Therapiehund im Klinikum Braunschweig

Tierische Unterstützer

Therapiehund im Klinikum Braunschweig

Tierische Helfer sorgen für Entspannung und weniger Angst: Die Therapiehunde Nox, Yuma und bald auch Daffy unterstützen das Team am Sozialpädiatrischen Zentrum des Klinikums Braunschweig.

Autorin: Susanna Bauch

30 Minuten still liegen während der Untersuchung – und wieder wirkt Nox höchst beruhigend.

Liana blickt ernst. Die Prozedur kennt sie zwar bereits, sie wird nach frühkindlicher Epilepsie regelmäßig hier durchgecheckt. Respekt hat sie dennoch vor der Untersuchung. Kinderkrankenschwester Astrid Helgermann legt der Vierjährigen drei breite Gummibänder um den Kopf, daran werden zahlreiche Elektroden mit Kabeln befestigt.

Diese Art von Helm ist die Voraussetzung für ein Elektroenzephalogramm (EEG), das die Hinströme misst. Dafür bekommt Liana nicht nur Kabel an den Kopf, das kleine Mädchen muss auch rund 30 Minuten still auf dem Rücken liegen.

Therapiehunde nehmen Ängste

Sie wird das schaffen, dafür sorgt Nox. Der Border Collie springt lässig auf die Behandlungsliege und legt seinen Kopf auf Lianas Bauch. Sofort beginnt das Mädchen, den Hund zu kraulen und zu streicheln, zwischendurch pustet sie ihm nach Ansage von Schwester Astrid mit einem kleinen Windrad Luft ins Gesicht – ebenfalls ein Teil der Untersuchung, das schnelle Atmen während der EEG-Ableitung ist eine notwendige Provokationsmethode, um die Aussagekraft der Untersuchung zu erhöhen. Dank Nox kann Liana sich entspannen, sie krault weiter und fängt an zu lächeln. Papa Niklas Haake setzt sich mit einem Buch dazu, aber Nox ist eindeutig Hauptdarsteller im Behandlungszimmer.

Bereits seit rund acht Jahren wird der Border Collie am Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) des Klinikums Braunschweig eingesetzt. Der Rüde verrichtet seinen Dienst in der neurologischen Sprechstunde und wird von der Leitenden Ärztin im SPZ und Neuropädiaterin Dr. Antje Mey betreut.

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kostet Therapiehund Daffy inklusive Ausbildung.

Positive Wirkung auf Kinder und Eltern

„Nox ist eine Rampensau und erleichtert den Sprechstundenalltag mit Kindern und Jugendlichen enorm“, sagt Dr. Mey. Er mache alles mit und wolle einfach ständig gelobt werden. Der Therapiehund nehme Ängste, sorge für Ruhe und Entspannung – vorausgesetzt, dass Patientinnen und Patienten sowie Angehörige offen für den tierischen Einsatz sind. „Nox ist unabhängig von den Syndromen der Kinder und Jugendlichen eine echte Bereicherung – genau wie bei Epilepsie, multipler Sklerose, Gefäßmissbildungen oder Neuropathien, also Nervenschädigungen. Und er rettet manche Situation bei einem schwierigen Elterngespräch.“ Jetzt steht ein Nachfolger für das kompetente Tier in den Startlöchern. „Mit mehr als zehn Jahren ist Nox eigentlich längst im Rentenalter“, erklärt Dr. Mey. Derzeit werde Daffy, ein Australian Shepherd, in Rostock zum Therapiehund ausgebildet – was inklusive Hund stattliche 37 000 Euro kostet. Im Laufe des Jahres soll er Nox dann schrittweise ablösen.

