Auf Station: Hier trifft sich Svetlana Bell mit Kathy Velasco (rechts), die von den Philippinen stammt, und Praxisanleiterin Dörte Küstermann.

Svetlana Bell: Integrationsbeauftragte für ausländische Mitarbeitende

Svetlana Bell: Integrations-
beauftragte für ausländische Mitarbeitende

Auf sie können internationale Pflegekräfte zählen: Svetlana Bell kümmert sich am Klinikum Braunschweig um einen möglichst reibungslosen Einstieg für Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland.

Autorin: Susanna Bauch

Svetlana Bell ist ein wenig aufgeregt. „Zum ersten Mal wollen wir künftigen Pflegefachkräften von den Philippinen via Zoom Deutschunterricht anbieten“, sagt die 39-Jährige. Technisch klappt alles, auch die Lehrerin steht online parat – und die künftigen Kolleginnen und Kollegen, die wegen der Zeitverschiebung bereits Feierabend haben, sind genauso nervös wie Svetlana Bell in Braunschweig.

Diese ist seit Anfang 2022 Integrationsbeauftragte für Pflegekräfte am Klinikum. Mit ihr wurde eine ganz neue Stelle in der Pflegedirektion geschaffen, „der Fachkräftemangel fordert neue konstruktive Wege von uns“. Bell ist gelernte Krankenpflegerin, hat dann Bachelor und Master im Fach Management für Gesundheitswesen abgeschlossen und bereits in mehreren Kliniken in der Personalführung gearbeitet.

Sie ist auch Vertrauensperson

„Aktuell verbringe ich viel Zeit am Schreibtisch, telefoniere, organisiere Zusammenkünfte, führe Bewerbungsgespräche, halte Informationsveranstaltungen ab und versuche, sämtliche Anliegen optimal zu koordinieren.“ Wichtig ist ihr, dass die Pflegefachkräfte aus dem Ausland nicht nur beruflich, sondern auch sozial integriert werden. „Dafür gibt es regelmäßige Gesprächsrunden, jede neue Kraft aus dem Ausland bekommt eine Bezugsperson auf der Station zugeteilt.“ Sie wolle als Vertrauensperson und auch bei Konflikten zur Stelle sein. „Und natürlich kümmere ich mich außerdem um Deutschkurse, Impfungen oder Wohnungen.“

Man glaubt Svetlana Bell sofort, dass sie das alles unter einen Hut bekommt. Fröhlich und tatkräftig läuft sie über die Station für Herz-Thorax- und Gefäßchirurgie (HTG). Bell ist auf der Suche nach Kathy Velasco, einer jungen Frau von den Philippinen, die bereits 2021 den Anerkennungsprozess als Pflegefachkraft erfolgreich durchlaufen hat.

Kathy Velasco zeigt sich zufrieden. „Ich bin hier sehr gut aufgenommen worden“, sagt sie. Ihr Deutsch sei mittlerweile ziemlich passabel, der Einsatz auf der Station bereite ihr viel Spaß. Praxisanleiterin Dörte Küstermann kann das nur bestätigen. „Natürlich helfen wir anfangs bei der Eingewöhnung. Aber bei Kathy läuft längst alles von ganz allein, sie arbeitet selbstständig im Drei-Schicht-System. Ich bewundere das sehr. Vor allem auch die stets gute Laune, die steckt an.“

neue Kolleginnen und Kollegen
– jeweils 20 aus Tunesien und von den Philippinen –
werden im Herbst am Klinikum Braunschweig
erwartet.

Wie funktioniert Deutschland?

Svetlana Bell hat hier also nicht viel zu tun. Und so bereitet sie die Ankunft von zwei weiteren Gruppen von neuen Mitarbeitenden vor – bald schon kommen jeweils 20 Pflegefachkräfte aus Tunesien und 20 von den Philippinen, im kommenden Jahr ist unter anderem eine Gruppe aus Kolumbien avisiert. Das Handy klingelt pausenlos. Der Defizitbescheid für die philippinischen Pflegefachkräfte sei noch nicht da: Darin wird aufgelistet, was dem Anwärter an fachlicher Expertise noch fehlt, um in Deutschland in den Anpassungskurs für die Pflege zu kommen.

„Meist geht es um Kenntnisse in der Grundpflege“, betont Bell. Das Waschen und Anreichen von Mahlzeiten übernehmen in vielen Ländern Angehörige oder Hilfskräfte. „Die Agenturen, mit denen wir zusammenarbeiten, nehmen uns einige organisatorische Angelegenheiten bis zur Anreise in Braunschweig ab, aber die Betreuung vor Ort liegt dann bei uns.“ Svetlana Bell bietet Vorbereitungs- und Informationsveranstaltungen an – derzeit digital. „Die Kolleginnen und Kollegen müssen nicht nur die Abläufe auf Station kennenlernen. Sie kommen in ein fremdes Land, da möchte ich ihnen erklären, wie vieles hier in Deutschland funktioniert.“ Dazu gehören das Pfandsystem, das Müllsortieren, der öffentliche Nahverkehr genauso wie das richtige Lüften, Arbeitskleidung und der Einkauf im Discounter. „Ich passe diesen Willkommenskatalog immer wieder an, das ergibt sich schon durch die vielen Fragen, die mir immer wieder gestellt werden“, so Bell.

