Physician Assistant Neu und erfahren zugleich
Der Physician Assistant ist ein neues Berufsbild: Bereits fünf ehemalige Pflegefachkräfte am Klinikum Braunschweig haben dafür das berufsbegleitende Studium absolviert – und verfügen damit über deutlich mehr Kompetenzen als zuvor.
Autorin: Prem Lata Gupta
Physician Assistant Sabrina Heinrich bespricht ein EKG mit Christoph Duesberg, kommissarischer Leiter der Zentralen Notaufnahme.
Klinikum zahlt Studium
Das Studium der Physician Assistance bietet neue Perspektiven für die Weiterentwicklung von Fachkräften im Gesundheitssektor: Das Besondere ist der medizinisch-akademische Ansatz mit ausgeprägtem Praxisbezug. In anderen Ländern ist das Berufsbild bereits etabliert. Wer sich dafür entscheidet, verfügt über mehr Kompetenzen und erhält eine höhere Vergütung.
Der Studiengang Physician Assistance erfolgt berufsbegleitend. Das Klinikum Braunschweig übernimmt als Arbeitgeber die Studiengebühren. Auch wichtig zu wissen: Während die Pflege in Deutschland ein Ausbildungsberuf ist, wird andernorts ein Bachelorstudium vorausgesetzt: In Großbritannien und Schweden liegt der Akademisierungsgrad der Pflege bei 100 Prozent, in den Niederlanden bei 44 Prozent, in Deutschland bisher bei ein bis zwei Prozent*. Gleichwohl gibt es am Klinikum Braunschweig eine Reihe von Pflegefachkräften, die berufsbegleitend studieren, etwa Pflegewissenschaften oder Gesundheitsmanagement.
*Studie „Pflege in anderen Ländern: Vom Ausland lernen?“, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Charité i. A. der Stiftung München 2019
Längst hat sich Sabrina Heinrich daran gewöhnt: Anamnese und körperliche Untersuchung oder die Auswertung von EKGs gehören nun zum Arbeitsalltag der 39-Jährigen. Nach einem berufsbegleitenden Studium trägt die ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin seit Herbst vorigen Jahres die Berufsbezeichnung Physician Assistant (PA). Das erlaubt ihr Tätigkeiten zur Unterstützung der Ärztinnen und Ärzte, die vorher nicht zu ihrem Aufgabenbereich zählten. Physician Assistance heißt übersetzt Arztassistenz, darf aber nicht mit Assistenzarzt/Assistenzärztin oder Arzthelferin/Arzthelfer verwechselt werden. Sabrina Heinrich führt Aufklärungsgespräche vor Eingriffen, nimmt Ultraschalluntersuchungen vor, erstellt einen Therapieplan und plant die weiterführende Diagnostik. Sie darf sogar Arztbriefe, also Entlassungsunterlagen, unterschreiben – „unter fachärztlicher Supervision“, erklärt Christoph Duesberg, kommissarischer Leiter der Zentralen Notaufnahme.
Duales Studium an der Fachhochschule des Mittelstands
Hier arbeitet Sabrina Heinrich seit 15 Jahren. Ihre Pflegeausbildung hatte sie 2004 abgeschlossen. „In den Folgejahren habe ich eine Prüfung zur Fachweiterbildung Notfallpflege absolviert und mich auch als Praxisanleiterin sowie zur Reanimationstrainerin qualifiziert.“ Als das Klinikum Braunschweig erstmals die Möglichkeit anbot, neben der Arbeit ein duales Studium Physician Assistance zu absolvieren, „hat mich meine damalige Stationsleitung ermuntert – nach dem Motto, das wäre doch das Richtige für mich“. Physician Assistance lautet die internationale Bezeichnung für das noch wenig bekannte Berufsbild. Dafür kooperiert das Klinikum Braunschweig mit der Fachhochschule des Mittelstands in Hannover. Wer sich für diesen Studiengang entscheidet, büffelt nicht nur Anatomie und Physiologie, also das Zusammenwirken physikalischer, chemischer und biochemischer Vorgänge im Organismus, sondern auch Pharmakologie. Hinzu kommen Recht im Gesundheitswesen und Teammanagement.
