Asthma bronchiale: Atem schöpfen

Nicht heilbar, aber gut zu kontrollieren: Verbesserte medikamentöse Therapien ersparen Asthma-Patienten einen Klinikaufenthalt – ein entscheidender Fortschritt.

Autorin: Susanne Bauch

usten, pfeifende Atemgeräusche oder anfallsartige Atemnot: Asthma beginnt häufig im Kindesalter, tritt aber inzwischen auch vermehrt in mittleren Jahren auf. „Wir unterscheiden allergisches und nicht allergisches Asthma“, sagt PD Dr. Thomas Bitter, Chefarzt der Klinik für Pneumologie und Beatmungsmedizin im Klinikum Braunschweig.

Die erstgenannte Variante kommt sehr häufig vor und wird durch Allergien verursacht. Auslöser sind hier vor allem Hausstaubmilben, Pollen, felltragende Tiere, Nahrungsmittel oder Schimmelpilze. Nicht allergisches, auch intrinsisches Asthma ist durch unspezifische Reize wie Stress, kalte Luft oder Infektionen der Atemwege aus dem Umfeld des Betroffenen bedingt.

Ein überempfindliches Immunsystem kann ebenfalls hinter den Beschwerden stecken. Die oft chronische Krankheit zeichnet sich durch eine dauerhaft entzündliche Überempfindlichkeit der Atemwege aus. „Asthma führt zu einer Verengung der Bronchien. Sowohl das Ausmaß der Luftnot als auch die Häufigkeit des Auftretens kann erheblich variieren“, erläutert PD Dr. Bitter.

Wie bei jeder Entzündung werden auch bei Asthma die betroffenen Gewebebereiche stärker durchblutet. In der Lunge führt dies dazu, dass die Schleimhäute in den Bronchialwänden anschwellen und übermäßig viel zähen Schleim produzieren. Zusätzlich verkrampft sich die Muskulatur der Bronchien.

So sieht ein gesunder Bronchus aus, mit entspannten Muskeln und normaler Ausbildung der Schleimhaut.

Hier der Bronchus eines Asthma-Betroffenen: Der Querschnitt zeigt eine Veränderung der Schleimhaut.

Diese Abbildung macht deutlich, was während eines Asthma-Anfalls passiert: Die verengte Muskulatur führt zu Atemnot.

Wenn eine Allergie zu Asthma wird

Zu den Auslösern von Asthma können auch Kälte, Luftschadstoffe in der Umgebung wie Stickstoff- und Schwefeldioxid, Ozon, Staub, Tabakrauch sowie Medikamente wie Aspirin, nicht steroidale Antirheumatika oder Betablocker gehören. „Bei vielen Patienten und Patientinnen entwickeln sich die Beschwerden aber aus einer Allergie – etwa gegen Pollen. Unbehandelter Heuschnupfen oder Allergien können sich im Lauf der Jahre verschlimmern. Nach einiger Zeit kann es einen sogenannten Etagenwechsel geben, und die Lunge ist mitbetroffen“, so PD Dr. Thomas Bitter. „Asthma ist eine Volkskrankheit mit weltweit steigenden Zahlen.“ In Deutschland leben laut dem aktuellen Gesundheitsatlas Asthma des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) etwa 3,5 Millionen Menschen mit einem medikamentös behandelten Asthma.

PD Dr. Thomas Bitter
Chefarzt Pneumologie und Beatmungsmedizin

Mehr Präparate als früher

Mit bronchialerweiternden und entzündungshemmenden Medikamenten sei das Asthma bronchiale in der Regel gut zu behandeln, erläutert der Experte. Zur Therapie werden vorranging Sprays mit Kortisongehalt zur Entzündungshemmung, häufig kombiniert mit Wirkstoffen zur Erweiterung der Bronchien, eingesetzt, aber in schweren Fällen auch sogenannte Biologika – Medikamente, die biotechnologisch hergestellt körpereigenen Substanzen ähneln und somit sehr spezifisch in den Entzündungsprozess an den Bronchien eingreifen können. Chefarzt PD Dr. Thomas Bitter: „So kann eine Entzündung unterdrückt und die Symptomatik deutlich verbessert werden.“

Während früher kortisonhaltige Sprays durchgängig ein- bis zweimal pro Tag eingenommen werden mussten, ergänzt um Bronchien erweiternde Sprays bei Bedarf, ist es heute bei leichteren Fällen auch möglich, Kombinationspräparate rein bedarfsabhängig zu verwenden. Das Ziel sei die bestmögliche Asthma-Kontrolle, möglichst mit Symptomfreiheit.

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD unterscheidet sich vor allem dadurch von Asthma, dass die Atemwege dauerhaft eng und entzündet sind. Es kommt neben Atemnot und Husten auch zu Schleim im Hals. Zu den weiteren medizinischen Schwerpunkten von PD Dr. Thomas Bitter zählen die Schlaf- und Beatmungsmedizin, die pulmonale Hypertonie (Lungenhochdruck) sowie die Abklärung unklarer Dyspnoe (Luftnot) und interventionelle Eingriffe an den Bronchien. Die bronchologische Intervention nimmt einen großen Platz in der Betreuung von Lungenkrebspatientinnen und -patienten im zertifizierten Lungenzentrum des Klinikums ein.

2023-06-06T15:04:19+02:00
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