„Therapiehunde im Krankenhaus müssen gut auf den Kontakt mit Menschen verschiedenen Alters vorbereitet sein, dazu sollte die Zusammenarbeit mit dem Menschen Wunschaufgabe des Hundes sein“, sagt Mirka Klose, Psychologin am SPZ, deren Hündin Yuma derzeit auf die Arbeit mit jungen Patientinnen und Patienten vorbereitet wird. „Hunde haben positive Effekte auf Eltern und Kinder, sie lösen Spannungen, mildern Ängste und schaffen Vertrauen“, so Klose. Ihre Hündin ist ein Curly Coated Retriever, noch keine vier Monate alt und bisher nicht im therapeutischen Einsatz mit Kindern und Jugendlichen. „Sie braucht noch sehr viel Ruhe und schläft während Bürotätigkeiten in ihrer Box unter meinem Schreibtisch“, berichtet Mirka Klose. Die Rasse bringe Lernbereitschaft mit – genau wie etwa Magyar Vizsla, Labrador, Golden Retriever, Border Collie oder Pudel. „Die eine Hälfte ist Genetik, die andere Hälfte Erfahrungen und Training.“

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Liana hält ganz still, denn Nox liegt auf ihrem Schoß, während Dr. Antje Mey Blut abnehmen will. Papa Niklas Haake freut sich, dass alles klappt.

Therapiehund im Klinikum Braunschweig

Mirka Klose, Psychologin am SPZ, macht Therapiebegleithund Yuma zunächst mit den Räumlichkeiten vertraut.

Therapiehund-Ausbildung dauert eineinhalb Jahre

Yuma braucht gute Umweltsicherheit, hohe Impulskontrolle und Frustrationstoleranz. „Während Patientengesprächen kann es auch zu negativen Emotionen wie Wut oder großer Trauer kommen“, sagt Klose.

Damit der Therapiebegleithund sich durch solche Situationen nicht verunsichern lässt, ist eine gute Ausbildung wichtig. Diese dauert für Yuma dann noch einmal rund eineinhalb Jahre. „Derzeit mache ich sie mit der Umgebung und Situationen vertraut, durch einen vollen Wartebereich trage ich sie auch mal, um Überforderung zu vermeiden“, so die Klinische Psychologin.

In der Ausbildung lernen auch die Halterinnen und Halter, etwa Stresssymptome bei ihrem Hund zu erkennen. Mirka Klose ist von der „Eisbrecherfunktion“ ihrer Therapiehündin bei den kleinen Patientinnen und Patienten überzeugt. „Der Blutdruck geht runter, Stress- und Angstlevel sinken.“ Kleinere Kinder würden im Spiel mit dem Hund oder beim Streicheln entspannen.

Je nach therapeutischem Ansatz kommt das Tier in der freien Interaktion oder in angeleiteten Übungen zum Einsatz, wobei beides immer zielgerichtet und geplant sein sollte.

Frau Klose

Mirka Klose

Kinder- und Jugendpsychologin im SPZ des Klinikums Braunschweig

Therapiehund im Klinikum Braunschweig

Dr. Antje Mey mit Nox: Das Geschirr kennzeichnet ihn im Außenbereich als Klinikums-Therapiehund.

Ruhe bei EEG und Blutabnahme

Liana wird indes bereits entkabelt. Die Untersuchung ist gut gelaufen, die Entwicklung des Mädchens einwandfrei. Die Vierjährige blickt auch nicht mehr ganz so ernst, allerdings steht die Blutabnahme noch bevor und Piken ist unangenehm.

Auch jetzt ist Nox auf ein Fingerschnippen von Dr. Mey zur Stelle, diesmal legt er sich quer über Liana. „Es ist ungünstig, wenn jemand zuckt oder den Arm wegzieht, dann geht die Nadel ins Leere oder an eine falsche Stelle“, sagt die Ärztin. Nox sei nicht nur beim EEG und bei der Blutabnahme eine unerlässliche Bereicherung, „auch ADHS-Kindern hilft er, länger in einer Position zu verharren“.

Daffy Handyfoto

Daffy ist noch in der Ausbildung: Der Australian Shepherd soll Nox ablösen.

Gesundheitscheck auch für Therapiehunde

Da sein ursprünglich vorgesehener Nachfolger Cnut unerwartet wegen eines Hüftschadens ausfällt, bleibt Nox noch ein bisschen länger als Therapiehund für Kinder im Krankenhaus. „Jedes Jahr ist für den Vierbeiner ein Gesundheitscheck fällig – mit Blutkontrolle sowie Ultraschall von Hüfte, Herz und Bauch“, berichtet die Ärztin. Auch ein Wesenstest gehört zum Jahrescheck – der Hund muss nach wie vor unempfindlich, sensibel und menschenfreundlich sein. Ein bisschen aufgeregt ist Dr. Mey bei dem Gedanken, dass Daffy bald zur Familie stößt. Rund 400 Ausbildungsstunden hat der Australian Shepherd dann absolviert, das ist mehr als üblich, denn Dr. Mey möchte ihn auch bei ihrer Arbeit als Palliativärztin einsetzen. „Der Hund verändert die Diagnose nicht, aber oft den Umgang mit ihr.“

