Pilotprojekt des Klinikums Braunschweig
verstärkt Patientensicherheit
Das Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin nutzt ein innovatives technisches System, um die Patientensicherheit zu erhöhen. Mit ganz besonderen Armbändern.
Autorin: Sabrina Mandel
Im Oktober 2020 ist das Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin aus der Holwedestraße an seinen neuen Standort in der Salzdahlumer Straße umgezogen. Im Rahmen des Ortswechsels wurden vier Stationen zusammengelegt, heute befinden sich 43 Betten auf einem Flur. „Wir haben bei Umzugsbesprechungen zum ersten Mal von dem Projekt TeleTracking gehört“, erzählt Carmen Friedrich, Stationsleitung der Kinderstation, der Kinderaufnahme und der Kindertagesklinik. „Denn wir haben uns gefragt, wie wir diese neue, viel größere Station absichern können.“
Neubau schafft neue Möglichkeiten
„Außerdem haben wir überlegt, wie man in Erkältungszeiten Infektionsketten nachvollziehen könnte – das war tatsächlich kurz vor Beginn der Pandemie“, erinnert sich Dr. Raimar Goldschmidt, Chief Digital Officer im Klinikum Braunschweig und außerdem Geschäftsführer der Tochtergesellschaft skbs.digital GmbH. Die Projektassistentin der skbs.digital GmbH, Vivien Schönfeld, ergänzt: „In der Kinder- und Jugendmedizin hat man es ja nicht nur mit harmlosen Erkältungskrankheiten zu tun. Auch gastroenterologische Infektionen und das Respiratorische Synzytial-Virus, was als Atemwegsinfektion insbesondere für Säuglinge und Kleinkinder gefährlich sein kann, bedürfen der sofortigen Eindämmung.“
Mit der Installation des Systems TeleTracking konnten beide Ansprüche vereint werden: Einerseits wird die örtliche Sicherheit der Kinder gewährleistet, andererseits kann man Kontakte der Kinder untereinander nachvollziehen. Das funktioniert so: In Fluren und Patientenzimmern hängen Infrarotsender. Jedes Kind erhält bei Stationsaufnahme ein Armbändchen, in das ein sogenannter „Tag“ (aus dem Englischen für „Marker“ oder auch „Etikett“) integriert ist. Dieser „Tag“ sendet seinen Standort an den Hauptsender zurück. Das Armband benötigt keine eigene Energiezufuhr, es funktioniert wie ein Passiv-Infrarot-Bewegungsmelder.
Würde ein Kind unbemerkt die Station verlassen, ertönt ein sogenannter „Walk-out-Alarm“, darauf ließe sich sofort reagieren. Carmen Friedrich: „Bei uns ist noch nie jemand verschwunden! Aber jetzt haben wir in den neuen räumlichen Gegebenheiten die Sicherheit, dass wir sofort merken, wenn ein
Ein Sender im Armband erlaubt, Kontakte bei Infektionen nachzuverfolgen oder ein Kind schnell aufzufinden, wenn es nicht im Zimmer ist.
Kind unbemerkt auf Erkundungstour gehen sollte.“ Prof. Dr. Hans Georg Koch, Chefarzt des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin, erklärt: „Der Neubau hat uns die Chance geboten, innovative Technik wie das Tracking hier bei uns zu implementieren. Im alten Gebäude wäre das gar nicht möglich gewesen.“
Erproben Innovation mit Mehrwert: Dr. Raimer Goldschmidt, Chief Digital Officer im Klinikum, und Prof. Dr. Hans Georg Koch, Chefarzt im Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin.
der Eltern haben bis heute
zugestimmt, dass ihr Kind mit
dem TeleTracking-Armband auf
Station geortet werden darf.
Teletracking: Ein Projekt mit Zukunft
Das Pilotprojekt ist ein Erfolg: „Wir haben gesehen, dass es hervorragend funktioniert und auch gut von den Eltern angenommen wird“, sagt Prof. Dr. Hans Georg Koch. Vivien Schönfeld ergänzt: „Bei der stationären Kinderaufnahme informiere ich die Eltern über unser Sicherheitssystem. Die meisten unterschreiben das Einwilligungsformular sofort, denn das TeleTracking erhöht ja nicht nur die Sicherheit auf Station, wir können retrospektiv nachverfolgen, ob es Kontakt zu einem infizierten Kind gab oder eben gerade nicht.“
„Wir planen, das Projekt flächendeckend auf unseren mehr als 30 Stationen im Klinikum umzusetzen“, so Dr. Raimar Goldschmidt. „Wir haben gesehen, dass die Technik funktioniert. Sie lässt sich ideal um das Kapazitätsmanagement von TeleTracking erweitern, etwa um die Auslastung der Betten zu dokumentieren.“ „Zwei Faktoren sind die größten Zeitfresser in der Pflege: Patientinnen und Patienten für beispielsweise anstehende Diagnostiken schnell zu kontaktieren, wenn sie gerade nicht im Zimmer sind, aber auch, den aktuellen Einsatzort von Geräten zu ermitteln“, resümiert Vivien Schönfeld eine Erkenntnis aus dem Klinikalltag. „Mit dem TeleTracking-System wird es möglich sein, genau das zu erkennen und diese Zeiten zu minimieren, Abläufe wesentlich effizienter zu gestalten und Wartezeiten zu verkürzen.“