagt sie. Sich zusätzliches Wissen anzueignen sei schon immer ihr Faible gewesen. Während der Elternzeit hat sie daher auch einen „Pain Nurse Lehrgang“ absolviert, also eine Weiterbildung zur Schmerzschwester. Sie hält diesen Schritt für äußerst sinnvoll. „Schmerztherapie ist ein wichtiges Thema in der onkologischen Pflege.“

Die onkologische Pflegefachkraft Stephanie Freise im Patientengespräch.

Spezialisten erwünscht

Derzeit bietet das Klinikum sechs Fachweiterbildungen in der Pflege an, auf die sich Mitarbeitende und externe Interessenten bewerben können, sofern sie die Voraussetzungen erfüllen.

Stephanie Freise
Fachweiterbildung onkologische Pflege, Stationsleitung HNO-Klinik

Die Pflicht zu lernen

Wer sich in der Pflege spezialisieren und weiterbilden möchte, kann an vielen Fachweiterbildungslehrgängen im Bildungszentrum des Klinikums teilnehmen, um sein Ziel zu erreichen.

Allerdings kommt es nicht immer und ausschließlich auf die Motivation einzelner Mitarbeitenden an, sich weiterentwickeln zu wollen. Denn es gibt Pflichtfortbildungen – etwa in den Bereichen Hygiene und Reanimation. Um hierbei eine individuelle Zeitplanung zu gewährleisten, bietet das Klinikum diese Fortbildungen ab diesem Jahr neu auch als E-Learning-Module an.

„Das E-Learning-Modul Standardhygiene müssen alle absolvieren, die an Patientinnen und Patienten arbeiten“, sagt René Schwartz vom Institut für Hygiene. Die Kurzschulungen, die jährlich durchlaufen werden müssen, beschäftigen sich mit dem Thema Basishygiene wie etwa Händedesinfektion und dem Tragen von Schmuck. „Sehr wichtig ist vor allem, sich das Thema Hygiene täglich zu vergegenwärtigen, denn die Hygiene in einer Klinik ist eine

große Herausforderung“, sagt er. Jährlich wird auch das Modul Reanimation online und verpflichtend für alle bereitgestellt. „Daran muss wirklich jeder Mitarbeitende aller Klinikstandorte teilnehmen, egal ob in der Pflege, Verwaltung oder Reinigungsbereich“, betont Christiane Wiesenewsky, Pflegefachleitung der Anästhesiologischen Intensivstation und Trainerin für Renanimation.

Für viele liege der letzte Erste-Hilfe-Kursus mit dem Erwerb des Führerscheins schon Jahre zurück. „Die Hemmschwelle, in einer Notsituation zu handeln, ist aus Angst vor Fehlern und Konsequenzen nach wie vor hoch“, betont Wiesenewsky. Dank des E-Learnings könnten sich Interessierte in der Theorie immer wieder selbstständig auf dem Laufenden halten. „Die jährliche Wiederholung trägt zur Festigung des Wissens bei.“ Beide Pflichtfortbildungen werden nach einem Abschlusstest mit einem Zertifikat bestätigt.

Christiane Wiesenewsky,
Trainerin für Reanimation, und
René Schwartz,
Hygienefachkraft am Klinikum.

Christiane Wiesenewsky, Trainerin für Reanimation,
und René Schwartz, Hygienefachkraft am Klinikum.

Hygieneprofi

Zu den Aufgaben einer Hygienefachkraft gehören:

  • die Überwachung von Hygiene- und Desinfektionsmaßnahmen
  • die Mitarbeit bei infektionspräventiven Maßnahmen
  • Erfassung und Bewertung nosokomialer Infektionen und Infektionen mit Erregern, die resistent sind gegen Antibiotika oder gar Multiresistenzen aufweisen
  • die Mitwirkung beim Ausbruchsmanagement sowie die Schulung der Mitarbeitenden zum Thema Hygiene
2023-06-27T21:05:05+02:00
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