Impulskontrolle und Frustrationstoleranz

Auch für Therapiehunde gibt es eine Work-Life-Balance: Nach Feierabend findet Nox Ausgleich bei einem entspannten Spaziergang. Yuma spielt dann auch gern mit ihren Hundefreunden – für den Spaß, außerdem ist es wichtig für die Entwicklung eines guten Sozialverhaltens. Hetz- und Jagdspiele nach Bällen stehen jedoch nicht auf dem Programm, sie stehen dem wichtigen Training von Impulskontrolle und Frustrationstoleranz entgegen. „Denn auch für Hundekinder gilt: Frühes Training macht den Meister.“

Liana hat ihre Untersuchungen überstanden für heute. Oft muss das Mädchen wohl nicht mehr kommen, vielleicht lernt sie später mal Daffy kennen. Aber Nox hat für sie, ihre Eltern sowie Therapeutinnen und Therapeuten schon etliche Situationen gerettet. Ganz einfach durch professionelle Anwesenheit.

Assistenzhunde kommen in vielen Bereichen zum Einsatz

Blindenhund

Egal ob Ampeln, Treppen oder Türen: Ein Blindenhund führt seinen blinden oder stark sehbehinderten Menschen sicher durch den Alltag. So ermöglichen die Vierbeiner vielen Blinden ein eigenständigeres Leben.

Rettungshund

Rettungshundestaffeln gehören verschiedenen Hilfs- und Rettungsorganisationen an. Rettungshunde müssen sehr flexibel einsetzbar und enorm resistent gegenüber Stress durch Lärm, Reisen und ungewohnte Umgebungen sein. Diese nervenstarken Alleskönner werden für verschiedene Einsätze ausgebildet, etwa im Wasser oder im Gebirge als Lawinenspürhunde.

Diabeteswarnhund

Diabetikerwarnhunde zeigen nicht erst die direkte Unterzuckerung und Überzuckerung als medizinischen Notfall an. Sie reagieren vielmehr auf Warnzeichen, noch bevor die Blutzuckerwerte der betroffenen Person unter 70 oder über 250 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) steigen. Sie warnen also bereits, bevor eine drohende Unter- oder Überzuckerung tatsächlich eintritt.

Diensthund

Die dominierende Rasse bei der Polizeihundearbeit ist der Deutsche Schäferhund. Neben ihm werden aber unter anderem auch Rottweiler und Dobermänner eingesetzt. Nicht jeder Hund ist für die Arbeit als Diensthund geeignet. Er muss eine hohe Arbeitsmotivation und Selbstsicherheit haben. Nach der Ausbildung zum Schutzhund kann sich die Weiterbildung zum Spürhund anschließen. Eine enge Beziehung zum Hundeführer ist Grundvoraussetzung für die Arbeit als Polizeihund. Deshalb werden die Hunde nur einem Hundeführer oder einer Hundeführerin zugeordnet und leben mit ihm/ihr unter einem Dach.

Epilepsiewarnhund

Auch Epilepsiewarnhunde reagieren, bevor eine Notsituation eintritt. Die Fähigkeit zu warnen, bevor ein lebensbedrohliches Ereignis akut wird, kann ein Hund nicht erlernen. Entweder er besitzt diese Sensibilität für ein drohendes Ereignis oder nicht. Der Warnhund bemerkt einige Minuten vor dem Anfall, dass ein solcher droht und zeigt es, indem er die Personen etwa anstupst oder die Pfote auflegt.

Mantrailer

Dieses Spezialgebiet umfasst die Suche einer Person nicht nach einer Fährte durch Bodenverletzungen wie bei der Flächensuche, sondern nach dem Individualgeruch eines Menschen. Dafür wird dem Suchhund beispielsweise ein Kleidungsstück der zu findenden Person vor die Nase gehalten, damit er die Verfolgung aufnehmen kann.

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