Mathias Haesner, stellvertretener Leiter der Medizinisch-Neurologischen Intensivstation, führt das System LUCAS zur Herz-Lungen-Wiederbelebung vor.
Neue Zentralklinik
Meilenstein für die Gesundheitsversorgung in Braunschweig und der Region: Das Gebäude Ost als erster Teil der lange geplanten Zentralklinik öffnet im Dezember seine Pforten. Wer neugierig war, konnte sich erste Eindrücke vorab verschaffen.
Autorin: Prem Lata Gupta
Schlange stehen vor dem Eingang, als ginge es in den angesagtesten Club der Stadt. Niemand klagt, alle haben gute Laune. Das Interesse der Bevölkerung und auch der Mitarbeitenden des Klinikums an dem neuen Haus ist unübersehbar. Das zeigte sich am Tag der offenen Tür: Rund 1000 Besucherinnen und Besucher, etliche waren ohne Anmeldung gekommen, nahmen den Gebäudeteil Ost in Augenschein. Unter ihnen Kleingrüppchen, ganze Familien, Paare, auch Ärzteschaft und Pflegefachkräfte, die meisten heute ausnahmsweise ohne Kittel.
Nur noch kurze Zeit, dann geht das modernste Krankenhaus, das es jemals in der Stadt gegeben hat, endgültig in Betrieb. Das Gebäude Ost ist nur der Anfang, es werden als weitere Riegel die Gebäude Süd, Nord und West errichtet. Für Braunschweigs Oberbürger Dr. Thorsten Kornblum bedeutet die anstehende Inbetriebnahme einen „Quantensprung“. Er betont: „Auf dieses Haus verlassen sich die rund 1,5 Millionen Menschen in der Region.“ Jahrelang hatten Mitarbeitende, Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige sich kaum vorstellen können, was sich hinter der großen Baustelle verbirgt. Zwar war Fortschritt sichtbar, beispielsweise eine verbesserte Verkehrsführung auf der Salzdahlumer Straße und ein neues, großes Parkhaus, das endlich den Erfordernissen entspricht, dann die zunehmende Gestaltung der Außenanlagen.
Nun aber ist die Vision vom Zentralklinikum für die Bürgerinnen und Bürger so konkret wie noch nie. Entsprechend groß war der Andrang, bei der Gelegenheit hinter die Kulissen zu schauen. „Alle wollen ihr neues Krankenhaus sehen“, kommentierte Pflegedirektor Rick Pieger. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Ein Festtag für die Gesundheit“. Angebote wie „Mikrobenwelt – Testen Sie Ihr Geschick bei der Händedesinfektion“, Ernährungschecks, „Aromatherapie bei Krebs“ oder die Vorführung einer automatisierten Herzdruckmassage zogen viele Interessierte an. Wer noch mehr wissen wollte, konnte sich an zahlreichen anderen Ständen umschauen. Oder sich an Führungen beteiligen, um sich aufklären zu lassen über Intensivmedizin oder elektrophysiologische Techniken, mit denen Herzrhythmusstörungen behandelt werden. Andere Besuchergruppen erkundeten die zukünftige Unterbringung auf den Allgemeinen Pflegestationen.
„Eine angenehme Atmosphäre“
Auch wenn sich beispielsweise die Eingangssituation durch die Errichtung des benachbarten Gebäudeteils Süd noch einmal verändern wird – bereits jetzt zeigt sich die großzügige Architektur. Dazu tragen Fensterfronten im XXL-Format bei, hochwertige Materialien wie Holz, Bodenbeläge in Schieferoptik, mehr Platz in den komfortablen Patientenzimmern, die fast alle für zwei Betten ausgelegt sind. Wie viele andere Besucherinnen und Besucher zeigte sich Tim Schliep beeindruckt: „Sehr modern alles, eine angenehme Atmosphäre.“
Mehr als 37 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche bieten Platz für 430 stationäre Betten, außerdem sind in diesem Gebäudeteil folgende Bereiche mit modernster Ausstattung untergebracht: die Klinik für Nephrologie und Rheumatologie, 43 Dialyseplätze, die Radiologie und ein sogenanntes Kopfzentrum. Darin sind Disziplinen zusammengefasst: HNO-Klinik, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie die Augenklinik. Auch die Unfallchirurgie hat eigene Räume hier, etwa das Rekonstruktionszentrum.
