Der neue Chefarzt Prof. Dr. Klaus Zweckberger ist auf komplexe Eingriffe spezialisiert.

Neurochirurgie: Präzision auch in der Tiefe

Modernste Technik plus viel Erfahrung – das sind die Voraussetzungen für erfolgreiche Neurochirurgie. Prof. Dr. Klaus Zweckberger als neuer Chefarzt wird Stärken und Angebote des Klinikums Braunschweig weiter ausbauen, speziell bei Schädelbasistumoren.

Autorin: Prem Lata Gupta

Nichts ist so unverzichtbar wie das zentrale Nervensystem: Ohne Gehirn und Rückenmark kann der Mensch nicht leben, nicht fühlen, sich nicht bewegen. Entsprechend besorgt sind Patientinnen und Patienten, wenn an diesen Körperregionen eine Erkrankung festgestellt wird und operiert werden muss. „Da geht es um alles“, fasst Prof. Dr. Klaus Zweckberger, neuer Chefarzt der Neurochirurgie, zusammen. Er kennt persönliche Befürchtungen aus vielen Gesprächen, doch seine Botschaft lautet: „Die Ausgangslage selbst bei ernsten Diagnosen ist heute viel besser als vor zehn Jahren.“

Operationen an der Schädelbasis und in tief gelegenen Arealen im Schädel erfordern sehr viel Präzision und Erfahrung vom Chirurgen. Ein wichtiges Instrument ist das Mikroskop.

Hohe Fallzahlen in der Neurochirurgie

Das hat gleich mehrere Gründe: Die Fallzahlen liegen bei einem Maximalversorger wie dem Klinikum Braunschweig weitaus höher als in kleineren Häusern, entsprechend groß ist die Expertise. Eine wichtige Rolle spielt Erfahrung – der neue Chefarzt war vorher 16 Jahre an der äußerst renommierten Universitätsklinik Heidelberg als Neurochirurg tätig. Hinzu kommt: „Wir nutzen moderne Technik, sie hat in unserem Fachbereich einen sehr hohen Stellenwert.“

Bei einer Operation am Gehirn werden Datensätze aus MRT- und/oder CT-Untersuchungen in eine Software eingelesen. Die computergestützte Anwendung erlaubt eine millimetergenaue Orientierung im Operationsfeld.

Moderne Techniken in der Neurochirurgie

Nicht nur die Neuronavigation spielt eine essenzielle Rolle in der Neurochirurgie. Die präzise Arbeit des Operateurs lässt sich zusätzlich unterstützen. „Durch fluoreszierende Farbstoffe können hirneigene Tumoren zum Leuchten gebracht werden“, erklärt Prof. Dr. Klaus Zweckberger. Auch das unterstützt bei dem Ziel, bösartiges Gewebe möglichst vollständig zu entfernen. Mit Neuromonitoring wiederum lassen sich während der OP bestimmte Nervenfunktionen messen. Oder man kann überprüfen, ob der Gesichtsmuskelnerv oder das Rückenmark beeinträchtigt sind. „Heute können wir wesentlich umfassender und genauer operieren als früher. Der Eingriff ist sicherer und zugleich schonender. Dadurch verbessert sich die Ausgangslage für die weitergehende Behandlung wie eine Strahlen- oder Chemotherapie.“

2000 Menschen

im Jahr werden in der Neurochirurgie des Klinikums stationär behandelt.

Auf Teamwork kommt es an – und auf interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Schwerpunkt Schädelbasistumoren

Prof. Dr. Klaus Zweckberger will einen seiner Schwerpunkte am Klinikum Braunschweig ausbauen: Er ist unter anderem spezialisiert auf Schädelbasistumoren. Die Schädelbasis ist die knöcherne Abdeckung des hirnhaltigen Raumes zum Körper hin. Dabei handelt es sich um eine Region im Kopf, die besonders schwer erreichbar ist und äußerstes Geschick des Neurochirurgen erfordert – auch weil hier die Hirnnerven und wichtige Gefäße verlaufen. Zu den Schädelbasistumoren gehören zum Beispiel Meningeome: Sie gehen von den schützenden Häuten aus, die das Gehirn komplett umgeben. Auch wenn Meningeome meistens gutartig sind, so wachsen sie, weshalb sie operativ entfernt werden sollten.

