Medizinphysik in der Radioonkologie
In der Strahlentherapie und Radioonkologie werden Krebserkrankte behandelt. Der Diplom-Physiker Marcel Renz berechnet Bestrahlungspläne und behält die dafür benötigten Geräte im Blick. PULS hat ihn begleitet.
Autorin: Sabrina Mandel
Direkt nach dem Studium habe ich meine Arbeit als Diplom-Physiker für Medizin hier aufgenommen“, erzählt Marcel Renz. „Zurzeit sind in der Strahlentherapie drei Linearbeschleuniger im Einsatz. Mit ihnen bestrahlen wir Erkrankte, die an bösartigen Tumoren leiden. 60 Bestrahlungen pro Gerät sind am Tag möglich – in Spitzenzeiten auch bis spät in den Abend.“ Aktuell steht die Inbetriebnahme eines neuen Beschleunigers bevor. Marcel Renz ist Ansprechpartner bei Störungen der hochkomplexen Geräte und plant die Bestrahlungen.
Bevor es losgeht
Im Frühdienst schaltet Marcel Renz nacheinander die drei Linearbeschleuniger ein, die jeweils
15 Minuten Zeit benötigen, bis sie für die Funktionsüberprüfung einsatzbereit sind. Der Medizin-Physiker positioniert ein Festkörper-Messphantom, eine Art Dummy, das an einen PC mit spezieller Auswertungssoftware angeschlossen ist, auf dem Behandlungstisch, richtet es anhand von grünen Laserstrahlen aus und startet die Überprüfung der Strahlenqualität. Alle Toleranzgrenzen sind eingehalten.
Bestrahlung planen
Vor einem Monitor sitzend schaut sich der Diplom-Physiker Bilder einer Planungs-Computertomografie an: „Wir sehen hier einen Tumor in der linken Brust. Ich erstelle nach der vorgegebenen Bestrahlungsverordnung und unter Einhaltung der Toleranzgrenzen eine Planung, sodass nur der Tumor bestrahlt wird, ohne gesundes Gewebe zu schädigen.“
Wenn der TÜV kommt
Alle Geräte werden mindestens quartalsmäßig gewartet und einmal im Jahr vom TÜV überprüft. Dessen Sicherheitsexperten wollen diese Woche den neuen Linearbeschleuniger checken. Marcel Renz nimmt im Vorfeld verschiedene Messungen von Bestrahlungskurven vor, indem er unter anderem ein Wasser-Phantom nutzt, einen großen runden Behälter, der mit Wasser gefüllt wird, um die Beschaffenheit eines menschlichen Körpers nachzuahmen. Er richtet das Phantom aus und führt Messreihen mit hochdosierter Photonenstrahlung durch.
Ist da was kaputt?
„Ein Gerät zeigt eine Fehlermeldung im Bereich der Platine an. Ich schaue, ob ich die Störung beheben kann oder ob wir den Kundendienst brauchen, der dann einen Techniker schicken würde“, erklärt Marcel Renz, der heute für den Telefonsupport zuständig ist und gerade einen Anruf erhalten hat. Wenig später stellt sich heraus, dass er das Problem selbst lösen kann.
Lob von der Ärztin
Die Physikbesprechung findet einmal täglich zur Abstimmung der Bestrahlungspläne statt. Marcel Renz stellt seinen berechneten Plan zur Bestrahlung des Mammakarzinoms vor. „Wir treffen kein gesundes Gewebe – besser geht es nicht“, lobt Prof. Dr. Martina Becker-Schiebe, leitende Oberärztin der Strahlentherapie und Radioonkologie.
Kurz darauf verabschiedet sich Marcel Renz in den Feierabend: „Jede Therapie wird individuell entwickelt, deshalb ist jede Planung aufs Neue herausfordernd. In der Strahlentherapie verläuft kein Tag wie der andere – ich mag meine Arbeit hier sehr.“