Schon im Pflegelab lernen Auszubildende, ein entlastendes Hilfsmittel wie das Rutschbrett einzusetzen (links). Der Umgang mit Desinfektionsmitteln erfordert eine Schutzbrille und Handschuhe.

Arbeits- und Umweltschutz: Sicher im Beruf

Wenn Mitarbeitende des Klinikums Braunschweig sich körperlich überlasten oder mit gefährlichen Stoffen hantieren, sind Fachleute gefragt – nämlich das Team der Abteilung Arbeitssicherheit und Umwelt.

Autorin: Prem Lata Gupta

Gibt es Stolperfallen? Tragen die Pflegefachkräfte feste Schuhe? Schützen sie sich beim Umgang mit Desinfektionsmittel? Wenn die Mitarbeitenden der Abteilung Arbeitssicherheit und Umwelt ihre gesetzlich vorgeschriebenen Begehungen machen, halten sie die Augen offen und dokumentieren, was sie sehen. Was oftmals auffällt: „Hilfsmittel wie Lifter oder Rutschbretter, um Patientinnen und Patienten mit weniger Kraftaufwand aus dem Bett zu helfen oder umzulagern, werden zu wenig in Anspruch genommen“, erklärt Dr. Heike Rupp-Brunswig. Dabei soll sich das ändern, inzwischen werden bereits angehende Pflegekräfte im Umgang damit geschult. Dr. Rupp-Brunswig ist Ingenieurin: Sie leitet die Abteilung, zu deren Verantwortungsbereich auch der Gesundheitsschutz gehört.

Regelmäßige Kontrollen der Arbeitssicherheit

Sie und ihr Team inspizieren regelmäßig Aufenthalts- und Spülräume, Lagerflächen, Flure, Labore, Bildschirmarbeitsplätze und Stationszimmer. „Manchmal schleichen sich Gewohnheiten ein, die mit den Vorschriften nichts zu tun haben“, erläutert Marion Dettmann, ebenfalls Ingenieurin. Das kann beispielsweise das Tragen von Clogs sein; der Nachteil dieser Art Schuhe besteht darin, dass sie nur bedingt Halt geben. Anderes ist so selbstverständlich, dass es gar nicht mehr wahrgenommen wird. Marion Dettmann: „Einmal habe ich gefragt, ob auch ein Feuerlöscher im Dienstzimmer hängt. Mein Gesprächspartner konnte die Frage nicht beantworten, obwohl das Gerät vorhanden war.“

Der Umgang mit Desinfektionsmitteln erfordert eine Schutzbrille und Handschuhe.

Unfällen vorbeugen: Niemand soll sich verletzen

Die Abteilung besteht aus insgesamt acht Personen, neben der Leitung sind es vier Mitarbeitende in der Arbeitssicherheit und drei im Umweltschutz. Dazu kommt ehrenamtliche Unterstützung durch Sicherheitsbeauftragte: Das sind 21 Ärztinnen und Ärzte sowie 44 Pflegefachkräfte, außerdem 18 weitere Angestellte aus der Verwaltung und beispielsweise dem Technischen Dienst, die von der Berufsgenossenschaft geschult wurden und jährlich durch die Fachkräfte für Arbeitssicherheit fortgebildet werden. Sie melden Kritikpunkte und Missstände aus eigenem Antrieb. Beispiel: Es kommt ein Anruf, dass keine Sicherheitskanülen auf Station vorhanden sind. Diese Kanülen verfügen über eine Schutzvorrichtung, damit sich medizinisches Personal nicht selbst an der Nadel verletzt oder womöglich gar infiziert. Derlei Unfälle gehören zu den häufigsten Verletzungen im Gesundheitssektor. Deshalb gibt es außerdem farbige Plastikeimer – sogenannte Kanülenabwurfbehälter – mit einem eingekerbten Aufsatz, sodass die Nadel risikolos vom Spritzenkörper getrennt und sicher entsorgt werden kann. Auch Skalpelle wandern hierhinein.