Arztassistentinnen und Arztassistenten haben deutlich mehr Verantwortung
Sabrina Heinrich ergriff die Chance, obwohl sie erst ein Jahr zuvor Mutter geworden war. Sie bewarb sich bei der hausinternen Personalabteilung und bekam eine Zusage. Christoph Duesberg als Leitender Oberarzt begrüßte den Schritt. Er unterstreicht, dass das Berufsfeld der Physician Assistance mehr Verantwortung bedeutet. Möglichst mehrjährige Berufserfahrung in der Pflege sei für das medizinische Studium von Vorteil. Die neue Position soll ihn und sein ärztliches Team wirksam entlasten. „Wir können einen Teil der administrativen Tätigkeiten abgeben, Patientinnen und Patienten sind vorgesichtet. Ich bespreche den Behandlungsplan und kann mich darauf verlassen, dass er entsprechend umgesetzt wird. Mit Physician Assistance als Schnittstelle verbessern sich Arbeitsabläufe, das kommt dem Endergebnis zugute.“
Studium zum Physician Assistant hat hohen Praxisbezug
Das Studium erfordert Disziplin, denn Teilnehmende studieren berufsbegleitend. Während Sabrina Heinrich ihren Bachelor of Science bereits in der Tasche hat, steckt Natalie Schilke noch mitten im Studium. Zusätzlich zur 80-Prozent-Stelle mit Schichtarbeit im Klinikum fallen wöchentlich etwa 15 Stunden Vorlesung in der Uni an. „Dazu kommen Facharbeiten, das Lernen für Klausuren sowie die Nachbereitung von Unterrichtsinhalten.“ Eine erste Hürde war für die 32-Jährige, „das Lernen wieder zu lernen“. Ihre Arbeit als Gesundheits- und Krankenpflegerin, die sie seit 2012 auf einer Kardiologiestation ausübt, hat sie sicher gemacht bei den täglichen Aufgaben und Abläufen. „Man ist auf einer Seite Expertin in seiner Fachabteilung, aber Medizin besteht aus so viel mehr Bereichen.“ Sie wolle ihr Wissen erweitern und „über den Tellerrand hinausschauen“.
Klinikum zahlt Studium
Das Studium der Physician Assistance bietet neue Perspektiven für die Weiterentwicklung von Fachkräften im Gesundheitssektor: Das Besondere ist der medizinisch-akademische Ansatz mit ausgeprägtem Praxisbezug. In anderen Ländern ist das Berufsbild bereits etabliert. Wer sich dafür entscheidet, verfügt über mehr Kompetenzen und erhält eine höhere Vergütung.
Der Studiengang Physician Assistance erfolgt berufsbegleitend. Das Klinikum Braunschweig übernimmt als Arbeitgeber die Studiengebühren. Auch wichtig zu wissen: Während die Pflege in Deutschland ein Ausbildungsberuf ist, wird andernorts ein Bachelorstudium vorausgesetzt: In Großbritannien und Schweden liegt der Akademisierungsgrad der Pflege bei 100 Prozent, in den Niederlanden bei 44 Prozent, in Deutschland bisher bei ein bis zwei Prozent*. Gleichwohl gibt es am Klinikum Braunschweig eine Reihe von Pflegefachkräften, die berufsbegleitend studieren, etwa Pflegewissenschaften oder Gesundheitsmanagement.
*Studie „Pflege in anderen Ländern: Vom Ausland lernen?“, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Charité i. A. der Stiftung München 2019
Sabrina Heinrich
Physician Assistant (PA)
Sabrina Heinrich
Physician Assistant (PA)
Im Fachgespräch mit ihrem früheren Vorgesetzten Armin Heller: Natalie Schilke profitiert in ihrem Studium der Physician Assistance vom engen Praxisbezug.
Gute Zusammenarbeit mit dem Ärzteteam im Klinikum Braunschweig
Für den Praxisblock innerhalb des Studiums hat sie sich gezielt in der Lungenklinik, im OP, in der Notaufnahme und auf zwei Intensivstationen einsetzen lassen. Natalie Schilke schätzt die Zusammenarbeit mit dem Ärzteteam. Als Pflegefachkraft sei man aber oftmals näher an den Patientinnen und Patienten „und erhält mitunter wichtige Informationen, die dann berufsübergreifend im Team evaluiert werden können“. „Der Studiengang bietet mir die Chance, dass meine Einschätzungen nicht nur wahrgenommen werden, sondern auch in einer gezielten Maßnahme münden.“ Ihr früherer Vorgesetzter Armin Heller sieht diesen Wunsch nach Veränderung mit einem weinenden und einem lachenden Auge: „Einerseits geht uns eine sehr gute Mitarbeiterin verloren, Menschen wie sie werden hier gebraucht. Andererseits ist es mir ein persönliches Anliegen, dass Mitarbeitende ihr Potenzial voll ausschöpfen können.“
Natalie Schilke
Studentin Physician Assistance
Natalie Schilke
Studentin Physician Assistance