Als Pflegefachfrau am Klinikum Braunschweig Drei Schwestern im selben Beruf
Es gibt Verwandte, die einander privat sehr mögen – und aus Überzeugung denselben Beruf haben. Oder denselben Arbeitgeber. PULS stellt zwei Familien am Klinikum vor.
Autorin: Prem Lata Gupta
Gute Laune pur: Die Schwestern Rafaela (von links), Chantal und Melanie Fricke verstehen sich super – und sind alle drei glücklich, in der Krankenpflege zu arbeiten.
Melanie, Chantal, Rafaela. In dieser Reihenfolge sind sie geboren. Alle drei sind Familienmenschen: Wenn die Geschwister miteinander plaudern, dann ohne Pause, ihre Zuneigung ist spürbar. Und wenn Melanie Fricke – sie selbst arbeitet auf der Akutstation der Psychiatrie am Klinikum Braunschweig – über ihre jüngste Schwester spricht, dann klingt ihre Stimme warm: „Sie ist unser Nesthäkchen.“ Nesthäkchen ist eine liebevolle Bezeichnung, benutzt wird dieser Ausdruck für das jüngste Kind innerhalb einer Geschwisterschar. Dabei ist Rafaela die größte der Schwestern und überragt sogar ihre Mitschüler. Ihre Körpersprache ist bestimmt, überhaupt strahlt die 17-jährige angehende Pflegefachfrau eine Selbstgewissheit aus, die selten ist bei jungen Leuten. Ihre Ausbildung hat am 1. August dieses Jahres begonnen, heute sollen die Azubis in einer Kleingruppe üben, einem bettlägerigen Menschen die Zähne zu putzen. Dafür schlüpfen sie wechselseitig in die Rolle von Patient beziehungsweise Patientin. „Mit oder ohne Handschuhe?“, gibt Rafaela Fricke zu bedenken. Und an eine Mitschülerin gewandt rät sie: „Stell lieber das Bett hoch, das ist weniger anstrengend.“ Gesundheitsthemen fand sie schon immer spannend. Bereits als 13-Jährige hatte sie einen Kurs belegt, um Sanitätsdienst an der Realschule Maschstraße in Braunschweig leisten zu können. Nach ihrem Examen im Jahr 2026 würde sie „gern auf einer chirurgischen Station arbeiten, am liebsten auf einer chirurgischen Intensivstation“. Der Grund: „Ich finde Wundmanagement sehr interessant. Mir macht es nichts aus, Blut zu sehen.“
Frisch am Start: Rafaela Fricke hat ihre Ausbildung diesen Spätsommer begonnen.
Pflegefachkraft: Ausbildung frisch beendet
Auch Chantal Fricke, die mittlere Schwester, verfolgt klare Ziele. Sie hat gerade die Ausbildung zur Pflegefachfrau am Klinikum Braunschweig beendet. Schon lange vor ihrem Abschluss ließ sie sich verstärkt in der Kinder- und Jugendmedizin einsetzen, um möglichst viel Erfahrung auf diesem Gebiet zu sammeln. Nun ist die 21-Jährige genau dort tätig, wohin es sie am meisten zieht – auf der Kinderintensivstation. Hier sind Frühgeborene untergebracht, die besonders aufwendiger medizinischer Betreuung bedürfen. Und zwar monatelang. „Das ist eine große Verantwortung. Diese Menschen sind so klein, dass man bei jedem Handgriff aufpassen muss.“ Kurze, schnelle Begegnungen wie in der Notaufnahme oder einer Kinderarztpraxis sind nicht ihr Ding. Chantal Fricke möchte ihr Wissen anwenden und vertiefen, vor allem aber junge Patientinnen und Patienten über längere Zeit betreuen. Sie mag Gemeinsamkeit, auch privat. Zusammen mit der jüngeren Rafaela betreibt sie Cheerleading im Verein. Bei allem Spaß übrigens ganz ernsthaft: „Das ist kein Hobby, sondern Leistungssport. Wir trainieren zweimal pro Woche, haben öffentliche Auftritte und nehmen sogar an Meisterschaften teil.“
Chantal Fricke will am liebsten Kinder versorgen, sie arbeitet auf der pädiatrischen Intensivstation.
Melanie Fricke
Pflegefachkraft in der Klinik für Psychiatrie
Melanie Fricke (25) ist in der offenen Abteilung der Akutpsychiatrie tätig.
