Keine Zeit zu verlieren im Schnellschnittlabor

Noch während einer Operation: Die medizinisch-technische Laboratoriumsassistentin Tanja Heumann bereitet täglich mehrfach Gewebeproben zur mikroskopischen Begutachtung vor.

Autorin: Sabrina Mandel

„Unser Schnellschnittlabor an der Salzdahlumer Straße ist der Außenstandort der Pathologie an der Celler Straße“, erklärt Tanja Heumann, leitende medizinisch-technische Laboratoriumsassistentin, kurz MTLA. „Hier im Haus finden täglich Operationen statt, bei denen krebsverdächtiges Gewebe entnommen wird. Die mikroskopische Untersuchung muss so schnell wie möglich erfolgen, damit die OP weitergehen kann. Wenn wir die Proben mit dem Kurier in die Celler Straße schicken, dauert das Ganze bis zu einer Stunde, hier sind es 15 Minuten.“

Start in den Tag im Schnellschnittlabor

Tanja Heumann hat ihren PC, das digitale Mikroskop samt Bildschirm und den Kryostaten eingeschaltet. Bei Letzterem überprüft sie die Funktionsfähigkeit. Der Kryostat ist ein Kühlgerät, das sogenannte Schnellschnitte – Körpergewebe, das während des Operationsverlaufs direkt untersucht wird – auf minus 18 Grad Celsius herunterkühlt. Kurz darauf holt die Laboratoriumsassistentin in Röhrchen verpackte Gewebeproben aus Biopsien des Magen-Darm-Trakts, die am vorherigen Nachmittag stattgefunden haben, aus der Endoskopie.

Biopsate vorbereiten im Schnellschnittlabor

„Solange sich niemand aus einem der Operationssäle meldet, bereite ich Biopsate für die nächsten Untersuchungsschritte in der Pathologie vor. Denn alle Gewebeproben sowie Schnellschnitte, die größer als 1,2 Zentimeter sind, werden zur weiteren Bearbeitung und Befundung in die Pathologie der Celler Straße gegeben“, sagt Tanja Heumann. Die MTLA überprüft, ob zu jedem Antrag auf histologische und zytologische Begutachtung die passende Probe vorhanden ist, und bedruckt kleine Behälter mit Barcodes. Anschließend platziert sie jedes Gewebestück mit der Pinzette in der jeweils zuvor beschrifteten Kapsel.

Schnellschnitt auf Abruf im Klinikum Braunschweig

Das Telefon klingelt. Eine operationstechnische Assistentin kündigt einen Schnellschnitt an: Er stammt von einer Leberoperation, die gerade vorgenommen wird. Kurz darauf klopft es an der Tür und Tanja Heumann nimmt die angekündigte Probe entgegen. „Jetzt muss es schnell gehen“, sagt sie. „Die Operateure müssen wissen, ob der Patient nun tumorfrei ist oder ob sie nachoperieren, also noch mehr Gewebe entnehmen müssen.“

Probe für Telepathologie im Schnellschnittlabor

Die MTLA platziert die Probe auf einem Stempel im Kryostaten. Während das Gewebestück herunterkühlt, bedruckt sie ein Etikett mit einem QR-Code und klebt es auf einen Objektträger. Sie fertigt einen hauchdünnen Schnitt des Gewebes im Kryostaten und platziert ihn zwischen den zwei Glasplättchen des Trägers, den sie dann in verschiedene Farbstoffe taucht. Das Gewebe verfärbt sich dabei orange, die Zellkerne bläulich. Nach der Entwässerung in Alkohollösungen wird der QR-Code gescannt und der Objektträger in das Mikroskop gesteckt. „Die Pathologin begutachtet die Probe jetzt telepathologisch, sozusagen per Fernsteuerung aus der Celler Straße. Sie wird gleich im OP anrufen, um ihre Einschätzung mitzuteilen.“

Material aus der Urologie im Schnellschnittlabor

Am Nachmittag sind Biopsate aus der Urologie eingetroffen. „Diese bereite ich wie die Gewebestücke von heute Morgen vor. In der gesamten Pathologie bearbeiten wir jährlich 60.000 bis 70.000 Proben.“ Das Telefon klingelt: Der zwölfte Schnellschnitt dieses Tages ist auf dem Weg. „Ich bin hier den ganzen Tag auf Stand-by“, sagt Tanja Heumann.

2023-06-10T21:10:07+02:00
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