Richtiger Umgang mit Gefahrstoffen

Die Abteilung achtet außerdem auf den richtigen Umgang mit Gefahrstoffen: Im Klinikum Braunschweig wird unter anderem mit entzündlichen Stoffen gearbeitet, mit Gasen, die unter Druck stehen, auch mit oxidierenden Flüssigkeiten und Feststoffen. Dr. Rupp-Brunswig nennt einen weiteren Gefahrstoff: „In der Pathologie wird Formaldehyd genutzt, das ist eine krebserregende Chemikalie.“ Jörg Hochstein verweist unter anderem auf die Küchen. Dort kommen Reinigungsmittel zum Einsatz, angeliefert werden sie als Konzentrate. Hautkontakt ist unbedingt zu vermeiden.

Neue Aufgaben während der Pandemie

Insbesondere zu Beginn der Corona-Pandemie war die Abteilung besonders gefordert. Dr. Heike Rupp-Brunswig und ihr Team überprüften nicht nur, ob tatsächlich überall Masken getragen wurden. Sie initiierten auch Schutzvorrichtungen wie Plexiglasscheiben zwischen sich gegenüber oder nebeneinander liegenden Arbeitsplätzen. „Oder wir sollten Empfehlungen abgeben, wie viele Menschen sich maximal – gemessen an der Quadratmeterzahl – in einem Raum aufhalten sollten“, sagt Marion Dettmann.

SAUBERE SACHE

Für den Abfall im Klinikum ist die gründliche Trennung unterschiedlichster Materialien durch den Gesetzgeber vorgeschrieben. Und es gibt mehr Abfallgruppen als in einem Privathaushalt: Papier, trockener und nasser Restabfall (Letzterer enthält kleine Mengen Körperflüssigkeiten wie Blut oder Wundsekret), Kunststoffe, Glas, auch spitze oder scharfe Gegenstände, die im Kanülenabwurfbehälter landen. Infektiöse Abfälle und Reste von Zytostatika, mit denen Krebskranke während ihrer Chemotherapie behandelt werden, gelten sogar als Gefahrgut. Körper-, Organ- und Gewebeabfälle werden ebenfalls in separaten Boxen gesammelt. Bis zur nächsten Abholung durch den Entsorger lagern sie in Kühlzellen, „andernfalls würde das Material gären“, so die nüchterne Erläuterung von Jörg Hochstein, Teamleiter Umweltschutz. Er berichtet auch: „Wir forcieren Recycling.“ Dazu gehört, Glas, Elektro- und Metallschrott sorgsam zu trennen, „das fordert die Gewerbeabfallverordnung von uns“. Atemkalk, der während der Narkose notwendig ist, um Kohlendioxid aus der Atemluft des Operierten zu absorbieren, wird nicht etwa weggeworfen. Das Klinikum Braunschweig lässt ihn zur Weiterverwendung an den Hersteller zurückgehen, der daraus Düngemittel für die Landwirtschaft herstellt.

Zukunftsprojekt: Ergonomie-Parcours

Um Gesundheitsschutz geht es auch bei einem zukünftigen Projekt: In Kooperation mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement soll ein Ergonomie-Parcours entstehen. Als Anschauungs- und Übungsprojekte dienen ein optimal ausgestatteter Bildschirmarbeitsplatz, auch Hilfsmittel zum Mobilisieren von Patientinnen und Patienten oder von Physio- sowie Ergotherapeutinnen und -therapeuten empfohlene Übungen, um den eigenen Rücken zu stärken. Aufgebaut wird der Parcours im Bildungszentrum des Klinikums. Dr. Heike Rupp-Brunswig: „Wir sprechen damit gezielt Stationsleitungen an. Als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren werden sie ihre Erkenntnisse wiederum an die Pflegefachkräfte weitergeben.“

Abteilungsleitung Dr. Heike Rupp-Brunswig (links) und ihre Mitarbeiterin Marion Dettmann sind beide Ingenieurinnen.

Der Kanülenabwurfbehälter ist so konstruiert, dass Spritzen gefahrlos entsorgt werden können.

2023-06-27T21:08:05+02:00
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