Anfang Oktober hatte ich an einer Bushaltestelle in der Innenstadt einen schweren epileptischen Anfall. Ich weiß noch, dass ich zuvor den Straßenlärm als ohrenbetäubend empfand – dann war ich bewusstlos. Ein Rettungswagen brachte mich in die Notaufnahme des Klinikums Braunschweig. Dort kennt man mich, ich bin sozusagen Stammpatient! Nach eingehender Untersuchung stellte der Notarzt einen Zusammenhang zwischen meinem Gehör und der Epilepsie fest. Denn bereits im September war ich nach einem lärmbedingten heftigen Anfall mit einer großen Platzwunde an der Stirn dort gewesen. Meine niedergelassene Neurologin behandelt mich nun zunächst weiter.

Epileptische Anfälle begleiten mich mein Leben lang – also mehr als 60 Jahre. Und ebenso lang besteht mein Kontakt zum Klinikum. Als Kleinkind verbrachte ich viele Wochen in der Kinderklinik Holwedestraße, bis ich medikamentös eingestellt war. Zunächst war alles gut, ich lernte mit der Krankheit zu leben und machte eine Ausbildung als Karosseriebauer. Dass ein schwerer Unfall mit meinem Mofa 1987 epilepsiebedingt war, vermute ich stark. Ich flog beim Bremsen über den Lenker, zwei Halswirbelbrüche waren die Folge, auch Schlüsselbein und ein Brustwirbel waren gebrochen, ich wurde bewusstlos aufgefunden. Mehr als elf Wochen lag ich damals im Klinikum, diese Liegezeiten sind heute undenkbar! Ich schulte anschließend um zum technischen Zeichner, nach einer Kur in Bad Meinberg 1993 fühlte ich mich wieder richtig gut.

Nun merke ich, dass sich mit dem Alter heftigere Anfälle häufen. Das ist eine neue Erfahrung für mich. Allein in diesem Jahr war ich schon viermal in der Notaufnahme. Mein 80-Prozent-Schwerbehindertenausweis, den ich mir erkämpfen musste, ermöglicht mir kostenlose Bus- und Bahnnutzung, das gibt mir Sicherheit. Und ganz wichtig ist für mich in dieser neuen Lebensphase die Gewissheit, dass ich im Klinikum jederzeit kompetente Hilfe finde: Darauf kann ich mich verlassen!

Thorsten Bock, 61 Jahre