Pharmazeutische Beratung: Apothekerin auf Station

Seit Anfang des Jahres sind Kliniken dazu verpflichtet, eine pharmazeutische Beratung auf ihren Stationen sicherzustellen. Ulrike Diedrich ist Stationsapothekerin in der Geriatrie. PULS hat sie begleitet.

Autorin: Sabrina Mandel

Häufig leiden ältere Menschen an mehreren Krankheiten gleichzeitig und benötigen deshalb viele Arzneimittel. „Ich berate die medizinischen Fachkräfte auf Station getreu dem Motto: Vier Augen sehen mehr als zwei. Gemeinsam halten wir den Einsatz von Medikamenten, die eine schädigende Wechselwirkung verursachen könnten, so gering wie möglich“, erklärt Ulrike Diedrich.

Die 32-Jährige erfüllt als Fachapothekerin für Klinische Pharmazie und Pharmazie in der Geriatrie die im Niedersächsischen Krankenhausgesetz geregelten Voraussetzungen, als Stationsapothekerin eingesetzt zu werden. Sie erzählt: „Mitte des Jahres beginnt unser Wirtschaftlichkeitsprojekt, mit dem wir klären werden, warum welche Medikamente auf Station ungenutzt liegen bleiben und weggeworfen werden.“

Was und wie viel?

Ulrike Diedrich sitzt am Computer in ihrem Büro der Zentralapotheke. Sie liest Vorbefunde aus Aufnahmeberichten, schaut sich Diagnosen und Laborwerte an und macht Notizen zu Medikamentenplänen: „Die zentrale Frage, die ich mir jeden Morgen stelle: Passen die Arzneimittel und ihre Dosierung zu den Erkrankungen?“

Blick in die Papierkurve

In der Geriatrie erfolgt die Arzneimitteldokumentation noch schriftlich per Hand. Alle relevanten Daten zur Medikationsgabe werden auf Papierbögen in einer Stationsmappe eingetragen. „Das nennen wir Papierkurve“, sagt Ulrike Diedrich. „Früher wurden hier beispielsweise auch die Vitalwerte oder der Schmerzgrad manuell notiert, das passiert heute alles digital – die Papierkurve wird nach und nach ersetzt.“ Sie vergleicht ihre Aufzeichnungen vom Morgen mit der Dokumentation in der Mappe und ergänzt einen Dosierungshinweis.

Interdisziplinärer Austausch

„Seit wir die Dosis dieses Diuretikums verringert haben, ist der Patient nachts ruhiger“, sagt Dr. Silvia Varotto, Chefärztin der Geriatrie, und schaut gemeinsam mit ihrer Assistenzärztin Dr. Mareike Grobe auf einen mobilen Monitor. Ulrike Diedrich deutet auf den Eintrag in der digitalen Patientenakte und bestätigt: „Tatsächlich war die Dosis der Entwässerungstabletten in Verbindung mit den anderen Arzneimitteln der Auslöser für die nächtlichen Verwirrtheitszustände – wie vermutet.“

Kurzer Fussmarsch

Ulrike Diedrich läuft zurück in die Zentralapotheke, die sich etwa 250 Meter von der Geriatrie entfernt auf dem Klinikgelände an der Celler Straße befindet. In ihrem Büro angekommen, dokumentiert sie alle Ergebnisse und Neuerungen, die sich in der Kurvenvisite mit den zwei Ärztinnen ergeben haben, am Computer.

Im Hochsicherheitstrakt

Die Stationsapothekerin steht vor Regalen im Betäubungsmittelraum, der durch eine schwere Tresortür gesichert wird – hier haben Unbefugte keinen Zutritt. „Wir bekommen zweimal täglich BtM-Rezepte“, erklärt sie und packt Narkose- und starke Schmerzmittel in Behälter. „Die werden per Taxi an die Stationen geliefert. Ich unterstütze die Logistik einmal in der Woche.“ Die 32-Jährige: „Während des Grundstudiums war ich Praktikantin hier in dieser Apotheke. Seitdem wusste ich, dass ich im Krankenhausumfeld arbeiten möchte.“

2023-06-10T17:11:03+02:00
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