Krankenhauszukunftsgesetz:

Digitaler Schub

Das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) stellt Investitionen für eine überfällige Digitalisierung bereit. PULS hat mit Verantwortlichen des Klinikums Braunschweig über den aktuellen Stand und zukünftige Projekte gesprochen.

Interview: Sabrina Mandel

Zu den Personen

Gunda Kracht ist seit Ende letzten Jahres Senior Project Manager Digital Health bei der Tochtergesellschaft skbs.digital GmbH und für die Projektleitung des digitalen Patientenportals zuständig.

Andreas Schneider-Adamek ist stellvertretender Geschäftsbereichsleiter IT- und Medizintechnik und seit mehr als 25 Jahren im Klinikum tätig.

Bitte skizzieren Sie kurz die Inhalte des KHZG und seine Auswirkungen im Klinikum Braunschweig.

Gunda Kracht: Das KHZG ist das Investitionsprogramm zur Digitalisierung der Krankenhäuser, welches im Oktober 2020 in Kraft getreten ist. Digitalisierungsprojekte werden mit einem Gesamtvolumen von bis zu 4,3 Milliarden Euro gefördert. Das Klinikum Braunschweig hat 12,3 Millionen Euro erhalten.

Um welche Projekte handelt es sich dabei?

Gunda Kracht: Wir setzen einige parallel um, so zum Beispiel die Einrichtung eines digitalen Patientenportals, ein digitales Medikationsmanagement oder die digitale Pflege- und Behandlungsdokumentation. 

Welches Projekt ist am weitesten vorangeschritten?

Gunda Kracht: Letzteres. Dabei geht es um die Digitalisierung der Pflegedokumentation und -planung mit einem Tool zur Spracherkennung. Das System versteht Schlagwörter und füllt die Dokumentation aus, weshalb der administrative Aufwand bei den Pflegekräften reduziert wird. 60 Prozent der Normalstationen nutzen das Tool bereits, bis Ende 2022 dann alle.

Worum handelt es sich beim digitalen Medikationsmanagement?

Andreas Schneider-Adamek: Hier geht es darum, die letzte Lücke in der elektronischen Patientenakte zu schließen. Abgesehen von den Intensivstationen erfolgt die Dokumentation der Medikamente noch papierbasiert: Nach einer Arzneimittelanordnung stellen die Pflegefachkräfte die Medikamente zusammen und darauf folgt die Verabreichungsdokumentation.
Gunda Kracht: Ziel ist es, die Arzneimittelsicherheit zu erhöhen, indem eine Plausibilitätsprüfung durch die Apotheke integriert wird. Wechselwirkungen werden automatisch angezeigt.

Wie ist der aktuelle Stand bei der Umsetzung des digitalen Patientenportals?

Gunda Kracht: Das Patientenportal hatte Ende Juni seinen großen Kick-off. Ende 2022 gehen wir damit live. Wir setzen das Projekt mit den Mitarbeitenden für die Mitarbeitenden und Patientinnen und Patienten um.

Was ändert sich dann?

Gunda Kracht: Der Aufnahmeprozess wird standardisiert: Zukünftig können Patientinnen und Patienten beispielsweise Termine für Vorgespräche online vereinbaren. Für die Bettenbelegung wird es eine Zentrale geben. Stellen Sie sich einen Tower am Flughafen vor: Jederzeit ist ersichtlich, wann ein Flugzeug startet und landet. So wird es mit der Bettenbelegung sein. Sie sehen in Echtzeit, ob ein Bett sauber ist, schmutzig oder vom Transportdienst in die Reinigung gebracht werden muss.

Wie ist das möglich?

Gunda Kracht: Wir sind im Austausch mit dem Bereich der IT und Medizintechnik, weil dafür beispielsweise Monitore angeschafft werden, sodass jede Station den Status des Bettes auf einen Blick erkennt. Um dies zu realisieren, erhalten die Patientinnen und Patienten bei der Aufnahme ein Armband, welches bei der Entlassung in eine Art Briefkasten eingeworfen wird. Dadurch werden im Hintergrund automatisch Prozesse ausgelöst: Die Bettenreinigung bekommt eine Info, dass das Bett gesäubert werden kann, auch das Entlassmanagement wird benachrichtigt.

Müssen dazu Veränderungen in der IT-Infrastruktur umgesetzt werden?

Andreas Schneider-Adamek: Neben den fachlichen Themen beschäftigt sich das KHZG auch mit der IT-Sicherheit. Künftig sollen diese Programme sicher in der kritischen Infrastruktur betrieben werden. Das hat weitere Teilprojekte in den eigentlichen Projekten zur Folge. Wir modernisieren unsere Netzinfrastruktur und bauen das WLAN aus. Die skbs.digital und der Geschäftsbereich IT und Medizintechnik arbeiten sehr intensiv und eng an diesen Themen zusammen – da hat uns das KHZG zusammengeschweißt.

Denken Sie, dass die Digitalisierung in Krankenhäusern durch das KHZG den gewünschten Schub erhält?

Andreas Schneider-Adamek: Aus meiner Sicht gab es diese Intensität, diese Anzahl der Projekte und auch die Mittel, die zur Verfügung stehen, so noch nie. Das wird den Digitalisierungsgrad im Klinikum enorm erhöhen, da bin ich mir sicher.

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Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Digitalisierung: Vertreter des Klinikums Braunschweig und des Konsortiums aus Unity AG, m.Doc GmbH und TeleTracking GmbH berichten über das Vorzeigeprojekt.

2023-06-06T15:24:18+02:00
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