Schülerpraktikum am Klinikum Braunschweig
Sportlich – sie spielt in einer Damenmannschaft bei Eintracht Braunschweig – und beruflich engagiert ist auch Melanie Fricke, die älteste der drei Schwestern. Sie sagt: „Ich wollte schon als Kind immer Krankenschwester werden.“ Dazu passt, dass sie ihr Schülerpraktikum in der Klinik für Neurologie machte. Damals schon merkte die heute 25-Jährige, dass sie mehr noch als körperliche Aspekte verschiedene Persönlichkeitsveränderungen interessierten. Nach ihrem Schulabschluss absolvierte sie eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin. In der Klinik für Psychiatrie des Klinikums Braunschweig ist sie seit Ende 2018 tätig. Hier hat sie es auf der Akutstation mit Menschen zu tun, die unter Depressionen leiden, unter Psychosen oder Anpassungsstörungen. Es ist ein fordernder Job, das spürt sie, etwa wenn ihr Gegenüber total verzweifelt ist oder jemand aggressiv wird. Ihre Grundhaltung ist empathisch und respektvoll. Ein Patient braucht Unterstützung beim Bedienen der Waschmaschine? Melanie Fricke reagiert sofort und bittet den Azubi zu helfen. Eine Patientin will etwas in der Stadt erledigen und wünscht sich, dass ihr Mittagessen für später aufgehoben wird. Die Frau erlebt sanfte Widerrede: „Länger als zwei Stunden dürfen wir das nicht, aus hygienischen Gründen“, begründet Melanie Fricke. Als beglückende Momente nennt sie: „Wenn es Patientinnen und Patienten nach einer Weile besser geht, wenn sie für sich eine Tagesstruktur entwickeln können, wenn sie sich bedanken.“
Die junge Frau sagt: „Ich liebe meinen Beruf. Und weil ich so begeistert davon war, haben meine Schwestern sich davon anstecken lassen und dieselbe Richtung eingeschlagen. Es ist erfüllend für uns alle. Unsere Eltern freuen sich, dass uns die Arbeit so viel Spaß macht. Und dass wir in einem krisensicheren Bereich tätig sind.“
Fünf Familienmitglieder bei den Klinikdiensten
Genau diese Einstellung haben auch Gzim Krasniqi und seine Angehörigen: Fünf Familienmitglieder sind bei den Klinikdiensten, einem Tochterunternehmen des Klinikums, angestellt. Seine Ehefrau Malsore teilt als Vorarbeiterin die Reinigungskräfte am Standort Salzdahlumer Straße ein, sein Bruder Hbip sorgt in der Küche dort jeden Tag für sauberes Geschirr. Cousine und Schwägerin sind ebenfalls in der Reinigung tätig, allerdings am Haus an der Holwedestraße. Er selbst hat eine Ausbildung zum Koch gemacht, Gzim Krasniqi besaß früher ein eigenes Restaurant. Dann kam die Corona-Pandemie. „Der Umsatzrückgang betrug 70 Prozent. Ich habe drei Kinder – da darf man nicht zu lange warten, bis man vielleicht komplett pleite ist.“ Er gab das Restaurant ab und hörte auf seine Frau, die ihm empfahl, sich bei den Klinikdiensten zu bewerben. „Zunächst habe ich Medikamente ausgefahren, aber dann ergab sich eine Möglichkeit in der Gastronomie.“ Seit 18 Monaten verantwortet er die Serviceleitung im Bistro der Wasserwelt, das ebenfalls von den Klinikdiensten betrieben wird. Er bestellt Waren, steht hinter der Theke, bei Bedarf kocht er auch. Genug zu tun ist immer, besonders an Wochenenden, wenn bis zu 2000 Besucherinnen und Besucher in das Braunschweiger Freizeitbad kommen. Dann lassen sich mehrere Hundert Gäste im Bistro der Wasserwelt bewirten. Doch es gibt noch mehr Aufgaben: Manchmal arbeitet Gzim Krasniqi auch für das Bistro am Standort Salzdahlumer Straße oder organisiert Grillfeste für Mitarbeitende des Klinikums.
„Hey, Chef“, ruft die Dame am Empfang der Wasserwelt, wenn sie ihn in seinem roten Outfit erblickt. Dann strahlt Gzim Krasniqi. Er ist zufrieden, eine abwechslungsreiche Leitungsfunktion zu haben. Genauso mag er den Zusammenhalt innerhalb der Familie. „Meine Familie, mein Bruder und dessen Frau – wir leben in einem Haus. Und die Cousine schräg gegenüber.“ Über die Klinikdienste sagt er: „Wir sind alle fest angestellt. Das Geld kommt pünktlich – ein guter Arbeitgeber.“