Sie steht noch am Anfang und fühlt sich schon genau richtig: Entela Nikqi hat ihre Ausbildung im August 2023 begonnen. Mit 27 Jahren ist sie die einzige junge Mutter unter ihren Mit-Azubis. Das hängt mit ihrem bisherigen Lebensweg zusammen. „Als meine Familie vor zehn Jahren aus dem Kosovo nach Bremen kam, war ich 17 Jahre alt. Da mein albanisches Abitur hier nicht anerkannt wurde, machte ich zunächst einen einjährigen Sprachkurs und dann mein deutsches Abitur – so war ich drei Jahre älter als meine damaligen Mitschülerinnen und Mitschüler. Kurz darauf habe ich meinen Mann in Braunschweig geheiratet und meine beiden Kinder bekommen.“

In der Elternzeit absolvierte Entela Nikqi eine Dolmetscherausbildung und arbeitete als Dolmetscherin für Albanisch bei der Stadtverwaltung Braunschweig. „Durch diese Tätigkeit für das Gesundheitsamt, verschiedene Arztpraxen und Schulen konnte ich erste Erfahrungen im Gesundheitsbereich sammeln. Das Gebiet faszinierte mich von Anfang an.“

Als sich Entela Nikqi nach einem Ausbildungsplatz im kaufmännischen Bereich umsah, lag damit nahe, dass sie auch auf der Website des Klinikums Braunschweig landete. „Im Klinikum hatte ich meine Kinder zur Welt gebracht, ich kannte das Haus als großen und sicheren Arbeitgeber – und es wurde ein passender Ausbildungsplatz angeboten.“ Sie bewarb sich erfolgreich.

Was gut passte: Zunächst konnte die junge Mutter in Teilzeit, fünf Stunden täglich, beginnen. Als sich zwei Monate später eine Vollzeit-Kita für die Kleinen fand, stieg sie in die ganztägige dreijährige Ausbildung ein. Ihr Alltag? „Zwei Tage die Woche Berufsschule, drei Tage im Betrieb.“ Zurzeit ist sie im Qualitätsmanagement eingesetzt und engagiert sich, zusätzlich zu ihren regulären Aufgaben, bei der Zertifizierung des Traumanetzwerks: Dabei geht es um die Überprüfung und die Sicherung der Versorgungsstandards für Schwerverletzte. „Ich hole Unterschriften für die datenschutzrechtliche Einwilligungserklärung von unfallchirurgisch stationär aufgenommenen Patientinnen und Patienten ein und unterstütze bei der Eingabe von Gesundheitsdaten sowie Unfallinformationen in eine Onlinedatenmaske.“

Insgesamt vier Monate verbringt Entela Nikqi hier – dann geht’s weiter zur nächsten Abteilung, in die Apotheke, dort kümmert sie sich um Materialbestellungen. „Unsere Azubis durchlaufen Bereiche mit sehr unterschiedlichen Aufgabenstellungen: von Poststelle, Archiv, Bildungszentrum, Wirtschaftsstelle, Apotheke, Patientenaufnahme, Abrechnungsservice, Medizincontrolling, Qualitätsmanagement bis hin zu Buchhaltung, Personalabteilung und dem Sozialpädiatrischen Zentrum“, sagt Ekkehard Ruthe aus der Abteilung Rechnungswesen, der als Ausbildungsbeauftragter für die angehenden Kaufleute im Gesundheitswesen (KiG) zuständig ist. „Dabei können sie ihre Interessen und Stärken kennenlernen. Im Abrechnungsservice geht es um die korrekte Abrechnung aller Dienstleistungen, die Patientinnen und Patienten in Anspruch genommen haben, in Wirtschaftsstelle und Apotheke um Materialbeschaffung, im Bildungszentrum um die Organisation von Fortbildungsangeboten.“

Einsatzmöglichkeiten gibt es für ausgebildete KiG viele: Auch in Privatpraxen, Pflegeheimen, Krankenkassen, pharmazeutischen Unternehmen und Gesundheitsbehörden sind die Allround-Kräfte gefragt. Entela Nikqi würde gern im Klinikum bleiben: „Ich freue mich darauf, meine Reise in dieser aufregenden Branche hier fortzusetzen.“

Nach Feierabend taucht sie voller Begeisterung in ihre kreative Welt ein: „Dann bin ich als Influencerin im Bereich Mode und Lifestyle aktiv, produziere und schneide Videos für meinen Instagram-Account. Oder ich male abstrakte Bilder mit Acryl- und Ölfarben – allerdings nicht so oft, wie ich es gern tun würde!“