Akute und chronische Nasennebenhöhlenentzündung

Wenn die Nase dicht ist

Drückende Schmerzen im ganzen Gesicht: Neben Kortisonspray und Operationen gehören auch Biologika zur Therapie einer Sinusitis.

Autorin: Susanna Bauch

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Kieferhöhle

Frontaler Kopfdruck, der sich auch zwischen den Augen ausbreitet, Schmerzen, die bis in den Kiefer ausstrahlen und mitunter auch die Zähne betreffen – dies sind typische Symptome für eine Nasennebenhöhlenentzündung, auch Sinusitis genannt. „Man unterscheidet dabei zwischen der akuten und der chronischen Variante“, erläutert Prof. Dr. Andreas Gerstner, Chefarzt der HNO-Klinik am Klinikum Braunschweig. Die akute Form könne mehrmals im Jahr auftreten, verschwinde aber spätestens nach einigen Wochen wieder. Von einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung spricht man, wenn die Dauer der Beschwerden länger als drei Monate ist.

„Wenn die Nasenatmung behindert, der Geruchssinn eingeschränkt ist und drückende Schmerzen im Gesicht auftreten, liegt eine Sinusitis nahe“, sagt Prof. Dr. Gerstner. Dabei sind die Schleimhäute der Nasennebenhöhlen und der Nase entzündet und die Nasenwege durch die Schwellung blockiert. Dies erschwert die Atmung durch die Nase, die sich verstopft anfühlt. Die Schmerzen können von der Nasennebenhöhle in andere Bereiche des Kopfes ausstrahlen. Schmerzen und das Verstopfungsgefühl verstärken sich meist, wenn man sich nach vorn lehnt.

Sinusitis als Volkskrankheit

„Eine akute Nasennebenhöhlenentzündung wird oft durch eine Erkältung hervorgerufen“, erläutert Prof. Dr. Gerstner. In seltenen Fällen sind Polypen Auslöser der Beschwerden, auch Asthma, eine Unverträglichkeit des entzündungshemmenden Schmerzmittels ASS sowie eine anatomische Voraussetzung können ursächlich sein. Beispiel: „Wenn Engstellen im Bereich der Nasen und der Nasenscheidewand bestehen, kann das eine chronische Sinusitis begünstigen“, so der Mediziner.

Für den Chefarzt zählt die Nasennebenhöhlenentzündung längst zu den Volkskrankheiten. „Im Kindesalter sehen wir das Krankheitsbild selten, aber rund 15 Prozent der Erwachsenen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine chronische Sinusitis.“ Für die Diagnose prüfen die Medizinerinnen und Mediziner durch sanftes Drücken und Klopfen im Gesicht, ob typische Schmerzen bestehen. Mit einem kleinen Endoskop wird das Innere der Nase untersucht, um zu erkennen, ob die Schleimhaut geschwollen st. Auch eine Ultraschalluntersuchung kann hilfreiche Informationen liefern.

Prof. Dr. Andreas Gerstner

Chefarzt der HNO-Klinik am Klinikum Braunschweig

Konservative Behandlung bei Sinusitis hat Vorrang

Bei einer chronischen Nebenhöhlenentzündung hilft manchmal auch ein Allergietest weiter. Häufig tritt eine Allergie zusammen mit einer chronischen Sinusitis auf, dasselbe gilt für eine Asthmaerkrankung. „Bei Allergien kann eine spezifische Immuntherapie helfen, die konservative Behandlung an Ort und Stelle ist ansonsten das erste Mittel der Wahl“, sagt Prof. Dr. Gerstner. Kortisonhaltige Nasensprays können die Beschwerden sowohl bei einer akuten als auch bei einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung lindern. Abschwellende Nasensprays indes helfen nur kurzfristig und sollten nur über wenige Tage angewandt werden. Manche Betroffenen profitieren davon, die Nase zu spülen oder zu inhalieren.

Eine chronische Entzündung wird mittels Operation behandelt, wenn die konservativen Maßnahmen nicht greifen. Dabei werden die Engstellen in den Nasennebenhöhlen erweitert und auch Nasenpolypen entfernt. „Das ist eine Möglichkeit, wenn andere Behandlungen keine ausreichende Besserung gebracht haben“, so der Experte.

Bei der chronischen Sinusitis kommen zunehmend auch sogenannte Biologika – Eiweißstoffe, die aus lebenden Zellkulturen gewonnen werden (siehe oben) – zum Einsatz. „Die Therapiekosten sind recht hoch, aber die Anwendung ist sehr wirksam“, betont der Chefarzt. Man kann einer Nasennebenhöhlenentzündung übrigens auch recht gut vorbeugen – „mit regelmäßiger Befeuchtung der Nasenschleimhäute mit Wasser, gut gelüfteten Räumen und körperlicher Aktivität sowie Vermeiden von Schadstoffen wie Rauchen.“

Sinusitis: Biologika auf dem Vormarsch

Biologika sind Medikamente, die aus lebenden menschlichen oder tierischen Zellen in einem aufwendigen gentechnischen Verfahren hergestellt werden. Sie sollen gezielt in das menschliche Immunsystem und den Mechanismus der jeweiligen Krankheit eingreifen und krankheitsauslösende Faktoren abfangen. Die speziellen Antikörper ähneln körpereigenen Abwehrstoffen.

Auch bei der Behandlung von Entzündungen der Nasennebenhöhlen werden sie immer häufiger angewandt. Biologika enthalten zum Beispiel Zellbestandteile, Proteine oder gentechnisch veränderte Organismen. Sie werden unter anderem in der Krebstherapie sowie bei Autoimmun­erkrankungen wie Rheumatoider Arthritis oder Schuppenflechte eingesetzt.

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