Heike Siebert, leitende Physiotherapeutin (rechts), lässt ihre Patientin Gisela Sinning mit dem Seilzug trainieren.

Reha-Zentrum des Klinikums zeigt sich ganz Modern

Fortschrittliche Geräte, digitale Trainingspläne, verbesserte Abläufe und damit mehr Komfort für Patientinnen und Patienten: Das Reha-Zentrum des Klinikums startet unter neuer Leitung durch.

Autorin: Prem Lata Gupta

Gerhard Schnalke durchmisst mit schnellen Schritten den Gerätebereich und deutet auf angrenzende Räume: „Diese Flächen werden wir ebenfalls für das Training nutzen.“ Dafür sollen Wände herausgenommen werden. Der neue Leiter des Reha-Zentrums stellt Pläne für die Zukunft vor: Es geht um zeitgemäße Ausstattung, Personal, zusätzliche Zielgruppen
als Nutzer.

24 Jahre besteht das Reha-Zentrum des Klinikums schon, 2021 wurde seine Schließung diskutiert. Aus der Öffentlichkeit und von der Politik jedoch kam Gegenwind. Das Reha-Zentrum, räumlich angedockt an den BürgerBadePark, ist eine zentral gelegene Anlaufstelle: für Krankengymnastik, physikalische Therapie, Bewegungsbäder oder medizinische Trainingstherapie. Viele Patientinnen und Patienten absolvieren eine ambulante Rehabilitation, um erneut ins Berufsleben einsteigen zu können. Bei ihnen wurden künstliche Gelenke eingesetzt, Knochen operativ wieder zusammengefügt oder sie bauen nach Bandscheibenvorfällen und Wirbelsäulen-verletzungen sowie Bänder- und Sehnenverletzungen am Bewegungsapparat wieder Stabilität und Beweglichkeit auf.

Bisher standen die Angebote des Reha-Zentrums vor allem Versicherten von Berufsgenossenschaften und privaten Krankenkassen zur Verfügung. Knapp 500 Patientinnen und Patienten wurden hier bislang jährlich betreut, jeweils wochenlang mit unterschiedlichen Anwendungen und Maßnahmen. Gerhard Schnalke skizziert, was sich ändern wird: „Wir wollen den Sprung ins digitale Zeitalter machen.“ Das geschieht in mehrfacher Hinsicht – und mit tatkräftiger Unterstützung der skbs.digital, eines Tochterunternehmens des Klinikums. Das betrifft etwa die Trainingssoftware, denn es kommen neue Übungsgeräte: Dann wird sich die Patientin oder der Patient, ausgestattet mit einem Transponder, an den Geräten einloggen. Anhand einer Kurve auf dem angeschlossenen Bildschirm kann er oder sie nachvollziehen, ob die vorgegebenen Übungen korrekt ausführt sind.

Genauso können sich Therapeutinnen und Therapeuten elektronisch an dem Gerät anmelden, die Leistung überprüfen sowie die Trainingssteuerung nach den individuellen Anforderungen korrigieren. Darüber hinaus erhalten sie Tablets, können darüber Befunde abrufen, den Trainingsverlauf dokumentieren und auch Berichte über Fortschritte generieren. Mithilfe der skbs.digital wurden dafür notwendige strukturelle Voraussetzungen wie die WLAN-Abdeckung überprüft und das LAN-Netzwerk auf den neuesten Stand gebracht. Zusätzlich wird die Terminierungs- und Abrechnungssoftware des Reha-Zentrums mit dem Kliniksystem verbunden. In diese technischen Veränderungen, für Tablets und für moderne Trainingsgeräte fließt eine Summe von 250.000 Euro.

werden im Reha-Zentrum in hochmoderne Trainingsgeräte und Software investiert.

Größeres Team, mehr Kapazitäten

„Wir streben eine Ökonomisierung an“, betont Gerhard Schnalke. Er ist Physiotherapeut, außerdem Sport- und Gymnastiklehrer. Bis Ende des vergangenen Jahres war er in leitender Position für einen großen privaten Rehabilitationsdienstleister tätig. Die Führung des Reha-Zentrums des Klinikums besteht nun aus einer Doppelspitze – vertreten durch seine Person und die leitende Physiotherapeutin Heike Siebert. Sie behält die fachliche Leitung, er ist für den wirtschaftlichen Part zuständig. Der 56-Jährige sieht es als Vorteil, dass er als Entscheidungsträger aus der Praxis kommt: „Ich sehe meinen Platz vor Ort.“

