Dr. Thomas Bartkiewicz (links), Ärztlicher Direktor des Klinikums Braunschweig, und Prof. Dr. Jan. T. Kielstein, Chefarzt der Klinik für Nephrologie, Rheumatologie und Blutreinigungsverfahren, gehen bei der Ausbildung der Medizin- und Pharmaziestudierenden in ihrem Haus neue Wege.
Kooperation Mehr Wissen im Medizin- und Pharmaziestudium
Eine Kooperation macht es möglich: Im Klinikum Braunschweig erhalten Studierende der Fächer Medizin und Pharmazie kompetenten Einblick in die jeweils andere Disziplin.
Interview: Susanna Bauch
Zu den Personen
Dr. Thomas Bartkiewicz (52) ist seit 2015 Ärztlicher Direktor des Klinikums Braunschweig. Der gebürtige Braunschweiger hat in Göttingen Medizin studiert. Zu seinen beruflichen Stationen zählte der Medizinische Dienst Schleswig-Holstein, danach absolvierte er ein Aufbaustudium zum Gesundheitsökonomen. 2004 fing Dr. Bartkiewicz am Klinikum Braunschweig als Referent des Ärztlichen Direktors an.
Prof. Dr. Jan T. Kielstein (53) ist seit 2015 Chefarzt für Nephrologie | Rheumatologie | Blutreinigungsverfahren des Klinikums Braunschweig. Zuvor war er als Oberarzt des Zentrums für Innere Medizin und als Leitender Oberarzt der Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen der MHH tätig. Zu seinen Forschungsfeldern zählen unter anderem die Dosierung von Medikamenten bei eingeschränkter Nierenfunktion und Dialyse als auch die Rolle extrakorporaler Therapieverfahren bei akuter Nierenschädigung, Vergiftungen und Sepsis.
Wer ein Medizin- oder ein Pharmaziestudium absolviert, soll künftig am Klinikum Braunschweig bereits während der Ausbildung im Praktischen Jahr (PJ) mehr über den jeweils anderen Beruf erfahren. Dr. Thomas Bartkiewicz als Ärztlicher Direktor des Klinikums sowie Prof. Dr. Jan T. Kielstein, Chefarzt der Medizinischen Klinik V, nennen gute Gründe.
Welche neuen Wege geht das Klinikum bei der Ausbildung von Pharmazie- und Medizinstudierenden?
Dr. Thomas Bartkiewicz: Die Kooperation der PJ-Akademie des Klinikums mit der TU Braunschweig sowie der Apothekerkammer Niedersachsen soll dazu führen, die Nachwuchskräfte beider Bereiche früh zu vernetzen. Durch eine engere Zusammenarbeit und größere Expertise soll die Sicherheit der Patientinnen und Patienten nochmals erhöht und nicht zuletzt das Pflegepersonal entlastet werden. Zudem geht es um die Steigerung der Wirtschaftlichkeit der Arzneimitteltherapie sowie die Förderung der Kommunikation zwischen Berufsgruppen im Krankenhaus.
Prof. Dr. Jan T. Kielstein: Schon jetzt stellen wir im Studiengang Pharmazie klinische Problemfelder vor – allen voran Diabetes, Bluthochdruck, Herzschwäche und Krebserkrankungen. Uns ist es aber wichtig, durch die engere Zusammenarbeit auch die pharmazeutische Expertise miteinzubeziehen. Wir alle haben schließlich das gleiche Ziel: die optimale Behandlung der Erkrankten.
Wie kann diese konkret verbessert werden?
Dr. Thomas Bartkiewicz: Bei der Medikamentenanamnese und Therapie dürfen Komplikationen nicht unterschätzt werden. Es kann immer wieder im Alltag zu Verwechslungen von Präparaten kommen oder die medizinische Anamnese ist nicht klar genug formuliert. Arzneimitteltherapie ist ein Hochrisikoprozess – auch heute noch. Schätzungen zufolge gibt es sieben vermeidbare Nebenwirkungen pro 100 ambulant behandelten Patientinnen und Patienten sowie rund 250.000 Klinik-Einweisungen im Jahr infolge vermeidbarer Medikationsfehler. Eine Stationsapothekerin oder ein Stationsapotheker kann das besser erfassen als eine Ärztin oder ein Arzt, um unerwartete Effekte zu vermeiden. Dazu gehört dann auch die jeweilige Einsicht in die digitale Patientenakte für die Bestimmung der Medikation.
