Krebstherapie am Klinikum Braunschweig: Hohe Dosis gegen Krebs
Ob Krebs in der Brust oder in der Prostata, bei Tumoren im Gehirn oder im Verdauungstrakt: Die Klinik für Radioonkologie und Strahlenmedizin spielt eine unverzichtbare Rolle. Sie zählt jährlich 2000 neue Patientinnen und Patienten.
Autorin: Prem Lata Gupta
Unerklärliche Schluckbeschwerden, eine Probenentnahme durch die Gastroskopie – und dann die Diagnose. „Speiseröhrenkrebs, was für ein Schock“, erinnert sich der 52-jährige Mann. Ein PET-CT ergab, dass sich glücklicherweise noch keine Fernmetastasen gebildet hatten. Bevor der Patient operiert wurde, fand eine Bestrahlung statt. Täglich, vier Wochen lang, parallel dazu eine Chemotherapie. Ergebnis: Der Tumor bildete sich zurück, was noch von ihm übrig war, konnte dann chirurgisch entfernt werden. Es ist ein Fallbeispiel, mit dem Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann deutlich macht, wie viel Potenzial heute Radioonkologie und Strahlenmedizin besitzen. Der Chefarzt: „Dieser Fachbereich wird vor allem mit Apparaten assoziiert, aber das ist nicht richtig. Darüber hinaus verfolgen wir in vielen Fällen einen heilenden Ansatz, das ist zu wenig bekannt.“
Innerhalb der acht zertifizierten Organkrebszentren am Klinikum Braunschweig mit jeweils eigener Tumorkonferenz stellt sein Verantwortungsbereich eine feste Konstante dar. Gerade bei häufig auftretenden Krebsarten wie Mamma- oder Prostatakarzinom, bei Tumoren im Verdauungstrakt oder Gehirn macht der Einsatz von hochdosierten und gezielt verabreichten Röntgenstrahlen den berühmten Unterschied. Die gute Nachricht lautet: So genau wie im Jahr 2022 ließen sich noch nie bösartig veränderte Zellen behandeln. In der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie geschieht dies in erster Linie durch drei Linearbeschleuniger, gerade wurde ein hochmodernes neues Gerät in Betrieb genommen. Mit ihm lässt sich der Bereich der Stereotaxie, auch Radiochirurgie genannt, weiter ausbauen: Es ermöglicht durch Kippbewegungen der Bestrahlungsliege präzise Bestrahlungen auch von Krebsherden oder Metastasen, die kleiner sind als ein Zentimeter, etwa im Gehirn oder der Lunge.
Innerhalb der acht zertifizierten Organkrebszentren am Klinikum Braunschweig mit jeweils eigener Tumorkonferenz stellt sein Verantwortungsbereich eine feste Konstante dar. Gerade bei häufig auftretenden Krebsarten wie Mamma- oder Prostatakarzinom, bei Tumoren im Verdauungstrakt oder Gehirn macht der Einsatz von hochdosierten und gezielt verabreichten Röntgenstrahlen den berühmten Unterschied. Die gute Nachricht lautet: So genau wie im Jahr 2022 ließen sich noch nie bösartig veränderte Zellen behandeln. In der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie geschieht dies in erster Linie durch drei Linearbeschleuniger, gerade wurde ein hochmodernes neues Gerät in Betrieb genommen. Mit ihm lässt sich der Bereich der Stereotaxie, auch Radiochirurgie genannt, weiter ausbauen: Es ermöglicht durch Kippbewegungen der Bestrahlungsliege präzise Bestrahlungen auch von Krebsherden oder Metastasen, die kleiner sind als ein Zentimeter, etwa im Gehirn oder der Lunge.
Das Zielvolumen treffen
2000 neue Patientinnen und Patienten pro Jahr: Von ihnen werden 80 Prozent ambulant behandelt, die anderen stationär. 140- bis 170-mal sind die Geräte hier täglich im Einsatz. „Wir planen für jede Patientin oder jeden Patienten zehn Minuten ein“, erklärt die leitende Medizinisch-technische Radiologieassistentin (MTRA) Cornelia Zdenek. „Das passiert jeden Tag in anderthalb Schichten“, ergänzt Medizinphysiker Fabian Wetzel. Zum Team gehören zwölf Ärzte, fünf Physiker und 17 Medizinisch-technische Radiologieassistentinnen. Dazu kommen Mitarbeitende wie Schreibkräfte und die „Rad 1“ als Station mit 29 Betten. Steht fest, dass eine Patientin oder ein Patient bestrahlt werden soll, definiert der behandelnde Arzt oder die Ärztin das sogenannte (Gewebe-) Zielvolumen. Dort sollen die Strahlen treffen und Krebszellen zerstören. Ein Medizinphysiker erstellt den Bestrahlungsplan und berücksichtigt dabei auch die Gewebeverteilung. Fabian Wetzel: „Knochen absorbieren Strahlung anders als die Lunge.“ Die Strahlen kommen – wenn der Kopf des Beschleunigers um Erkrankte rotiert – aus allen Richtungen. Lamellen an den Geräten ermöglichen eine unterschiedliche Bestrahlungsintensität und dahinter einen steilen Dosisabfall.