Zur Neuausrichtung des Reha-Zentrums wurden intensive Gespräche geführt, mit Klinikum-Geschäftsführer Dr. Andreas Goepfert, auch mit Prof. Dr. Thomas Gösling, Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie. Im Fokus stand eine Soll-Ist-Analyse, um den Wechsel wirksam voranzutreiben. Auch eine Aufstockung der aktuell 13-köpfigen Belegschaft ist geplant. Das bisherige Team ist gespannt auf die Transformation. Heike Siebert ist bereits seit 1998
im Reha-Zentrum angestellt. Sie sieht die Zukunft positiv: „Es weht ein frischer Wind hier. Fachlich waren wir immer gut aufgestellt, jetzt kommt das dazu passende Equipment.“ Gerade steht sie im Gerätebereich und leitet eine Patientin an: Gisela Sinning hatte sich bei einem Sturz auf dem Gehweg schwer ihren Arm verletzt. Jetzt trainiert die 68-Jährige unter anderem mit dem Seilzug, um ihre Belastbarkeit wiederherzustellen.

Nach schwerer Armverletzung: Hier geht es um Koordination und beidseitige Belastbarkeit.

Neue Zielgruppen im Blick

Und auch hier wird eine Veränderung der Ansätze stattfinden. Die Fläche wird vergrößert, um verstärkt sogenanntes Functional Training anbieten zu können: Es ergänzt das Gerätetraining, weil es ganzheitlich wirkt, indem durch komplexe Bewegungsabläufe mehrere Muskeln und Gelenke gleichzeitig beansprucht werden. Die Erhöhung der Kapazitäten erlaubt künftig, Patientinnen und Patienten etwa nach Arbeitsunfällen einen schnelleren Zugang in die Rehabilitation zu ermöglichen. Unterstützt wird dies durch das gemeinsame Reha-Management von Ärzteschaft, Therapiefachleuten und Kostenträgern. Auch der Zugang für Menschen, die nicht über eine Berufsgenossenschaft versichert sind, soll deutlich verbessert werden. Gerhard Schnalke hat außerdem ambitionierte Breitensportler und -sportlerinnen im Blick, die unter Anleitung mit Zehnerkarten oder Monatsabonnements hier trainieren könnten. Auch das sei eine interessante Klientel, die von der professionellen Unterstützung hier profitieren und gleichzeitig die Auslastung erhöhen würde. Schnalke: „Es gibt so viel zu tun, auf uns warten spannende Aufgaben.“

Heike Siebert und Gerhard Schnalke leiten gemeinsam das Reha-Zentrum des Klinikums Braunschweig.

Gerhard Schnalke
neuer Leiter des Reha-Zentrums

Optimales Ergebnis

Prof. Dr. Thomas Gösling, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, über
die Vorteile des Reha-Zentrums und seinen Fortbestand.

Wie beurteilen Sie die Tatsache, dass das Reha-Zentrum bestehen bleibt? Was ist daran positiv?
Wir als Operateure können nur den Grundstein für eine erfolgreiche Therapie legen. Nach der Entlassung sind viel Eigenverantwortung und auch Rehabilitation nötig. Bei Arbeitsunfällen springen die Berufsgenossenschaften als Versicherungsträger ein. Anders als in der Gesetzlichen Krankenversicherung sind sie später auch für langfristige Rentenentschädigungen zuständig. Die Berufsgenossenschaften haben daher ein großes Interesse an einem langfristigen, optimalen Ergebnis der Behandlung.

Wie hängt das mit Ihrem Verantwortungsbereich zusammen?
Meine Klinik besitzt aufgrund der Struktur- und Qualitätsmerkmale als einzige der Region die uneingeschränkte Zulassung zur Behandlung von Arbeits-, Schul- und Wegeunfällen. Die gesamte Behandlung aus einer Hand ist ein großes Ziel der Berufsgenossenschaften. Ein nahtloser Übergang in eine qualitativ hochwertige Rehabilitation ist daher wünschenswert. Dieser ist durch den Fortbestand des Rehabilitationszentrums nun weiterhin möglich.

Was war von den geplanten Veränderungen seitens der Unfallchirurgie/Orthopädie notwendig?
Außerhalb der Berufsgenossenschaften dürfen wir Patientinnen und Patienten nicht direkt überweisen. Denjenigen, die explizit eine Behandlung im Reha-Zentrum unseres Klinikums wünschen, können wir demnächst einen unkomplizierten und erleichterten Zugang vermitteln.

2023-06-10T18:09:06+02:00
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