Nach zwölf Jahren:
Ein Gebäude zieht um
Ein Gebäude am Standort Salzdahlumer Straße wird zerlegt und zum Standort Celler Straße geschafft: Es soll mehr Platz für die Pflege von Neugeborenen bieten und zu einem verbesserten Raumangebot der Frauenklinik beitragen.
Autorin: Prem Lata Gupta
Zu schade, um es abzureißen: Das Gebäude, in dem früher eine pneumologische Station, danach eine Covid-Station und außerdem eine Station für Nierenkranke mit Dialyseplätzen ihren Platz hatten, ist erst zwölf Jahre alt. Doch an einen neuen Ort gebracht werden kann es nur wegen seiner besonderen Bauweise – denn es ist aus Fertigelementen zusammengesetzt. „Wenn das Haus gemauert wäre oder wenn es aus Beton bestehen würde, wäre solch eine Maßnahme nicht möglich“, erläutert Dagmar Giebel, Abteilungsleitung Liegenschafts- und Gebäudemanagement.
Zwei Stockwerke hatte der Komplex bisher, seine Außenmaße betrugen immerhin 40 mal 18 Meter. Von außen nie sichtbar war, dass dieses Gebäude aus Modulen bestand. Mit Dach und verputzten Außenwänden sah es aus wie in konventioneller Bauweise errichtet.
Ein Gebäude wird Modul für Modul rückgebaut. Nach einer Zwischenlagerung soll es – um ein Stockwerk bereichert – am Standort Celler Straße wiedererrichtet werden.
Ein Modul wiegt 28 Tonnen
Jetzt wurde das Gebäude an den Achsen aufgetrennt, um die einzelnen Module voneinander zu lösen. Insgesamt 20 von diesen Fertigelementen, die jeweils 18 Meter lang sind, vier Meter breit und 3,75 Meter hoch, mussten dann mit einem leistungsstarken Kran hochgehievt und auf Spezialtieflader abgelassen werden. Das Gewicht des einzelnen Moduls betrug 28 Tonnen, der Kran selbst wiegt 96 Tonnen und die Gegengewichte, um solch schwere Lasten anheben zu können, sind 165 Tonnen schwer. „Die Patientenzimmer inklusive der Bäder bleiben erhalten“, erklärt die Architektin Dagmar Giebel. Es gibt eine Reihe guter Gründe für die Wiederverwendung von zweimal 720 Quadratmetern Bruttogeschossfläche. Da ist zum einen der Nachhaltigkeitsaspekt: „Abreißen und neu bauen verschlingt Ressourcen“, so Dagmar Giebel. Stahl ist sehr teuer geworden, Baumaterialien wie Sand und Kies sind weltweit knapp. Ein Gebäude dieses Ausmaßes und mit dieser Ausstattung komplett neu zu erstellen hätte 20 Prozent mehr gekostet.
Da ist es von Vorteil, dass das Gebäude mit seinen dann wieder miteinander verbundenen Modulen ziemlich genau in eine Lücke am Standort Celler Straße zwischen Frauenklinik und dem noch bestehenden Weltkriegsbunker passt.
Wiederinbetriebnahme im Jahr 2023
Dennoch findet der Transport nicht direkt von A nach B statt. Zunächst werden die Module zwischengelagert. In seiner zukünftigen Form wird das Gebäude ein Stockwerk mehr haben. Dazu entsteht – ebenfalls aus Fertigelementen – ein Erdgeschoss an der Celler Straße neu. Darin sollen die interdisziplinär von Frauenklinik, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie Geriatrie genutzte Intensivstation mit zwölf Betten sowie Technikräume untergebracht werden. Im ersten Obergeschoss bekommt die neonatologische Pflege eine neue Heimat: Sie umfasst 20 Betten plus neun Reserveplätze – für die Belegung von Zimmern mit Mehrlingsgeburten. Ins zweite Obergeschoss zieht aus dem Altbau die Geburtshilfe. Noch eine wichtige Veränderung: Außerdem bekommt die Geburtshilfe die Räume aus der Frauenklinik, aus denen die neonatologische Pflege dann ausgezogen ist. Es sollen künftig Familienzimmer für Eltern mit ihrem Neugeborenen angeboten werden.
Bis es so weit ist – die neue Nutzung und Inbetriebnahme soll 2023 beginnen – stand aber zunächst der Abtransport der riesigen Einzelteile an. Dies geschah mit Tiefladern, die so bepackt fast 30 Meter lang waren. Dagmar Giebel: „Außerdem benötigen wir eine neue Zulassung für die Nachnutzung des Modulgebäudes. Von der Stadt Braunschweig haben wir schon ein prinzipielles Okay, aber die letzte Entscheidung für die vorhabenbezogene Baugenehmigung liegt bei der obersten Bauaufsichtsbehörde in Hannover.“
Dagmar Giebel
Liegenschafts- und Gebäudemanagement
Dagmar Giebel
Liegenschafts- und Gebäudemanagement