„Wir treffen in der Tiefe und können dennoch schonend vorgehen“, erläutert Prof. Dr. Hoffmann. Immer gilt es, Risikoorgane bestmöglich zu schützen – das kann der Sehnerv sein, der Hirnstamm oder auch das Herz. Das betrifft zum Beispiel Brustkrebspatientinnen. Beim Atemgating wird der Oberkörper mit Infrarotkameras überwacht: So erreichen die Strahlen das genau berechnete Gebiet nur, wenn sich beim Einatmen die Brustwand hebt und sich in diesem Moment maximal weit vom Herz entfernt.
Ablenken hilft, zuhören auch
Unabdingbar bei jedem Vorgang ist eine hochgenaue Positionierung der Patientinnen und Patienten. Dafür gibt es sogenannte Lagerungshilfen, sie werden von den Medizinisch-technischen Radiologieassistentinnen an die richtige Stelle gebracht. „Wir machen immer eine Probeaufnahme“, betont die leitende MTRA Cornelia Zdenek. Dabei blickt sie einer Kollegin über die Schulter, die über Monitore die Behandlung eines Mannes überwacht. Er liegt im Bestrahlungsraum, der bunkerartig gesichert ist. Cornelia Zdenek: „Um eine etwas angenehmere Atmosphäre zu schaffen, befinden sich unter anderem Blumenmotive an der Decke, das lenkt ein wenig ab.“
Krebskranke bedürfen der Zuwendung. Das weiß auch Stationsleitung Jenny Müller. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen versorgen Patientinnen und Patienten, die aus unterschiedlichen Gründen nicht ambulant behandelt werden können. „Nach der Bestrahlung erhalten strapazierte Areale eine intensive Hautpflege.“ 20 Pflegefachkräfte arbeiten hier: Sie geben Tipps, wie Mundspülungen durchgeführt werden und Medikamente gegen Pilzbefall anzuwenden sind, raten zu Baumwoll- statt Synthetikbekleidung. Sie erleben Menschen, „die erkennen, dass sie kämpfen müssen. Das erfordert von uns, sensibel mit ihnen umzugehen, sich auch mal hinzusetzen, um einfach miteinander zu sprechen.“
Strahlentherapie wirkt auf die Haut, bei der Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren sind die Schleimhäute so stark betroffen, dass die Patientinnen und Patienten nicht essen und schlucken können. Sie werden darum vorübergehend künstlich ernährt. Dennoch unterstreicht der Chefarzt: „Schwere chronische Nebenwirkungen auch fünf Jahre nach der Bestrahlung erleben wir nur bei drei bis vier Prozent der Fälle.“
Was für den Leiter der Klinik zählt, ist ein optimales Gesamtergebnis bei möglichst geringen Nebenwirkungen. Prof. Dr. Hoffmann verweist darauf, dass es manchmal zwei Optionen gibt, etwa bei Prostatakrebs: Operation oder Radioonkologie. Er nennt beispielhaft einen Patienten, der sich für Letzteres entschieden hat: „Nach acht Wochen Bestrahlung konnte eine erhebliche Verbesserung festgestellt werden. Der für betroffene Patienten sehr wichtige PSA-Wert – nämlich der prostataspezifische Antigenwert – war von 8,5 vor der Bestrahlung in den Normalbereich mit 0,95 Nanogramm pro Millimeter abgesunken.“
Hilfe auch bei Entzündungen
Nicht alle Patientinnen und Patienten der Klinik für Radioonkologie und Strahlenmedizin leiden an Krebs: Auch wen eine hartnäckige Entzündung wie der sogenannte Tennisellenbogen oder ein Fersensporn quält, kann sich hier behandeln lassen. In solchen Fällen erfolgt nach einem Planungs-CT und einem Bestrahlungsplan durch den Medizinphysiker eine Bestrahlung mit niedrigen Dosen, meist sechsmal. In 80 Prozent der Fälle profitieren die Hilfesuchenden von einer spürbaren Verbesserung ihrer Beschwerden. Mitunter lässt sich sogar ein Gelenkersatz um einige Jahre aufschieben.
sind aktuell das Maximum: Das MTRA-Team ist jeden Tag zwölf Stunden lang im Einsatz.
Der Medizinphysiker Florian Wetzel erstellt auf Basis eines Planungs-CTs für jeden Patienten und jede Patientin einen persönlichen Bestrahlungsplan.
Stationsleitung Jenny Müller und ihr Team versorgen Erkrankte nach der Bestrahlung. Dazu gehört auch eine intensive Hautpflege.
Von hier aus hat MTRA Denise Koca sämtliche Behandlungsräume und Bestrahlungspläne im Blick.
Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann
Chefarzt der Klinik für Radioonkologie und Strahlenmedizin
Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann
Chefarzt der Klinik für Radioonkologie und Strahlenmedizin