Seelsorge am Klinikum

Täglicher Beistand

Offenes Ohr, offenes Herz: Mit Zeit für Gespräche und Begegnungen ist die Seelsorge am Klinikum Braunschweig für Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige da.

Text: Susanna Bauch
Fotos: Nick Neufeld
Illustration: Wonderfulpixel/iStockphoto.com

Kay-Michael Eckardt Seelsorge

Kay-Michael Eckardt versteht sich als Begleiter auf Zeit.

Jeder Kontakt ist anders: Manche Menschen haben Angst und Sorgen, sie wünschen sich Beistand. Andere sind einsam. Oder sie wollen einfach nur etwas loswerden. Über den Hund, den Garten.

„Mit einer Patientin habe ich mich über den Obstanbau unterhalten. Ich begleite Patientinnen und Patienten oder Mitarbeitende einfach ein bisschen“, sagt Kay-Michael Eckardt, evangelischer Theologe und seit dem Frühjahr Klinikseelsorger am Klinikum Braunschweig.

Gemeinsam mit seiner Kollegin Aleksandra Kozlowski ist er für die Menschen in der Klinik da – mit Termin oder ganz spontan. Sie sprechen mit ihnen, hören zu. „Oft geht es einfach um Begegnungen, um das Aushalten, das Umarmen und das Miteinander-Schweigen“, sagt Kozlowski, Seelsorgerin und pastorale Begleiterin im Klinikum. Die katholische Theologin und ihr Kollege Kay-Michael Eckardt wurden in diesem Herbst offiziell eingeführt in ihr seelsorgerisches Amt. Es gibt feste Arbeitszeiten, aber auch eine Rufbereitschaft. „Wenn an den Wochenenden etwas geschieht, ein Notfall, eine schwierige Diagnose, dann sind wir da.“ Kozlowski hat in ihrer Heimat Polen Theologie studiert, in Deutschland dann zusätzlich eine Pflegeausbildung absolviert. „Ich hatte immer den Wunsch, mit Menschen zu arbeiten.“

Gespräch Aleksandra Kozlowski und Kay-Michael Eckardt

Seelsorge zu zweit: Aleksandra Kozlowski und ihr Kollege Kay-Michael Eckardt haben die Einsatzbereiche im Klinikum untereinander aufgeteilt.

Einfach da sein nach bedrückenden Diagnosen

Im Klinikum Braunschweig zählen vor allem die Onkologie, die Geburtsstation, die Kinderintensivmedizin sowie die Frauenklinik und die Palliativstation zu ihrem Einsatzgebiet. „Ich besuche die Stationen, erkundige mich nach Befinden und Belastungen der Patientinnen und Patienten sowie der Angehörigen. Zeit für Gespräche, Zuwendung und Empathie ist wichtig. Und die haben wir hier.“ Bei der Thematik entscheide immer die oder der Hilfesuchende, worüber gesprochen wird. „Manchmal müssen wir gemeinsam Abschied nehmen nach einer stillen Geburt. Oder Erkrankte mit lebenslimitierenden Diagnosen möchten Beistand, stellen Fragen oder wollen einfach nur nicht allein sein“, sagt die 40-jährige Mutter eines kleinen Sohnes. Das seien sehr intime Momente, manchmal inmitten einer großen, schwer getroffenen Familie.

Eckardt ist in der Regel auf der Intensivstation, der Geriatrie und der Psychosomatik und im palliativen Bereich unterwegs. Er klopft an Türen, wartet ab und sagt, er habe Zeit. Oft wird er hereingebeten. Jede Station sei anders und ein Mikrokosmos. Immer wieder ergeben sich für den 59-Jährigen schöne Begegnungen. „Das Gespräch mit einem Handwerker etwa, der viel an Kirchen in Braunschweig gearbeitet hat. Das hat uns verbunden.“ Mittlerweile sei der Mann wieder gesund. Es geht für die Seelsorgenden nicht immer um das Lebensende, Verzweiflung oder einen schweren Weg. „In der Geriatrie etwa erfahre ich tolle Lebensgeschichten“, sagt Eckardt. Er und seine Kollegin Kozlowski helfen zudem dabei, sich in neuen Situationen zurechtzufinden. „Das betrifft auch Familienmitglieder, die vor einem großen Berg stehen, wenn jemand beispielsweise einen Schlaganfall erlitten hat.“

Zusammenarbeit mit Ärzteschaft und Pflege

Trauerbegleitung und das Abschiednehmen gehören ebenfalls zum Alltag der Klinikseelsorgenden. „Ich habe einmal Stunden am Bett einer alten Dame gesessen, damit sie nicht allein gehen muss“, erzählt Eckardt. Die Verwandten hatten sich schon verabschiedet. „Lebensende und Lebensanfang liegen oft nah beieinander – etwa wenn ein Neugeborenes verstirbt“, betont Aleksandra Kozlowski.

So schön die Geburt eines Babys sei, so unfassbar traurig sei der Verlust. Ist eine religiöse Begleitung gefragt, stehen Kozlowski und Eckardt parat. Die Seelsorgenden schätzen neben der guten Atmosphäre auch das Netzwerk im Klinikum, in dem sie einen sehr aktiven Part übernehmen.

„Egal ob Ärzteschaft, Pflegende oder psychoonkologische Abteilung sowie Elternbegleiterin auf der Kinderintensivstation – wir arbeiten ganz selbstverständlich miteinander.“

Frau Kozlowski

Aleksandra Kozlowski

Seelsorgerin am Klinikum Braunschweig

Trost und Stärkung

Die Klinikseelsorge ist ein offenes, konfessionsungebundenes Angebot am Klinikum Braunschweig, das die Kirchen ermöglichen: Es schafft Raum für Gespräche, Trost und individuelle Stärkung. Neben medizinischer, pflegerischer und psychosozialer Dimension rührt eine Krankheitserfahrung auch an spirituelle Themen. Dazu gehören Fragen nach dem Warum, die Suche nach Sinn und die Deutung der eigenen Lebensgeschichte. Seelsorge bietet fachliche Unterstützung in diesem Prozess – wenn gewünscht mit Gebet, Segen und Sakrament.

Kay-Michael Eckardt ist per Mail unter k.eckardt@skbs.de oder kay-eckardt@lk-bs.de sowie telefonisch unter (0531) 595-3815 zu erreichen, Aleksandra Kozlowski unter a.kozlowski@skbs.de oder aleksandra.kozlowski@bistum-hildesheim.de sowie telefonisch unter (0531) 595-3218.

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