Künftig möchte die 39-Jährige alle zwei Monate mit den Neuankömmlingen ein sogenanntes Feedback-Gespräch führen, um den Lernfortschritt in der Praxis zu überprüfen und gegebenenfalls weitere Schritte einzuleiten, falls die Pflegefachkräfte zusätzliche Unterstützung benötigen.

Schwester Kathy ist seit Beginn auf der HTG. In der Abteilung arbeiten fünf internationale Pflegekräfte, „es läuft prima“, so Dörte Küstermann. Stationsleitung Tatjana Kaminski ist ebenfalls sehr zufrieden – aber auch auf dem Sprung. „Ich muss zum Recruiting, der Bedarf an Pflegepersonal reißt ja nicht ab.“ Beim Recruiting-Termin geht es darum, mit neuen Bewerbern zu sprechen.

Deutschunterricht per Zoom: Die zukünftigen Kolleginnen und Kollegen erweitern im Beisein von Svetlana Bell drei Monate vor dem Start am Klinikum ihren Wortschatz.

Alle motivieren und einbeziehen

Svetlana Bell behält die internationalen Kolleginnen und Kollegen im Blick. „Am wichtigsten ist bei der Einarbeitung natürlich die Patientensicherheit und
-versorgung. Gleichzeitig müssen die neuen Mitarbeitenden motiviert und einbezogen werden.“ Und schließlich kümmert sich Bell auch um das Stammpersonal. „Wir müssen den Kollegen und Kolleginnen die nötige Zeit, Unterstützung und Arbeitshilfen geben, um die Pflegefachkräfte aus dem Ausland gut einzuarbeiten und ins Team zu integrieren.“

Die Pflegekräfte am Bildschirm haben inzwischen ihre erste Deutschstunde via Zoom hinter sich. Bei null fangen sie nicht an. „Sie haben ja bereits das B2-Level in ihrer Heimat erworben.“ Aber damit sie in den rund drei Monaten bis zum Start in Braunschweig den sprachlichen Faden nicht wieder verlieren, gibt es täglich eine professionelle Dosis Deutsch. „Der Fachkräftemarkt ist weltweit hart umkämpft. Da müssen wir eine Menge bieten.“

Svetlana Bell behält die internationalen Kolleginnen und Kollegen im Blick. „Am wichtigsten ist bei der Einarbeitung natürlich die Patientensicherheit und -versorgung. Gleichzeitig müssen die neuen Mitarbeitenden motiviert und einbezogen werden.“ Und schließlich kümmert sich Bell auch um das Stammpersonal. „Wir müssen den Kollegen und Kolleginnen die nötige Zeit, Unterstützung und Arbeitshilfen geben, um die Pflegefachkräfte aus dem Ausland gut einzuarbeiten und ins Team zu integrieren.“

Die Pflegekräfte am Bildschirm haben inzwischen ihre erste Deutschstunde via Zoom hinter sich. Bei null fangen sie nicht an. „Sie haben ja bereits das B2-Level in ihrer Heimat erworben.“ Aber damit sie in den rund drei Monaten bis zum Start in Braunschweig den sprachlichen Faden nicht wieder verlieren, gibt es täglich eine professionelle Dosis Deutsch. „Der Fachkräftemarkt ist weltweit hart umkämpft. Da müssen wir eine Menge bieten.“

Vielfältige Aufgaben

Um dem Pflegekräftemangel entgegenzuwirken, gewinnt die internationale Anwerbung von Pflegekräften zunehmend an Bedeutung. Zu den Aufgaben der Integrationsbeauftragten zählen personelle und organisatorische Betreuung wie Bewerberauswahl, Koordination des Einreiseverfahrens und der Unterkunftsmöglichkeit, Einführung ins deutsche Gesundheitssystem sowie Maßnahmen zur sozialen und kulturellen Integration. Damit bildet sie eine Schnittstelle zwischen Agenturen, den internationalen Pflegekräften, den Stationen, der Personalabteilung und der Pflegedirektion sowie den zuständigen Behörden.

Svetlana Bell
Integrationsbeauftragte für Pflegekräfte

Svetlana Bell
Integrationsbeauftragte für Pflegekräfte

2023-06-06T13:16:28+02:00
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