Mentale Gesundheit: Öfter mal abschalten

Alle Anforderungen von Berufs- und Familienleben unter einen Hut zu bringen, kann ziemlich anstrengend sein. Mentale Auszeiten helfen, gesund und leistungsfähig zu bleiben.

Autorin: Sabrina Mandel

Ob vom Yogakurs bis zur kurzen Entspannungsrunde auf dem heimischen Teppich:
Wer achtsam mit sich umgeht, kann stressige Zeiten besser verkraften.

Termindruck, Schlafmangel, zu viele Aufgaben, Stress: Die meisten Menschen kennen Lebensphasen, in denen einfach alles zu viel wird. Häufig nehmen sie diese Überforderung aber erst dann bewusst wahr, wenn es zu spät ist und der Körper um Hilfe ruft. Auf Dauer können zunächst vorübergehende Beschwerden chronisch werden und zu Erkrankungen führen.

„Unser Körper zeigt uns Überlastungen sehr deutlich“, weiß Mandy Isola, Sozialarbeiterin im Klinikum Braunschweig. „Zum Beispiel wird im Pflegebereich immer wieder körperlich schwere Arbeit verrichtet, das erhöht die Gefahr von Rückenproblemen. Kommen dann Stress und Unausgeglichenheit hinzu, wird die Last auf den Rücken sozusagen größer, der Schmerz stärker. Oder: Wenn man ständig unter Hochdruck arbeitet, steigt die Wahrscheinlichkeit des Bluthochdrucks. Der Körper ist da meist sehr klar in seinen Hilferufen.“

Auszeit vom Job: Kleine Rituale helfen

Dabei ist es laut der Sozialarbeiterin gar nicht so schwierig, sich tägliche Auszeiten zu schaffen. „Wichtig ist, dass man sich Folgendes bewusst macht: Wenn ich mich selbst nicht gut erhole, bin ich nicht leistungsfähig.“ Im ersten Schritt sei es entscheidend, eigene Rituale zu finden, die dabei helfen, sich besser zu entspannen.

Dies könnte zum Feierabend der Wechsel von der Berufskleidung in die private Kleidung sein. „Ich hänge den Arbeitskittel und damit auch die Arbeit des Tages in meinen Spind und mache die Tür zu. Ich schalte mein Diensthandy aus. Auf dem Heimweg höre ich mein Lieblingslied und singe laut mit. Ich halte beim Bäcker und kaufe mir einen Latte macchiato, den ich auf einer Bank draußen trinke. Solche kleinen Dinge können uns dabei helfen, Abstand zur Arbeit zu gewinnen und bewusst in die Freizeit oder das Wochenende zu starten“, erläutert Mandy Isola.

Gute Work-Life-Balance: Den Tag bewusst erleben

Es gibt viele Möglichkeiten, schnell über kleine Gesten und Übungen zur Ruhe zu kommen und seinem Körper die positive Bestärkung zu vermitteln: Es geht mir gut, es ist alles in Ordnung. Die Expertin erklärt: „Fingertrommeln auf dem Tisch heißt: Ich bin da, ich höre mich. Faust öffnen und wieder schließen vermittelt mir: Ich habe alles im Griff. Man kann auch die Finger an seinen ausgestreckten Händen vor- und rückwärts zählen, es bedeutet: Ich bin mir bewusst – das wirkt sofort beruhigend.“

Die sogenannte Bohnenübung kann dabei helfen, bewusster den Tag zu erleben. Dazu wird morgens eine Handvoll Augenbohnen in der rechten Hosentasche platziert. Bei jedem schönen Moment, sei es das Danke einer Kollegin, das Lächeln der Kassiererin, die blühende Blume oder das Eichhörnchen, das auf dem Weg zur Arbeit vorbeihüpft, wechselt eine Bohne von der rechten in die linke Hosentasche. Am Abend endet die Übung damit, sich diese Bohnen anzuschauen und die angenehmen Ereignisse bewusst zu reflektieren.

Achtsamkeit trainieren, Wohlfühlatmosphäre schaffen

Neben solchen Übungen gibt es weitere kleine Stellschrauben zur Erhöhung des eigenen Wohlbefindens. „Achtsames Riechen empfehle ich oft und gern“, erzählt die Sozialarbeiterin. „Man fühlt sich in Räumen wohler, die man gut riechen kann. Mit einem Aromavernebler schafft man also ganz schnell sein eigenes Wohlfühlklima. Vielleicht hat man auch einen Duft, den man besonders gern zur Entspannung in der Badewanne einsetzt. Träufelt man das entsprechende Duftöl auf eine kleine Holzkugel und steckt diese in die Tasche, kann man jederzeit das mit Entspannung verknüpfte Gefühl abrufen.“

Im Klinikum Braunschweig wird seit diesem Jahr neben vergünstigten Fitnessstudio-Mitgliedschaften, kostenlosen Yogakursen sowie Entspannungstrainings „Die bewegte Pause“ für die Mitarbeitenden angeboten. Mandy Isola: „Wenn man sich erst mal aufgerafft hat, ist das Gefühl nach dem Sport toll – Sport kann glücklich machen.“

Ruhige Momente für mehr Balance

Studien zeigen, dass Menschen, die dauerhaft gestresst sind, häufiger an Rücken- und Kopfschmerzen, Muskelverspannungen, Schlafstörungen und Herz-Kreislauf-Beschwerden leiden.

Nur einige Momente dauert eine effektive Übung, die sich sofort stressmindernd und entlastend auf die mentale Verfassung auswirkt: Hände zu Fäusten ballen, Arme anspannen, einatmen, Spannung für acht Sekunden halten, ausatmen, lösen, Entspannung wirken lassen. Die Übung mehrmals hintereinander wiederholen.

Mandy Isola
Sozialarbeiterin am Klinikum Braunschweig

Mandy Isola
Sozialarbeiterin am Klinikum Braunschweig

2023-03-23T10:02:50+01:00
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