Endoskopische OP-Techniken bei Schädelbasistumoren

Der Chefarzt der Neurochirurgie hat bereits Hunderte von Schädelbasistumoren operiert. Er hat auch Fälle erlebt, in denen Tumoren vom sogenannten Mittelgesicht nach oben in Richtung Gehirn gewachsen sind. Wenn es erforderlich ist, wendet er endoskopische Techniken an, auch zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde – „man kann die Nase als Zugang benutzen“. Diese Behandlungsoption besteht nun auch am Klinikum Braunschweig. „Hier können alle komplexen Eingriffe am Gehirn, seien es Tumoren oder Gefäßmissbildungen, auf höchstem Niveau mit den neusten technischen Möglichkeiten vorgenommen werden.“

Behandlungsverfahren in der vaskulären Neurochirurgie

Ein ebenfalls wichtiges Feld ist die vaskuläre Neurochirurgie: Sie befasst sich mit Veränderungen am Gefäßsystem in Gehirn und Rückenmark. Dazu zählen zum Beispiel Aneurysmen, die als krankhafte Schwachstellen von Blutgefäßen reißen und so eine lebensbedrohliche Blutung im Hirn verursachen können. Bei vaskulären Fragestellungen kommt es auf die Zusammenarbeit mit der Neurologie und der (Neuro-)Radiologie an: Je nach Lage und Form werden Aneurysmen mikrochirurgisch abgeklemmt (Clipping) oder von den Kolleginnen und Kollegen der Neuroradiologie über ein Katheterverfahren behandelt.

Zusammenarbeit im Wirbelsäulenzentrum

Interdisziplinäre Zusammenarbeit findet auch im neu gegründeten Wirbelsäulenzentrum statt, wo die Neurochirurgie unter Leitung von Prof. Dr. Klaus Zweckberger und die Unfallchirurgie/Orthopädie unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Gösling kooperieren. Geplant ist eine gemeinsame Sprechstunde. Prof. Dr. Klaus Zweckberger: „Indem wir Kompetenzen zusammenführen, wollen wir komplizierte Fälle künftig hier am Standort Salzdahlumer Straße gemeinsam operieren.“ Damit gibt der neue Chefarzt der Neurochirurgie die Richtung vor: Er will das Behandlungsangebot erweitern. „Durch die Implementierung neuer Techniken werden komplexe Operationen im Bereich des Gehirns und der Wirbelsäule für unsere Patientinnen und Patienten noch sicherer.“

Prof. Dr. Klaus Zweckberger
Chefarzt der Neurochirurgie am Klinikum Braunschweig

Von Heidelberg ans Klinikum Braunschweig

Prof. Dr. Klaus Zweckberger, der neue Chefarzt der Neurochirurgie am Klinikum Braunschweig, hat Humanmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München studiert und am Institut für Chirurgische Forschung der LMU promoviert. Danach absolvierte er bis 2011 seine Facharztausbildung an der Neurochirurgischen Klinik der Universität Heidelberg. Seit 2012 war er dort zunächst als Funktionsoberarzt tätig. Es folgte 2013/2014 ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Forschungsstipendium an der Neurochirurgischen Klinik der Universität Toronto und am Krembil Neuroscience Institute. Nach der Rückkehr und abgeschlossener Habilitation wurde Zweckberger 2014 Oberarzt und war seit 2015 Leitender Oberarzt und stellvertretender Ärztlicher Direktor an der Universitätsklinik Heidelberg. Seit 2018 führt er den Titel (apl.) Professor für Neurochirurgie der Universität Heidelberg.

2023-06-10T20:55:21+02:00
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