Am Tag der offenen Tür durften Kinder ein Kniegelenk aus Kunststoff spiegeln oder an einer Simulationspuppe unter Anleitung eine Bronchoskopie vornehmen. Ältere Paare warteten am Stand der Augenklinik, um ihren Augendruck und ihre Sehstärke messen zu lassen. Deren Chefarzt Dr. Erik Chankiewitz zeigte sich angetan von den neuen Räumlichkeiten: „Es macht Freude, in solch einer angenehmen Umgebung zu arbeiten.“
Zu den Besucherinnen und Besuchern, die auf zwei Ebenen des Gebäudes die Angebote sondierten, gehörte auch Alexandra Jüling. Aus zwei Gründen war sie vorbeigekommen: „Ich interessiere mich dafür, wie ein Krankenhaus funktioniert.“ Und: „Ich begleite gerade eine Freundin, sie fängt demnächst hier eine Ausbildung zur Anästhesietechnischen Assistentin an.“ Jüling selbst hat sich vor Ort über das Thema Organspende informiert. Für sämtliche Beteiligte symbolisierte der Tag der offenen Tür vor allem Transparenz und Offenheit. Gabriele Rolke als stellvertretende Chefapothekerin des Klinikums über die seltene Chance zu ungezwungenen Gesprächen: „Wer im Krankenhaus Medikamente erhält, weiß nicht, dass sie bei uns auch roboterassistiert zusammengestellt werden. Dies zu erfahren und in einem Video erstmals zu sehen, ist für Außenstehende faszinierend.“
Alexandra Jüling
Besucherin
Meilenstein in der regionalen Gesundheitsversorgung
Nicht nur die Inbetriebnahme des Gebäudeteils Ost markiert einen Neustart, sondern auch der Umzug der Unfallchirurgie und der Orthopädie vom bisherigen Standort Holwedestraße an die Salzdahlumer Straße. Parallel zu den Arbeiten am Gebäudeteil Ost wurde hier die bisherige Notaufnahme verändert und vergrößert. Die Bezeichnung lautet nun Interdisziplinäres Notfallzentrum, kurz INZ. Friedrich Prem, der für die Errichtung der Zentralklinik verantwortlich ist, weist darauf hin, dass, wenn sämtliche Schritte umgesetzt sind, auch das INZ seinen Platz in einem Neubau haben wird. „Aber das lange beschlossene und genehmigte Konzept eines Zentralklinikums ist komplex und die komplette Umsetzung sämtlicher geplanten Neubauten wird noch mehr als zehn Jahre dauern.“ Für manche Bürgerinnen und Bürger stehe aktuell im Vordergrund, dass der Standort Holwedestraße schließt. Das bedeute einerseits Abschied von einer vertrauten Institution, andererseits sei den Menschen in Braunschweig vielleicht (noch) nicht bewusst, dass die stufenweise Umsetzung der Ziele hin zur Zentralklinik eine unumgängliche Voraussetzung für eine bestmögliche Gesundheitsversorgung ist. Friedrich Prem: „Ein Bewusstsein dafür zu schaffen, ist elementar.“
Der Tag der offenen Tür hat bewiesen: Das Interesse ist da. Die Braunschweiger wollen wissen, wo und wie sie in Zukunft behandelt werden. Übrigens ist schon der nächste Meilenstein in Sichtweite – die Bauarbeiten für den Gebäudeteil Süd beginnen im kommenden Jahr.
Stände und Mitmachaktionen auf zwei Ebenen zogen rund 1000 Besuchende an.
Clemens Bretin versucht sich mit Unterstützung seines Vaters, der am Klinikum arbeitet, an der Spiegelung eines künstlichen Kniegelenks.
Viele Besucherinnen und Besucher, aber auch Mitarbeitende nutzten die Gelegenheit, das neue Gebäude beim Tag der offenen Tür in Augenschein zu nehmen.
Informative Links
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