Prof. Dr. Jan T. Kielstein: Wir arbeiten natürlich jetzt schon zusammen am gleichen Ziel, jedoch aus unterschiedlichen Richtungen, die Medizinerinnen und Mediziner sind für Diagnose und OP zuständig, die Apothekerinnen und Apotheker für die Tabletten, Infusionen und Ernährungslösungen. Wenn die Nachwuchskräfte bereits während der Ausbildung die jeweiligen Schwerpunkte der anderen Disziplin kennenlernen, etwa Dosierungen und Unverträglichkeiten oder mit Arzneialternativen vertraut gemacht werden, ist das ein Gewinn für den Ablauf auf Station.
Dr. Thomas Bartkiewicz: Mit dieser Kooperation stärken wir Austausch und Interdisziplinarität.
Zu den Personen
Dr. Thomas Bartkiewicz (52) ist seit 2015 Ärztlicher Direktor des Klinikums Braunschweig. Der gebürtige Braunschweiger hat in Göttingen Medizin studiert. Zu seinen beruflichen Stationen zählte der Medizinische Dienst Schleswig-Holstein, danach absolvierte er ein Aufbaustudium zum Gesundheitsökonomen. 2004 fing Dr. Bartkiewicz am Klinikum Braunschweig als Referent des Ärztlichen Direktors an.
Prof. Dr. Jan T. Kielstein (53) ist seit 2015 Chefarzt für Nephrologie | Rheumatologie | Blutreinigungsverfahren des Klinikums Braunschweig. Zuvor war er als Oberarzt des Zentrums für Innere Medizin und als Leitender Oberarzt der Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen der MHH tätig. Zu seinen Forschungsfeldern zählen unter anderem die Dosierung von Medikamenten bei eingeschränkter Nierenfunktion und Dialyse als auch die Rolle extrakorporaler Therapieverfahren bei akuter Nierenschädigung, Vergiftungen und Sepsis.
Wie sieht die Kooperation in der Praxis aus?
Prof. Dr. Jan T. Kielstein: Es sind mehrere Module für die Studierenden geplant, das erste zum Thema Diabetes ist bereits abgeschlossen. Da ging es um die Vermittlung von Grundlagen der Erkrankung, um Spätfolgen, Gefahren, Medikamenteneinstellungen und Kontraindikationen. Ein weiteres Modul soll sich dem richtigen Ausfüllen der Rezepte widmen, aber auch der Frage, wie Rezeptfälschungen erkannt werden. Zudem geht es um Verordnungen außerhalb der Zulassung von Medikamenten, der sogenannten Off-Label-Verwendung und damit verbundenen Stolperfallen.
Dr. Thomas Bartkiewicz: Ausbildungsmodule zu Krankheitsbildern sind ein Schwerpunkt. Es geht aber nicht nur um theoretisches Wissen, auch sogenannte Bedside-Einsätze gehören zum Programm – inklusive Stationsbesprechung und Visite. 20 Studierende waren am ersten Modul beteiligt, jeweils zehn aus jeder Disziplin. Wir leisten da bundesweit Pionierarbeit, die Resonanz ist groß.
Prof. Dr. Jan T. Kielstein: Medizinstudierende sollen natürlich auch mal einen Tag in der Apotheke stehen. Wir wollen die Fachrichtungen kompetent zusammenbringen, den jungen Menschen aber auch Sorgen nehmen und Sicherheiten geben im Arbeitsalltag. Alle wollen schließlich Medikationsfehler vermeiden.
Gehört die Stationsapothekerin oder der Stationsapotheker künftig zum Alltag?
Dr. Thomas Bartkiewicz: So etwas gibt es schon, vor allem in der Geriatrie, wo multimorbide Patientinnen und Patienten oft viele verschiedene Arzneien einnehmen müssen. Aber wenn das Thema im PJ frühzeitig aufgegriffen wird, erhöht das die Sicherheit im Stationsalltag und die Kompetenz durch Akzeptanz und Wissenstransfer mehrerer Disziplinen fließt in die Behandlung ein.
Prof. Dr. Jan T. Kielstein: Es geht um Wissen und Wachsamkeit. Je mehr Mitarbeitende im Klinikalltag zur Medikation – oder umgekehrt zu wichtigen Krankheitsbildern – gelernt haben, desto kompetenter ist die Behandlung. Eine frühe Verzahnung beider Disziplinen bedeutet, neue wichtige Wege zu gehen.